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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Mann und drehte ihn auf den Rücken. Aus seinen Mundwinkeln rann Blut ins Gras. Die glasigen Augen waren nur noch Schlitze. Sie lehnte ihn gegen einen Fichtenstamm und schlug ihm ins Gesicht.
    »Wohin fliegt das Flugzeug ?«
    Er schüttelte den Kopf und riss seine Weste auf. Verständnislos blickte er auf die beiden dunklen Flecken auf seinem Hemd, die sich rasch über seinen Bauch ausbreiteten. Er begann zu weinen.
    »Ich kann dir helfen«, log Kalyn ihn an. »Ich bringe dich ins Krankenhaus. Du könntest überleben. Aber ich muss wissen, wohin das Flugzeug geflogen ist.«
    »Mir ist kalt«, stieß er hervor.
    »Willst du leben ?«
    Er nickte.
    »Dann sag es mir.«
    Er flüsterte etwas.
    »Was ?«
    »Hills.«
    »Was soll das heißen ?«
    »Wolverine Hills.«
    »Wolverine Hills ?«
    Er nickte.
    »Wo ist das ?«
    Der junge Mann hustete Blut und stöhnte : »Bitte.«
    »Wie heißt der Typ, der aus dem Flugzeug ausgestiegen ist ?«
    Sein Blick wurde trüb, als ob jemand Jalousien heruntergezogen hätte.
    »War das der letzte Austausch, oder wollte der Mann mich nur zu jemandem bringen ? Ich muss wissen …«
    Er atmete aus, und die Muskeln an seinem Hals und seinem Rücken entspannten sich. Er sank nach vorne. Kalyn berührte seinen Hals. Dann stand sie auf und schaute sich um. Drei Leichen in der Wildnis, und es wurde dunkel.

32
    Will und Devlin betraten den Coffee Shop, der zugleich auch als Internet-Café diente. Ungeduldig warteten sie darauf, dass ein Computer frei wurde. An den Wänden hingen bizarre Fotos von kopulierenden Karibus. Auf der Bühne an der hinteren Wand stand ein College-Student und stimmte seine akustische Gitarre. Draußen war es schon dunkel, und Will wollte gerade aufgeben, als endlich ein Computer frei wurde.
    Er und Devlin teilten sich einen Stuhl vor einem der Macs. Die Verbindung war wahnsinnig langsam, und es dauerte fünf Minuten, bis SoniyaMobile’s Website geladen hatte. Es war jetzt drei Tage her, seit Kalyn ihm ihren Login - ID und ihr Password gesagt hatte. An den ID erinnerte er sich sofort, aber ihr Password bestand aus Buchstaben und Zahlen, und er brauchte fünf Versuche, bis es richtig war.
    Als die Google-Karte endlich lud, sagte er so laut »Scheiße«, dass die anderen Gäste aufblickten und ihm böse Blicke zuwarfen.
    »Oh nein«, stieß Devlin hervor.
    Das kleine Symbol für Jonathans Truck war bereits im nördlichen British Columbia.
    »Er fährt nach Hause«, sagte Will. »Er hat sie schon an den Käufer übergeben.«
    »Ist sie tot ?«, flüsterte Devlin.
    »Frag mich das nicht ständig«, erwiderte er scharf.
    Der Gitarrist stand mittlerweile am Mikro, zupfte Saiten und kündigte eine experimentelle Mischung aus Hip-Hop-Folk an, wie er es nannte.
    »Geh seiner Spur nach, Dad.«
    »Was ?«
    »Du kannst nachvollziehen, wo Jonathans Truck überall gewesen ist. Hier, ich mache es.« Sie ergriff die Mouse und ging mit dem Cursor zum Menü. Als sie auf VIEW TRACKING HISTORY klickte, klingelte Wills Handy. Er zog es aus der Tasche und starrte ungläubig auf das Display.
    »Wer ist es ?«, fragte Devlin.
    Er drückte auf die grüne Taste. »Hallo ?«
    »Will ?«
    »Scheiße, Kalyn, bist du okay ?«
    »Wo bist du ?«
    »In Fairbanks, Alaska.«
    »Wo in Fairbanks ?«
    »Im Coffee Shop an der Universität. The Last Drop.«
    »Ich bin in zehn Minuten da. Geh nicht weg.«
    Will klappte das Handy zu und blickte seine Tochter fassungslos an.
    Devlin begann zu weinen.

33
    Narben
    Will und Devlin standen frierend vor dem Coffee Shop. Sie zogen die Kälte des Abends in Alaska dem Gitarrengeklimper im Lokal vor. Ein schwarzer Suburban bog auf den Parkplatz ein. Durch das zersplitterte Fenster auf der Fahrerseite grinste Kalyn sie an.
    Sie stieg aus, und Will und Devlin stürzten auf sie zu, um sie zu umarmen.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Will ihr ins Ohr.
    »Hey.« Kalyn umfasste sein Gesicht mit beiden Händen. »Ich bin in Ordnung. Ist schon gut.«
    »Was ist mit dir passiert ?«
    »Wir können später unsere Geschichten austauschen. Jetzt folgt ihr mir erst einmal. Ich muss diesen Wagen loswerden. Er ist voller Glas und Blut.«
    Will folgte dem Suburban durch Fairbanks, bis sie schließlich zu einem Safeway gelangten. Kalyn parkte den Wagen in der hintersten Ecke und wischte fünf Minuten lang alles ab – Lenkrad, Türen, Schaltknüppel –, alle Stellen, an denen sie unter Umständen Fingerabdrücke hinterlassen haben konnte.
    Dann setzte sie sich neben Will auf den

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