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Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman

Titel: Spur ins Nichts - Ein Jack-Irish-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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ein einziges Wort, ein deutsches.
    » Unwürdig .« Er hatte sein Gesicht von mir abgewandt, blickte in Richtung einer Druckerei und dachte über Mrs. Purbricks Bibliothek nach. Seine Hände, diese riesigen Maschinen, lagen mit den Handflächen nach oben auf seinen Oberschenkeln. Mir fiel auf, dass ich mich nicht erinnern konnte, Charlies Hände jemals ruhen gesehen zu haben.
    Ich wusste, was er meinte, auch wenn es dem widersprach, was er früher einmal zu mir gesagt hatte. Bis ich in die Gipps Street abgebogen war, sagte ich nichts. Dann: »Zutiefst unwürdig . Schlimmer als unwürdig . Aber seit wann macht dir unwürdig etwas aus? Ich dachte, du baust die Sachen für die Generationen, die noch kommen?«
    Charlies Stimmung heiterte sich nicht auf. »Manchmal«, sagte er, »fürchte ich, dass die kommenden Generationen genauso unwürdig sein könnten.«
    Vor dem Eingang zur Werkstatt setzte ich ihn ab und fuhr um die Ecke, um in der Seitenstraße zu parken. Mein Handy klingelte, als ich gerade aussteigen wollte.
    »Jack Irish? Tony Rinaldi hier.« Die schroffe Stimme eines Anwalts.
    »Tony, Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht mehr an mich …«
    »Aber natürlich erinnere ich mich noch an Sie. Sind gestern Abend mit dem verdammten Greer um die Häuser gezogen, nehme ich an.«
    »Können wir uns vielleicht mal vertraulich über die Frage unterhalten, die Drew Ihnen gestellt hatte?«
    Pause. »Es tut mir leid, Jack. Ich weiß nicht, was Drew aus meiner Bemerkung entnommen hat, aber ich denke, er hat die Dinge völlig falsch verstanden. Auf jeden Fall ist das alles streng vertraulich. Ich darf nicht darüber sprechen. Sie werden das zu würdigen wissen, auch wenn Greer es nicht tut.«
    Wir verabschiedeten uns. In meinem Büro starrte ich aus dem Fenster, lauschte den Industrie-Geräuschen von gegenüber, dachte an Gary und die TransQuik-Verbindung. Gab es die? Und wenn, warum strengten sie sich dann so an, die zu verleugnen? Wer hatte Gary als vermisst gemeldet?
    Ich holte mein Notizbuch heraus, fand die Nummer von der Karte, die die Bundespolizei Clive Wendell hinterlassen hatte, und wählte sie. Es klingelte kurz, dann piepste es wieder.
    »Collins Büroservice«, sagte ein Mann. »Die Nummer, die Sie gewählt haben, wird derzeit nicht benutzt.«
    »Was ist Collins Büroservice?«
    »Wir stellen komplett eingerichtete Büros zur kurz- oder langfristigen Miete bereit.«
    »Können Sie mir sagen, wer diese Nummer am fünften April dieses Jahres gemietet hatte? Vielleicht habe ich die falsche Nummer.«
    »Aber sicher, Sir.« Ich hörte eine Tastatur klicken. »Sie wurde für zwei Tage im Namen von J.A. Ashton gemietet.«
    »Haben Sie eine Adresse?«
    »Es tut mir leid, Sir, darüber liegen mir keine Informationen vor. Die Miete wurde bar bezahlt.«
    So viel zu den Bundesagenten Carmody und Mildren.
    Das Telefon klingelte, als ich gerade aufgelegt hatte.
    »Jack, Tony Rinaldi. Vergessen Sie den Anruf von eben. Was ist mit heute? Über Mittag?«

uf dem Fußweg am Fluss kam Tony Rinaldi, als Kleinster in einer Gruppe von vier Joggern, auf mich zu getrabt. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift Auch der kurze Arm des Gesetzes ist lan g und war im Vergleich zum letzten Mal, als ich ihn gesehen hatte, deutlich dünner. Die eigene Frau an eine Bibliothekarin zu verlieren, kann eine solche Wirkung haben.
    Ich stand auf. Tony sah mich, keuchte seiner Meute etwas zu und fiel vom Trab in Schritt.
    »Jack.« Er rang nach Luft und schüttelte mir nicht die Hand, sondern sank auf der Bank neben mir zusammen, die kurzen, haarigen Beine von sich gestreckt. Ich setzte mich, ließ ihn zu Atem kommen und bot ihm die Plastikflasche mit Mineralwasser an. Er hatte mich gebeten, ihm eine mitzubringen, falls ich ihn abfangen wollte, bevor er sein Wasserloch erreicht hätte.
    Er trank die halbe Flasche leer, tröpfelte sich Wasser auf die Brust, keuchte noch eine Weile. Schließlich holte er einmal tief Luft. »Danke, Kumpel.« Er fuhr sich mit der Hand durch sein dünner werdendes Haar. »Mein Gott, mich mit dieser Meute einzulassen, das ist echt das Schlimmste, was ich je gemacht hab. Die Mistkerle warten, bis man so erledigt ist, dass man kaum noch Luft kriegt, dann beschleunigen sie das Tempo und fangen an, einem Fragen zu stellen.«
    Er nahm noch einen großen Schluck von dem teuren Wasser, holte noch einmal tief Luft. »Also. Klostermann Gardier. Wie sind Sie auf den Namen gestoßen?«
    Ich erzählte es ihm. »Gary nennt sich selbst

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