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Spur ins Eis

Spur ins Eis

Titel: Spur ins Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Glas erschien der Raum bläulich, abgesehen von der orangefarbenen Flamme eines Kerosinofens und der Kerze auf der Fensterbank, die unruhig flackerte. Nach und nach konnte sie Formen und Umrisse erkennen – ein Bett, eine Kommode, ein Schreibtisch am Fenster. Als ihre Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, sah sie, dass jemand zugedeckt im Bett lag. Der Körper lag von ihr abgewandt, aber sie sah, dass Atemwolken in die Luft aufstiegen.
    Über Devlins Kopf knisterte es, und die gesamte Lodge schien zu rumpeln.
    Auf dem gesamten Korridor gingen Lampen an, die in die Decke eingelassen waren, und der warme Atem einer Zentralheizung drang durch einen breiten Schlitz im Boden in ihr Gesicht.
    Sie ging bis zum Ende des Flurs. Dort führte ein leerer Alkoven mit einem großen Fenster zu einer Treppe.
    Gerade wollte sie die Treppe hinuntergehen, als sie Schritte von der Halle her hörte. Sie lief in den zweiten Stock und spähte im Alkoven dort vorsichtig um die Ecke.
    Jemand kam den Gang entlang, und unter einer Deckenlampe sah sie, dass es ein Mann in einem schwarzen Overall war. Er hatte ein rotes Band um seinen linken Oberarm gebunden und hielt ein Repetiergewehr in der Hand, dessen Riemen von seiner Schulter hing. Er war groß und sehr dünn, trug einen Stetson und hatte lange Haare, die ihm bis zu den Schultern reichten.
    Devlin wich zur Treppe zurück und rannte ins Erdgeschoss hinunter, zurück in die Halle.
    Neben der Bibliothek war ein Bogendurchgang, der ihr noch nicht aufgefallen war. Als sie hindurchlief, kam sie an einer Öffnung vorbei, die rechts von ihr zu einer weiteren Treppe führte.
    Der Durchgang endete an einer soliden Holztür, die offen stand. Sie blieb stehen und blickte um die Ecke in ein Speisezimmer mit einem Esstisch, der so groß war, dass bequem zweiundzwanzig Personen daran sitzen konnten. In der Mitte des Tisches stand ein üppiges Blumenarrangement aus heimischen Pflanzen. Zwei große Kandelaber mit brennenden Kerzen standen zu beiden Seiten davon. Die Stühle sahen sehr teuer aus, ebenso wie der Leuchter, der über dem Tisch hing.
    Am anderen Ende des Esszimmers befand sich ein riesiger Kamin, in dem ein Feuer prasselte.
    Durch große Fenster fiel Licht herein, und an den Wänden hingen Jagdtrophäen – Köpfe von Elchen und Karibus mit unglaublich mächtigen Geweihen, ein Grizzlybär.
    Draußen in der Halle ertönte eine Glocke – anscheinend wurde eine Mahlzeit angekündigt.
    Devlin hörte Schritte und zog sich aus dem Speisezimmer in den Gang zurück. Von der Treppe kamen Männerstimmen.
    Rasch schlüpfte sie ins Esszimmer zurück. Jetzt hörte sie auch Geräusche hinter der Flügeltür neben dem Kamin.
    Wasser lief, Teller klapperten – Küchengeräusche.
    Sie blickte sich um, aber außer einer großen Topfpflanze gab es im Raum nichts, um sich zu verstecken.
    Die Stimmen kamen immer näher, und ihr wurden die Knie weich.
    Kurz entschlossen tat sie das Einzige, was ihr übrig blieb.

44
    Durch den Wald von Stuhlbeinen sah sie sie kommen – Füße und Beine ohne Körper, mindestens ein halbes Dutzend Personen, trat in das Speisezimmer. Sie setzten sich nicht sofort, sondern wandten sich zuerst einmal zur Anrichte, auf der exotische Glasflaschen standen.
    »Bloody Mary, Sean ?«
    »Ja, gern.«
    »Wir haben anscheinend nur Diaka, Grey Goose und so einen russischen Mist.«
    »Diaka ist in Ordnung.«
    Unter dem Tisch sah Devlin, wie ein Mann in Khakihose eine Limette und ein wenig Staudensellerie zerschnitt.
    »Möchtest du auch einen, Zig ?«
    »Nein, ich nehme diesen Pasión Azteca. Wunderbar, dass sie diese Flasche Tequila ergattert haben.«
    »Ich habe ihn gar nicht gesehen.«
    »Ich schenke dir einen ein.« Frühstück – Speck, Kaffee, Eier, Pfannkuchen.
    Jemand sagte : »Jungs, auf die Dekadenz !«
    Gläser klirrten.
    »Verdammt, das geht runter.«
    »Ja, toll.«
    »Ist es nicht unglaublich, wie viel Schnee heute Nacht heruntergekommen ist ?«
    Vom Durchgang her ertönten Schritte, und Devlin sah ein Paar Stiefel und Beine in Bluejeans näher kommen. Der Neuankömmling begrüßte die anderen mit lauter Stimme.
    »Meine Herren ! Willkommen ! Es freut mich, dass Sie es noch vor dem Sturm hierher geschafft haben !«
    Der Mann blieb am Ende des Tisches stehen. Wenn Devlin die Hand ausgestreckt hätte, hätte sie seine Beine berühren können.
    Die anderen Männer traten von der Anrichte auf ihn zu und begrüßten ihn – schüttelten ihm die Hand, plauderten über den

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