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Spur nach Ostfriesland

Spur nach Ostfriesland

Titel: Spur nach Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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allein war, und kam noch einmal in den Flur zurück, das Handy am Ohr.
    »Paul«, hörte sie ihn sagen, »die Frisur stimmt nicht, sie hat jetzt eine Dauerwelle, selbe Länge, sie trug Jeans, eine dunkle Jacke, blau oder schwarz, und sie hatte einen schwarzen Rucksack dabei.«
    »Die Jacke ist blau«, warf Katharina ein, »und normalerweise trägt sie eine grau-grün gemusterte Mütze und einen dazu passenden Schal. Der Rucksack hat feine bunte Linien, blau und grün, glaube ich.«
    Hartmann zollte ihr einen anerkennenden Blick und gab die Information weiter. Kunststück, dachte sie, wenn man schreibt, muss man genau beobachten. Sie registrierte solche Dinge ganz unbewusst und konnte sie nach Belieben abrufen.
    »Wann kommt Ihr Mann nach Hause?«, fragte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte.
    Sie schaute auf die Uhr. »In einer halben Stunde etwa.«
    »Ihr denkt an den Wagen?«, wandte er sich an Linke, der ihre Küche in einen Kohlenkeller verwandelte.
    »Zieh Leine.« Sprenger schien sich in seiner Ehre gekränkt zu fühlen, und Hartmann zog ein Foto von Franziska aus der Tasche und verschwand, um Katharinas Leben auf den Kopf zu stellen.
    Sie wusste, dass das, was er vorhatte, unumgänglich war, dass es lebenswichtig war, eine Spur zu finden, einen Zeugen, der etwas gesehen hatte, wie sonst sollte Franziska gefunden werden können. Aber, und dieses Aber wog schwer, es würde Gerüchte geben. Aus der jungen Frau, die in ihrer Buchhandlung gearbeitet hatte, würde sehr schnell die Frau, die bei Martens verschwunden war, aus einer mutmaßlichen Entführung würde in Windeseile Schlimmeres. Stille Post. Fragezeichen wurden dabei nicht weitergegeben, und natürlich war es ungleich befriedigender, wenn man mit Wissen auftrumpfen konnte, statt mit Spekulation. Das Ausloten menschlicher Verhaltensweisen, das sie beim Schreiben so faszinierte, war in der Realität bisweilen erschreckend. Jemand hauchte plötzlich in den Spiegel, den sie vorhielt, und nichts war mehr so wie zuvor. Und wenn ihre Zahlen zurückgingen, würden sie mit Sicherheit keinen Käufer für die Buchhandlung finden.
    Linke schaute sie merkwürdig an, und sie fragte sich, ob sie laut gesprochen hatte. Einerlei, sie drehte sich um und ging in den Laden. Hier war sie bloß im Weg.
    »Was machen die da?« Frau Borden wies mit dem Daumen über ihre Schulter in den Flur.
    »Sie versuchen herauszufinden, ob Franziska hier etwas zugestoßen ist.«
    »Wahrscheinlich steckt einfach ein Mann dahinter, und es gibt keinen Grund für all die Aufregung.«
    Das schien ihr sogar sehr wahrscheinlich, wenn auch in anderem Kontext. »Wieso?«, fragte sie. »Hat sie da etwas angedeutet?«
    »Nein«, sagte Borden, »aber alles andere kann ich mir nicht vorstellen, wir sind doch hier quasi auf dem platten Land.«
    »Können Sie sich eigentlich noch an Birgit Kainz erinnern?« Katharina glaubte nicht, dass Hartmann sich schon nach ihr erkundigt hatte, und je kooperativer sie sich zeigte, desto besser.
    »Eine Kundin?«
    »Nee, Praktikantin.«
    »Ach ja, die Dicke, die dann nicht mehr wiedergekommen ist.«
    »Sie ist spurlos verschwunden damals, das ist das Problem, und deshalb glaubt keiner an einen Zufall.«
    »Ach du Scheiße.«
    »Genau«, stimmte sie zu. »Können Sie sich an irgendetwas in Zusammenhang mit ihr erinnern, etwas, das Ihnen seltsam vorgekommen ist, ein Kunde vielleicht, der ihr zu nahe getreten ist, oder so?«
    »Wenn man in ihre Nähe kam, war man automatisch zu nahe, aber doch sicher nicht in dem Sinne.«
    Meine Rede, dachte sie.
    »Bei Franziska schon eher«, sagte Frau Borden. »Da war doch dieser, wie heißt er noch? Irgendwas mit ›G‹, der sie zu einem Urlaub eingeladen hat.«
    »Hat sie Ihnen davon erzählt?«
    »Ich war dabei. Nicht sichtbar, nein, ich war im Taschenbuchraum, und ich sage Ihnen, der hat nicht lockergelassen. Erst als noch ein Kunde kam, ist er abgezogen. ›Ich komm drauf zurück‹, hat er gesagt, auf seine anzügliche Art.« Sie schüttelte sich. »Sie wissen, wen ich meine, der ist immer so. Wenn man bei dem nicht auf drei im Baum sitzt, hält er einen für willig.«
    »Meinen Sie Gentner?« Sie musste zugeben, dass der Mann etwas Öliges an sich hatte, das ihr auch nicht lag. Er war arrogant, mochte nichts lieber, als jemandem seine Inkompetenz vorzuhalten, und er hielt sich für Gottes Geschenk an die Menschheit, einen wahren Traummann. Aber wirklich ernst nahm sie seine Masche nicht.
    »Genau den. Ich kann mir zwar

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