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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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dass sich einer von ihnen den Kopf am Türrahmen des Abstellraums gestoßen hatte. Das passierte ihr jedes Mal, hinein ging man gebückt und hinaus vergaß man es.
    Sie stiegen langsam die schmalen Treppenstufen hinunter, und sie hörte, wie sie die Tür zu ihrem Arbeitszimmer öffneten, erinnerte sich, dass dort noch immer eine Malerlampe an der Decke baumelte, seit sie vor Jahren den Raum hatte streichen lassen. War ihr das jetzt peinlich?, überlegte sie. Nein, schon eher das Handtuch, das sie im Schlafzimmer anstelle eines Vorhangs verwendete, eine Verlagswerbung, »Endlich Zeit zum Lesen« stand drauf, und allmorgendlich zählte sie die Buchstaben. Hatte sie die Betten gemacht? Sie glaubte nicht. War die Schmutzwäsche im Korb und nicht auf dem Rand der Wanne? Sie hoffte es. Was suchten sie dort oben, noch dazu so oberflächlich?
    Sie hörte sie auf dem Treppenabsatz die Tür zum zweiten Abstellraum, in dem sie Berge von Aktenordnern aufbewahrten, öffnen und wieder schließen, bevor sie ganz herunterkamen. Sprenger ging einfach an der Küche vorbei und rüttelte an der Tür der Gästetoilette, die stets von außen abgeschlossen war, weil sie sonst manchmal unvermittelt aufsprang, was einen ziemlich erschrecken konnte. Linke kam drauf und drehte den Schlüssel. Sie ließen die Tür offen stehen und gingen in den Keller.
    Auf einmal wurde ihr klar, was sie suchten, sie fragte sich nur, warum Hartmann das nicht bereits gestern erledigt hatte. Sie würden einen Haufen Leichen in ihrem Keller finden, Spinnen und Kellerasseln, vielleicht eine Maus. Mehr nicht, hoffte sie, und hielt unwillkürlich den Atem an.
    Auf einmal stand Hartmann in der Küchentür, und sie fuhr wie ertappt zusammen und drückte so hastig ihre Kippe aus, als handelte es sich um den besagten Joint.
    »Sind die Kollegen eingetroffen?«, erkundigte er sich statt einer Begrüßung.
    »Keller.« Sie konnte durchaus auch wortkarg sein.
    Er nickte. »Als Sie am Sonntag nach Hause gekommen sind, wer hat da die Tür aufgeschlossen?«
    »Ich war das«, antwortete sie, »und ja, es war abgeschlossen. Genauso wie im Laden. Also ist der Aufwand, den Sie treiben, Zeitverschwendung. Wenn jemand Franziska entführt oder gar ermordet hätte, dann würde er wohl kaum hinter sich abschließen.«
    »Außer diesem Jemand läge sehr daran, dass kein Einbruch geschieht. Wer könnte das wohl sein?«
    Also beharrte er noch immer auf der Theorie, dass es sich nicht um einen unbekannten Täter handelte. Marilene hatte zwar versucht, sie zu beruhigen, sie wüsste doch selbst, dass er so vorgehen musste, und natürlich wusste sie das, hatte die Worte »reine Routine« oft genug gelesen, sogar oft genug geschrieben, und trotzdem war es etwas vollkommen anderes, in der Realität im Mittelpunkt der Ermittlungen zu stehen. Zu dieser Erkenntnis war sie gestern schon gekommen, erinnerte sie sich, aber das hieß nicht, dass sie sich damit abfinden konnte. Linke und Sprenger kamen die Kellertreppe hochgepoltert und enthoben sie einer Antwort.
    Hartmann zog lediglich fragend die Brauen hoch, worauf seine Kollegen synchron, aber stumm verneinten. Man schien bei der Polizei auf Grußformeln zu verzichten – eine Gepflogenheit, von der sie keine Ahnung gehabt hatte, und sie fragte sich, ob sie ihre Manuskripte dahingehend ändern sollte.
    »Da unten kommt Ihnen aber ganz schön der Putz runter«, bemerkte Linke.
    »Hm«, sagte sie. Sollte sie jetzt fegen gehen?
    Sprenger öffnete den Mülleimer. »Wann geleert?«, fragte er.
    »Donnerstag? Freitag, vielleicht.« Sie zuckte mit den Achseln und sah zu, wie er den Beutel entnahm, ihn zuknotete und vor die Haustür stellte.
    »Gibt es etwas, von dem Sie sicher wissen, dass die Vermisste und nur sie es angefasst hat?« Linke immerhin würdigte sie eines vollständigen Satzes.
    Sie überlegte. Die Geräte im Laden fielen aus, Franziskas Tasse war längst gespült. Sie stand auf und blickte sich suchend um, ging zur Arbeitsplatte im Flur. »Ja«, sie streckte die Hand aus, aber Linke fing sie ab.
    »Kaugummi«, sagte sie und ärgerte sich über ihre Dummheit.
    »Nichts passiert.« Linke beruhigte sie. »Ich brauche einen Abdruck von ihr.«
    Ihr sank der Mut, als er begann, das schwarze Pulver zu verteilen. Wer würde den Dreck wegmachen?
    »Ich geh Klinkenputzen«, erklärte Hartmann.
    Ihre Klinken waren es nicht, von denen er sprach, denn er ging hinaus in den Laden, wechselte ein paar Worte mit Frau Borden, die anscheinend inzwischen

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