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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sich schon einmal hereingestohlen, als sie unter der Dusche gestanden hatte, und die Gelegenheit schamlos ausgenutzt, indem er sie in den Duschvorhang gewickelt und sie dann durch das transparente Plastik hindurch gestreichelt hatte.
    Doch Solly antwortete nicht, und als sie die Augen öffnete, war niemand da.
    Sie verwarf den Zwischenfall und die damit verbundene schwache Enttäuschung, zog sich an und ging zum Missionskontrollraum, wo Solly ein Abendessen mit Hühnchen, Fruchtsalat und frisch gebackenem Brot vorbereitet hatte. Sie unterhielten sich über Belanglosigkeiten, als die Schiffs-KI sich unvermittelt meldete: »Solly«, sagte sie, »ich verliere die Kontrolle über einen Teil meiner Funktionen. Sie werden irgendwohin umgeleitet. Zu einem alternativen Manager.«
    »Das kann nicht sein«, entgegnete Solly. »Willst du andeuten, dass sich ein Virus in dein Betriebssystem eingeschlichen hat?«
    »Es fällt mir schwer genau festzustellen, was die Ursache ist, Solly.«
    »Welche Systeme verlierst du?«
    »Ich habe Probleme mit der Kommunikation, der Diagnostik und der Lebenserhaltung. Der Zustand verschlechtert sich weiter, während ich hier mit dir spreche.«
    »Ham, was können wir tun, um das zu ändern?«
    »Ich weiß es nicht, Solly. Vielleicht solltest du auf manuelle Steuerung gehen. Falls sich der Prozess fortsetzt, bin ich in Kürze nicht mehr in der Lage, zuverlässig zu funktionieren.«
    »Können wir das?«, fragte Kim. »Können wir das Schiff manuell nach Hause bringen?«
    »Sicher«, sagte Solly. »Es bedeutet lediglich, dass wir sämtliche Schalter selbst umlegen müssen. Und dass wir beim Andocken vielleicht den einen oder anderen Kratzer abkriegen, aber ansonsten ist es kein Problem.« Trotzdem wirkte er besorgt.
    Sie beendeten ihr Abendessen in etwas angespannterer Stimmung, bevor sie zur Brücke gingen. Kim nahm noch etwas vom frisch gebackenen Brot mit.
    Solly entfernte ein Wandpaneel mit der Aufschrift AUTO OFF. »Ham«, sagte er, »ich werde dich in regelmäßigen Abständen überprüfen. In der Zwischenzeit versuchst du bitte, das Problem zu lokalisieren und auszuschalten.«
    »Jawohl, Solly. Ich werde mich bemühen, das zu tun.«
    Solly legte einen großen kürbisfarbenen Hebel um. Eine Reihe orangefarbener Kontrollleuchten blinkte auf. »Endlich muss der Pilot doch noch etwas tun, um sein Geld zu verdienen«, sagte er zu Kim.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Kim.
    »Wir entspannen uns.« Solly deutete auf die Navigationskonsole in seinem Pult. »Wenn du irgendwo rote Lampen aufflackern siehst und ich bin nicht da, dann rufst du mich.«
    »Würden denn nicht Alarmsirenen losheulen, wenn irgendwas nicht stimmt?«
    »Vielleicht. Aber falls wir einen Virus im System haben, dürfen wir uns nicht mehr darauf verlassen.« Er schien den Zweifel in ihrem Gesicht zu bemerken. »Keine Sorge, Kim. Uns geschieht nichts.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles. Das Schiff ist immer noch zum größten Teil automatisiert. Es erzeugt immer noch heißes Wasser, lädt die Energiezellen auf und versorgt uns mit Nahrung. Der einzige Unterschied zu vorher besteht darin, dass wir jetzt ein paar Knöpfe mehr drücken müssen, bis die Dinge so sind, wie wir sie haben wollen.« Er verstummte, während er über ihre Lage nachdachte. »Wenn es eine Abweichung zwischen den vorgegebenen und den tatsächlichen Parametern geben sollte, dann bemerkt sie das Schiff nicht. Was bedeutet, dass wir den Heizregler hin und wieder hoch oder runterdrehen müssen. Kein Problem, wenn man einmal von der eher kleinen Unbequemlichkeit absieht.«
    Kim nahm sich Zeit, bevor sie die Frage stellte, die ihr eigentlich auf der Seele brannte. »Solly«, begann sie, »glaubst du, es ist möglich …« Sie zögerte erneut.
    »Dass …?«
    »… dass der Virus von diesem Objekt stammt?«
    »Nein«, entgegnete er vielleicht ein wenig zu hastig. »Es ist ein Fehler in der Programmierung, Kim. So etwas kommt vor.«
    Kim vermied angestrengt, das Thema noch einmal anzuschneiden. An diesem Abend gingen sie hinunter in den Erholungsraum und sahen sich Party of Five an, ohne jedoch am Spiel selbst teilzunehmen. Es war eine leichte Komödie, in der die Hauptdarsteller herausfanden, dass ihre Nachbarn eine Gruppenehe aus zwei Männern und drei Frauen führten.
    Sie lachten nur wenig, und Kim musste den größten Teil der Zeit daran denken, wie groß und leer das Schiff mit einem Mal schien. Solly gab sich alle Mühe, entspannt dreinzublicken, doch

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