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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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mein Haus gekommen sind, um Wache zu halten. Ich stecke irgendwie in diesem Moment fest.«
    »Dieses Gefühl kenne ich.«
    »Was willst du, Kalyn ? Was erwartest du dir von all dem ?«
    »Frieden, glaube ich. Und genau zu wissen, was meiner Schwester widerfahren ist. Du verstehst das nicht. Bevor Lucy verschwand, verlief mein Leben reibungslos. Ich war Special Agent, und ich machte Karriere im Bureau. Alles verlief nach meinen Wünschen. Ich hatte genau die Freunde und Verbindungen, die ich wollte. Die nächsten zehn, fünfzehn Jahre hatte ich schon geplant. Ich wollte vom FBI weggehen und Staatsanwalt werden. Aber nachdem Lucy …«
    »Da ist alles aus der Bahn gelaufen.«
    »Ja.«
    »Du kannst trotzdem noch alles so machen, wie du es geplant hast. Das weißt du doch, oder ?«
    »Nein, das kann ich nicht. Das FBI hat mich entlassen. In meiner Akte stehen schreckliche Dinge über mich, die nie gelöscht werden. ›Emotional instabil‹, ›Klinische Depression‹. Dieser Teil meines Lebens, diese Träume … sie sind gestorben.« Sie sagte es ohne jede Emotion, ohne jedes Bedauern. Zum ersten Mal fielen Will die dünnen weißen Narben an ihren Handgelenken auf.
    Er berührte sie und fuhr mit dem Finger über die Narben.
    »Letztes Jahr«, flüsterte sie, »war hart. Ich war einfach so müde, weißt du ? Ich bekam keine Luft mehr. Hast du jemals an so eine Lösung gedacht ?« Er nickte. »Aber du hattest Devlin.«
    »Ich weiß nicht, ob ich ohne sie noch leben würde.«
    »Hast du dich jemals einfach … kaputt gefühlt ?«
    Will blickte Kalyn in die Augen. Er hatte das Gefühl, sie noch nie wirklich gesehen zu haben. »Du bist eine der ungewöhnlichsten Frauen, denen ich je begegnet bin«, sagte er. »Das ist die Wahrheit.«
    Kalyn schmiegte sich an ihn.
    Lang aufgestaute Energien brachen hervor. Schließlich lösten sie sich atemlos und ein wenig verwundert voneinander. Will klopfte das Herz bis zum Hals. Er konnte die glatte Haut von Kalyns Bein an seinem Arm kaum ertragen.
    »Ich kann das nicht«, sagte er, stand auf und verließ das Zimmer.

35
    Am nächsten Morgen rasierte Will sich gerade im Badezimmer, als Devlin an die Tür klopfte. Sie kam herein, setzte sich auf die Wanne und starrte ihren Vater an.
    »Morgen«, sagte Will und rasierte sich weiter. »Hast du gut geschlafen ?«
    »Ja. Und du ?«
    »Viel zu gut. Ich könnte noch ein paar Stunden länger im Bett bleiben.«
    Devlin gab Zahnpasta auf eine Zahnbürste und begann, sich die Zähne zu bürsten. »Was machen wir heute ?«
    »Nun, du kannst hierbleiben und tun und lassen, was du willst.«
    »Fährst du weg ?«
    »Kalyn und ich wollen sehen, ob wir jemanden finden, der uns in die Wolverine Hills fährt.« Will ließ das Rasiermesser vorsichtig über die Krümmung am Kinn gleiten.
    »Und wenn ihr jemanden findet ?«
    »Dann fliegen wir da hin.«
    »Ohne mich ?«
    »Ja.«
    Devlin spuckte ins Waschbecken und ließ die Zahnbürste sinken.
    Will drehte den Wasserhahn auf, um sich den Rasierschaum abzuwaschen.
    »Liebes, ich habe keine Ahnung, was uns dort draußen erwartet. Ich habe dich bereits viel zu sehr in Gefahr gebracht, und du bist mir viel zu kostbar, um dich dorthin mitzuschleppen …«
    »Du brauchst mich nicht zu schleppen, Dad.«
    Will ergriff ein Handtuch und tupfte sich das Gesicht ab, »Es ist ja nur für einen Tag, Devi.«
    Sie begann zu keuchen. Tränen traten ihr in die Augen.
    »Beruhige dich, Baby. Ich möchte doch nur, dass du …«
    »Hör auf, mich so zu nennen. Ich bin kein Kind mehr.« Ihre Augen brannten.
    »Du hast recht. Du bist kein Kind mehr, aber du bist erst sechzehn, und ich fühle mich schon schlimm genug, weil ich dich hierher mitgenommen habe. Ich werde diese Fehler nicht …«
    Devlin schlang weinend die Arme um ihn. »Bitte, nimm mich mit. Ich will nicht zurückgelassen werden. Sie ist doch meine Mutter. Ich will genauso sehr wie du wissen, was mit ihr passiert ist.«
    »Sieh mich an. Nein, sieh mich an.« Er packte seine Tochter an den Armen. »Ich werde dich nicht in Gefahr bringen.«
    »Du bist alles, was ich noch habe, Dad. Weißt du das ?«
    »Natürlich weiß ich das.«
    »Dann müssen wir auch zusammenbleiben.«
    Das Büro der kleinen Fluglinie Arctic Skies lag am Fluss, der sich durch Fairbanks schlängelte. Im Telefonbuch hatte gestanden, dass es morgens um zehn Uhr aufmachte, und als Devlin, Will und Kalyn pünktlich dort eintrafen, saß ein Mann in einem Drehstuhl, hatte die Beine auf seinen Schreibtisch

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