Spur ins Eis
Alaska 3 in westlicher Richtung entlang, wobei sie ständig an Höhe gewannen. Dann wand sich das graue Asphaltband in südlicher Richtung nach Anchorage, aber sie flogen weiter über die Wildnis nach Westen.
So einsam und öde war es noch nicht einmal in der Wüste Nord-Arizonas. Kein Zeichen menschlicher Ansiedlungen. Endlose Fichtenwälder, ab und zu unterbrochen von helleren Flecken, wo hauptsächlich Birken wuchsen. Von hier oben sahen sie aus wie Goldadern, weil sich jetzt im Herbst gerade das Laub färbte.
Sie flogen über Hügel, über weite Tundraflächen. Buck machte sie auf Karibuherden aufmerksam und zeigte ihnen ein weißes Bergmassiv in der Ferne – der Mount McKinley, der höchste Berg Nordamerikas.
Nach einer Stunde fragte Devlin : »Gibt es denn dort, wo wir hinfliegen, auch Grizzlybären ?«
»Darauf kannst du wetten«, antwortete Buck. »Da draußen gibt es überall Bären. Und gerade jetzt solltet ihr ihnen aus dem Weg gehen. Es ist schon spät im Jahr, und sie versuchen, sich vor dem Winterschlaf genügend Speck anzufressen.«
»Was ist mit Wölfen ?«
»Davon gibt es auch viele.«
»Sind sie gefährlich ?«
»Oh nein. Du hast Glück, wenn du überhaupt einen siehst. Halte auch Ausschau nach Karibus, Elchen und Füchsen. Das ist das Gute an so wenig bekannten Gegenden wie den Wolverines – es gibt reichlich Wildtiere. Hey, ich glaube, ganz weit hinten am Horizont kann ich schon unser Ziel erkennen. Willst du nicht mal für eine Weile den Steuerknüppel übernehmen, Samantha ?«
Will war es übel, und vom Dröhnen des Motors tat ihm der Kopf weh.
»In einer Minute sind wir in den Wolverines«, sagte Buck.
»Können Sie uns kurz darüber fliegen ?«, fragte Kalyn. »Nur damit wir ein Gefühl für das Gebiet kriegen.«
»Klar.« Er drückte den Steuerknüppel nach vorn, und die Schnauze der Cessna senkte sich erdwärts. Wills Magen hob sich, und Devlin kreischte.
»Das ist wie auf der Achterbahn«, sagte sie.
Das Flugzeug drehte nach links.
»Das sind sie ?«, fragte Kalyn.
»Das sind Ihre Hügel.
Sie waren jetzt nur noch dreihundert Meter über dem Boden, und die Wolverines lagen unter ihnen wie niedrige Erdwellen. Es war wirklich nur ein kleines Gebiet. Sie konnten die gesamte Kette mit einem Blick erfassen – bewaldete Hügel wogten um die höchste Erhebung, einen tausend Meter hohen, namenlosen Gipfel, der größtenteils über der Baumgrenze lag und nur durch die Färbung des Unterholzes hervorstach. Mitten durch die Hügel zog sich ein Tal, in dem zwei Seen lagen, einer in der Mitte, ein anderer am östlichen Rand.
»Könnten Sie auf beiden Seen landen ?«, fragte Kalyn.
»Überall dort, wo Sie gerne möchten.«
»Joe, siehst du das ?«
Es dauerte einen Moment, bis Will realisierte, dass Kalyn mit ihm sprach. »Was ?«
Sie zeigte aus ihrem Fenster. »Oh, jetzt ist es wieder weg.«
»Was war es denn ?«
»Es sah aus wie ein Gebäude am Ufer des inneren Sees.«
»Das könnte gut sein«, sagte Buck. »Nachdem Sie heute früh weg waren, habe ich einen Freund angerufen, um mir noch ein paar Informationen zu den Wolverines zu besorgen. Er sagte, um die Jahrhundertwende habe es hier draußen Goldgräber gegeben, am Eisfluss, der die Hügel im Süden verlässt. Anscheinend haben sie nichts gefunden, aber es würde mich nicht wundern, wenn es da unten immer noch ein paar alte Bauten geben würde.«
»Es war ein großes Gebäude«, sagte Kalyn. »Aber es wurde von den Bäumen verdeckt und war schwer zu erkennen.«
»Na, Sie können es sich ja anschauen. Das wäre doch eine tolle Wanderung für Sie drei. Wo soll ich denn jetzt landen ?«
Sie landeten auf dem äußeren See. Es war eine turbulente Landung, und das Wasser spritzte bis zur Windschutzscheibe.
Als Buck den Motor abstellte, war es halb drei am Nachmittag. Der Propeller kam spuckend zum Stehen, und die Cessna glitt ans sandige Ufer.
Nacheinander stiegen sie über die Pontons aus.
Es war kalt. Ein rauer Wind trieb kleine Wellen an den Strand, und aus dem trüben, grauen Himmel fiel feiner Nieselregen.
Will und Buck öffneten die Gepäckluke und brachten die drei Rucksäcke ans Ufer.
»Kennen Sie sich mit Campen aus, Mr Foster ?«, fragte Buck.
»Ein bisschen. Warum ?«
»Glauben Sie, Sie können das Zelt alleine aufbauen ? Und kommen Sie mit dem Wasserfilter und dem Propangaskocher zurecht ?«
»Klar, das kann ich.«
»Ich würde ja hierbleiben und Ihnen noch eine kleine Einweisung geben, aber das schlechte
Weitere Kostenlose Bücher