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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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gelegt, rauchte eine Zigarre und blätterte den Daily News-Miner durch. Das Büro war klein und spärlich eingerichtet – nur ein Schreibtisch, ein Computer, ein paar Stühle und eine künstliche Pflanze. An den Wänden hingen gerahmte Poster – Fotos von verschneiten Bergen, Grizzlybären, die Lachse fingen, Nordlicht.
    »Buck Young ?«, fragte Will.
    Der Mann blickte über den Rand seiner Zeitung und stieß eine Rauchwolke aus.
    »Derselbe.«
    Er sah ein bisschen heruntergekommen aus: rote, wässerige Augen, wettergegerbte Haut, grau gesprenkelter Bart. Auf seinen schulterlangen grauen Haaren, die er wahrscheinlich seit einer Ewigkeit nicht mehr gewaschen hatte, saß eine mindestens zwanzig Jahre alte Yankees-Baseballkappe.
    »Wir suchen jemanden, der uns zu den Wolverine Hills fliegt«, sagte Will.
    »Wirklich ? Zu den Wolverines ?«
    »Ja. Kennen Sie das Gebiet ?«
    »Klar. Ich habe vor zwei Jahren einmal einen Jäger dorthin geflogen. Kommen Sie, setzen Sie sich.«
    Vor dem Schreibtisch standen nur zwei Stühle, deshalb setzte sich Devlin auf die Armlehne von Kalyns Stuhl.
    »Wohnt da draußen jemand ?«, fragte Will.
    »Nein. Es gibt keinen abgelegeneren Flecken in ganz Alaska.«
    »Es ist also öffentliches Land ?«
    »Soweit ich mich erinnere, ist ein Teil öffentlich, aber das meiste gehört den Athabascan-Indianern. Hören Sie, wenn Sie zahlen, fliege ich Sie überallhin. Aber mich interessiert doch, warum es ausgerechnet die Wolverines sein müssen ? Da gibt es nicht so besonders viel zu sehen. Und es ist ein furchtbar langer Flug.«
    »Es tut mir leid, aber wir haben nun mal unser Herz daran gehängt«, sagte Kalyn.
    Buck nahm seine Stiefel vom Schreibtisch und beugte sich vor. »Was wollen Sie da draußen eigentlich machen ?«
    »Wir möchten zwei Tage lang dort campen und wandern.«
    »Haben Sie eine Ausrüstung ?«
    »Nein.«
    »Ich kann Sie mit allem versorgen, was Sie brauchen.« Buck zog einen Taschenrechner aus einer Schublade und begann leise murmelnd Zahlen einzutippen. »Sechshundert Kilometer hin und zurück. Mietausrüstung für zwei Tage. Drei Personen. Mit Führer ? Ohne Führer ?«
    »Nur wir drei.«
    »Das wird Sie ungefähr dreitausend kosten.«
    Kalyn blickte Will an. Er nickte. Dann wandte er sich zu Buck. »Wir möchten so schnell wie möglich aufbrechen. Heute noch wäre ideal.«
    Um ein Uhr mittags trafen sie sich mit dem Buschpiloten an der Chena Marina, einem Wasserflugzeughafen außerhalb von Fairbanks. Buck lud gerade Vorräte in den Gepäckraum der einmotorigen Cessna 185. Das Äußere der Maschine wirkte nicht gerade vertrauenerweckend, da sie überall Beulen hatte und die Farbe abgeblättert war.
    »So, ich glaube, ich habe alles für euch«, sagte Buck. »Heute Abend soll es schlechtes Wetter geben, deshalb sollten wir so schnell wie möglich starten.«
    Das Flugzeug war ein Viersitzer mit reichlich Stauraum im hinteren Bereich. Der Innenraum war mit hellgrauem Teppich gepolstert, und auf den Ledersitzen lagen Schaffelle. Devlin bat darum, neben Buck sitzen zu dürfen, und er verlieh ihr den Status eines Co-Piloten. Sie schnallten sich an, und kurz darauf glitt Buck zum Ende des Teiches. Über Kopfhörer teilte er ihnen mit, dass der Flug etwa neunzig Minuten dauern würde.
    »Wie schnell fliegen wir und wie hoch ?«, fragte Devlin.
    »Hundertzwanzig Knoten auf fünfzehnhundert Metern.«
    »Cool.«
    Der 300 PS starke Motor drehte hoch, der Propeller verschwand, und die Cessna beschleunigte auf dem Wasser.
    Will starrte aus dem Fenster, als die Landschaft vorbeiraste, und dachte an ihr Gespräch auf der Fahrt vom Hotel zum Hafen. Er und Kalyn waren sich über die Grundregeln dieser Expedition einig. Sie wollten sich umschauen, aber nicht mit jemandem in Kontakt kommen. Wenn sie etwas fanden, würden sie warten, bis Buck sie abholte, und bei ihrer Rückkehr würden sie die Behörden in Fairbanks verständigen. Sicherheit und Devlins Schutz waren oberste Priorität.
    Buck zog den Steuerknüppel zu sich heran, und das Flugzeug stieg sanft in die Luft. Sie glitten über die Bäume, und Will musste schlucken, weil seine Ohren zugingen. Das Hafenbecken und die Stadt blieben hinter ihnen zurück, und er sah auf einmal, wie klein und unbedeutend Fairbanks wirkte, umgeben von endlosen Wäldern, die nur selten von einer Straße oder einem Fluss durchbrochen wurden. Er tätschelte Devlins Schulter und spürte, wie Kalyn seine Hand drückte.

36
    Eine Viertelstunde lang flogen sie am

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