Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman
zwei unförmige kugelsichere Westen heraus, mattierte schwarze Nylon-Windjacken, eine lange, mattschwarze Stablampe. Wir zogen unsere Mäntel aus und legten die Ausrüstung an. Die Weste war überraschend leicht. In der Tasche meiner Windjacke fand ich etwas. Ein Taschentuch, ein sauber zusammengefaltetes Taschentuch. Vermutlich noch vom letzten Einsatz. Gebügelt und gefaltet von jemandem. Einer liebenden Ehefrau?
Wir gingen einen halben Kilometer zurück und kletterten an einem Eckpfosten über den Zaun. Nicht ganz ohne Mühe, in meinem Fall, mit der großen Stablampe in der Hand.
Auf Painters Grund und Boden, mit Painters Gebäude rechts von uns. Der Boden war feucht, schwammig. Wir hielten uns links von den großen Gebäuden, Dave vorn, bergauf, das Gehen wurde schwerer.
»Zum Teufel damit«, sagte Dave ruhig. »Wir gehen nach unten und nehmen lieber die Straße.«
Wir gingen bergab, gingen zwischen den großen Blech-hallen hindurch. Es war keine Hühnerfabrik mehr. Hier und da Rost, überall lagen Dinge verstreut, alles sah verlassen aus. Wir bogen links ab, gingen direkt neben der Straße wieder bergauf, geschützt durch eine Reihe junger, immergrüner Bäume.
Das dunkle Haus. Ein niedriges gemauertes Wohnhaus, alt. Hatte schon lange vor der Eierfabrik hier gestanden. Zaun, struppige Hecke, Durchfahrt für Fahrzeuge rechter Hand. Vor dem Haupteingang parkte ein alter Pickup, Dodge oder Ford.
Zehn Meter von dem Wagen entfernt blieb Dave stehen und kniete sich hin. Ich kniete mich neben ihn, spürte meinen Herzschlag.
»Ich rufe ihn an.« Leise, feste Stimme. »Wenn ich ihn rauskriege, gehe ich direkt auf die Haustür zu. Sie bleiben hinter dem Wagen, beobachten meinen linken Arm. Wenn er hochgeht, richten Sie das Licht auf die Haustür. Wenn ich die Waffe auf ihn gerichtet habe, kommen Sie näher, ohne Eile, ohne ihm Angst einzujagen. Und legen ihm die Handschellen an. Okay?«
Ich nickte, mein Herz klopfte jetzt wild.
Dave nahm sein kleines Handy heraus, drückte einen Knopf. Die Nummern leuchteten. Er gab eine Kombination ein, hielt das Telefon ans Ohr.
Ich konnte hören, wie es drinnen klingelte.
Klingelte.
Klingelte.
Wir blickten uns an. Dave sah leicht amüsiert aus. Mit seiner rechten Hand zog er eine automatische Waffe aus einem Holster unter seinem linken Arm.
Klingeln.
»Hallo.« Die vorsichtige Stimme einer Frau. Angstvoll.
Dave lächelte, ein bedauerndes Lächeln.
»Gary Connors, bitte«, sagte er.
Schweigen.
Dave hielt das Telefon hoch, so dass ich mithören konnte.
Schweigen.
Geräusche.
Ich blickte auf das dunkle Haus. Was geschah darin?
Eine Stimme sagte: »Gary Connors.«
Eine müde Stimme, aber nicht verschlafen.
»Gary. Detective Inspector David Gwynne von der Australian Federal Police. Hallo. Ich stehe draußen. Ihr Haus ist von Polizisten umstellt. Ich möchte, dass Sie jetzt zur Vordertür kommen, sie öffnen und mit erhobenen Händen herauskommen. Das wäre der einfache Weg. Die professionellen Killer rundherum haben allerdings andere Vorstellungen. Das ganze Haus zusammenschießen. Und alle, die sich darin befinden. Können Sie mir folgen?«
Dave stand auf und fing an, auf das Haus zuzugehen, das Telefon am linken Ohr, die Waffe in der rechten Hand, gesenkt. Als er den Pickup erreichte, huschte ich geduckt hinter ihm her, erreichte das linke Vorderrad, lugte um die Stoßstange herum.
»Niemand wird Ihnen etwas tun, Gary«, sagte Daves ruhige Stimme. »Ich gebe Ihnen mein Wort. Ich will Sie lebendig, sehr lebendig. Und Sie werden am Leben bleiben. An der Tür decke ich Sie mit meinem eigenen Körper, diese schießwütigen Mistkerle werden's nicht riskieren, mich zu erwischen.«
Er ging direkt auf die Tür zu, trat auf die Veranda, stellte sich links neben die Tür, das Gesicht zur Wand, den Rücken mir zugekehrt.
Er redete weiter, aber ich konnte nicht mehr hören, was er sagte.
Dann hörte er auf zu reden. Klappte das Telefon zu. Steckte es in seine Jackentasche.
Sein linker Arm hob sich.
Ich stand auf, Arme auf der Motorhaube, zielte mit der Taschenlampe.
Ein greller, glänzender Strahl aus weißem Licht traf die Haustür, eine alte Holztür, deren Farbe abblätterte. Darüber ein Oberlicht, verstaubtes Eisblumenglas.
Warten. Kein Licht im Haus.
Dave an der Wand, nah genug, um den Türknauf zu berühren, den rechten Arm angewinkelt, die Waffe an seiner Nase.
Warten.
Irgendwo im Haus ging Licht an, ein Schein hinter dem Oberlicht.
Warten.
Er kam nicht
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