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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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raus. Er hatte den Bluff durchschaut.
    Warten. Schwitzen in der Kälte unter der kugelsicheren Weste. Herzschlag jetzt in der Kehle spürbar.
    Warten. Dave würde bald etwas tun müssen.
    Was tun? Es gab keinen Ersatzplan.
    Warten.
    Der Türknauf drehte sich.
    Die Tür wurde geöffnet, schwang nach innen. Langsam.
    Ich hielt den Atem an.
    Jemand. Ein Mann.
    Zögernd.
    Dann trat er nach vorn, kam heraus. Arme in der Luft, blinzelnd im Lichtstrahl der Taschenlampe.
    Langes Haar, kahl werdend. Bart. Jeans und Pullover, barfuß. Ungefähr meine Größe.
    Dave zog hinter ihm die Tür zu. Er sagte: »Gehen Sie weiter. Stopp. Jetzt möchte ich, dass Sie sich ganz langsam hinknien, Gary. Lassen Sie die Hände oben.«
    Ich ging vorne um den Pickup herum, das Licht weiter auf den Mann gerichtet, ging so normal, wie ich konnte, holte die Handschellen hervor.
    Gary kniete, den Blick nach unten gerichtet.
    Ich erreichte die Veranda und trat hinter ihn.
    »Nehmen Sie jetzt langsam die Arme herunter«, sagte Dave. »Weit ausgestreckt, hinter Ihrem Rücken.«
    Ich brauchte eine Sekunde, um die Handschellen anzulegen. Dave blickte mich an, unbeteiligt.
    »Legen Sie sich hin, Gary.«
    Gary legte sich hin, auf den Bauch, den Kopf zur Seite gedreht.
    »Wer ist noch im Haus?«, fragte Dave.
    »Nur eine Frau«, antwortete Gary. »Sie hat Angst. Erschrecken Sie sie nicht. Sie hat nichts damit zu tun.«
    »Wie heißt sie?«
    »Glenda.«
    Dave klopfte an die Tür. »Glenda«, sagte er laut. »Haben Sie keine Angst. Wir sind von der Polizei. Sie brauchen keine Angst vor uns zu haben.«
    Ein Flurlicht ging an. Die Tür öffnete sich. Eine Frau in den Vierzigern, blondes Haar, müdes Gesicht, hübsches Gesicht, das Nachthemd am Hals mit der Faust zusammengepresst.
    Sie sah Gary, machte eine Bewegung in seine Richtung.
    Dave streckte die Hand aus, hielt sie an. »Nein, Glenda«, sagte er. »Gary ist in Ordnung. Ihm ist nichts passiert. Ihm wird nichts passieren. Wir nehmen ihn nur mit, um ihn zu verhören. Es wird Ihnen gesagt werden, wo, Sie werden Gelegenheit bekommen, mit ihm zu sprechen. Verstehen Sie?«
    Sie wandte den Blick nicht von Gary. Sagte nichts.
    »Gut«, sagte Dave. »Kann ich Sie jetzt bitten, Garys Sachen zu packen? Schuhe, Socken, Unterwäsche und so weiter.«
    Sie drehte sich um und ging hinein, immer noch schweigend.
    »Holen Sie den Wagen«, sagte Dave und hielt mir die Schlüssel hin.
    Ich eilte die Straße entlang, war in fünf Minuten wieder zurück, parkte neben dem Pickup und ging den Weg entlang.
    Dave lehnte an der Wand, eine Nylonsporttasche neben sich, ließ die Hand mit der Waffe beiläufig herunterhängen.
    »Zeit zu gehen, Gary«, sagte er.
    Gary stand mühsam auf. »Schuhe«, sagte er.
    »Später«, antwortete Dave. »Halten Sie ihn an den Handschellen, Jack.«
    Ich griff nach den Handschellen und so gingen wir den Weg zurück. Hinter uns hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde.
    »Ich liebe dich«, sagte die Frau mit brechender Stimme. »Hab dich immer geliebt.«
    »Ich liebe dich auch«, sagte Gary. »Werde dich immer lieben.«
    Am Auto sagte Gary: »Umstellt. Nur ihr zwei. Was für ein Idiot, was für ein Idiot.«
    »Dem würde ich nicht widersprechen«, antwortete Dave. »Ein mörderischer Idiot.«
    »Ich hab Dean nicht umgebracht. Das waren die, die beiden Männer. Die hab ich dann erschossen.«
    Dave nickte. »Reden Sie«, sagte er. »Vielleicht schlucken wir's. Kommt drauf an, wie hilfreich Sie sind.«
    »Ich werde helfen.«
    Dave ließ die hintere Wagentür offen. »Besser ist das. Was ist mit Canettis Band passiert?«
    »Hab ich verbrannt.«
    »Was ist mit dem Geld Ihres Vater?«, fragte ich. »Wo ist das?« Ich hatte seit Tagen nicht mehr an das Geld gedacht.
    Gary sah mich fragend an. »Woher wissen Sie denn davon?«
    »Ich bin sein Anwalt, und ich bin hier, um sein Geld zurückzuholen.«
    »Nicht mal zwei Cops«, stöhnte Gary. »Ein Cop und ein Anwalt. Ich fass es nicht.« Er dachte einen Augenblick nach. »Im Schuppen sind fünfzig Riesen oder so. Ich zeig's Ihnen.«
    »Das muss ich kriegen«, sagte ich zu Dave. »Das ist der Grund, warum ich in dem ganzen Mist hier mit drin hänge.«
    Dave sah auf seine Uhr. »Sie werden bald hier sein.«
    »Wer?«
    »Zwei andere Leute. Fliegen von Canberra. Ich konnte nicht auf sie warten. Okay, fahren wir da runter.«
    Zu Gary sagte er: »Auf den Boden. Gesicht nach unten.« Zu mir: »Im Handschuhfach sind noch andere Handschellen.«
    Ich fand sie. »Legen Sie

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