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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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nicht lösen lassen wird.«
    »Finden wir es heraus.«
    Kim hatte häufig genug Schach gespielt, um die Grundprinzipien zu kennen. Gehe immer davon aus, dass der Gegner den bestmöglichen Zug macht. »Die Sache gefällt mir nicht«, sagte sie.
    Solly bemühte sich auszusehen, als hätte er alles unter Kontrolle. »Vielleicht ist es nur ein Spiel. Wenn mehr dahinter steckt, wenn dort draußen irgendetwas passiert, dann sag der Hammersmith, sie soll nach St. Johns fliegen, ja? Flieg nicht nach Hause. Wenn wir schon das Risiko eingehen müssen, etwas zu verlieren, dann besser den Außenposten und nicht Greenway.«
    Sie fühlte sich leer und ausgebrannt, als sie ihm zusah, wie er in seinen Druckanzug stieg. Und plötzlich musste sie an das Projekt Leuchtfeuer denken. Hier sind wir. Kommt und holt uns. Aber nein, das war wirklich zu dumm. Es war nicht vernünftig.
    »Was mich an dieser Geschichte so ärgert«, sagte sie ihm über Funk, nachdem er sich fertig angezogen hatte und in der Luftschleuse verschwunden war, »ist die Tatsache, dass ich offensichtlich nie imstande bin, irgendetwas zu tun, um dir zu helfen.«
    »Bis jetzt hast du fast alles allein gemacht, Kim. Jetzt setz dich hin, und in einer halben Stunde bin ich wieder zurück.«
    Sie deaktivierten die künstliche Gravitation und schalteten sämtliche Außenlampen der Backbordseite ein. Minuten später zeigte eine Kontrollleuchte an, dass sich die Außenluke der Schleuse geöffnet hatte. Sie wies die KI an, Solly mit sämtlichen Kameras zu beobachten, die das Schiff auf ihn richten konnte.
    »Kim«, sagte die Hammersmith, »er hat auch eine Kamera auf seinem Helm.«
    »Kannst du sie aktivieren?«
    » Selbstverständlich. «
    »Dann tu das.«
    Drei Schirme wurden hell und zeigten Solly einmal von der Seite, einmal von hinten sowie das, was seine Helmkamera sah. Eine vierte Kamera richtete sich auf das Objekt.
    Solly befestigte das Halteseil an einen Sicherheitsring unmittelbar außerhalb der Luftschleuse und stapfte anschließend zielstrebig über den Rumpf, gesichert durch seine magnetischen Stiefel.
    Es gab keine Sterne und keinen Sternenhimmel. Zeit und Raum existierten zwar in diesem fremden Universum, doch Ersteres war komprimiert, Letzteres schien zu schwanken. Es war nicht wie eine Nacht unter schweren, dichten Wolken, denn selbst Wolken wären sichtbar gewesen, spürbare Objekte, deren Präsenz man fühlen konnte, deren Gewicht den Beobachter bedrückte. Dies hier war ein wirkliches Nichts, ein Fehlen von allem, ein Universum, das der Theorie nach weder Materie noch Energie enthielt mit Ausnahme der winzigen Beträge, die durch Sprungmotoren gelegentlich von außen zugeführt wurden.
    Es erinnerte Kim an die schrecklichen Augenblicke in dem Durchfluss des Damms, als die Welt sich rings um sie zusammengezogen hatte, sie unter sich zu begraben drohte. Als das einzige Licht, das Licht ihres Handscheinwerfers, in einer Dunkelheit des Bewusstseins und des Verstandes verblasst war, die scheinbar ewig anzuhalten schien.
    Solly bewegte sich zwischen Antennen und Sensoren und Gehäusen hindurch, die den Rumpf der Hammersmith übersäten. Sie sah, wie er sich dem fremden Objekt näherte und seinen Scheinwerfer darauf richtete. Es hatte sich zwischen einer Wartungsluke und einem Sensormast festgesetzt.
    »Was meinst du, Kim?«, fragte Solly.
    »Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Sei bitte vorsichtig.«
    Er berührte das Objekt mit der Spitze seiner isolierten Stange. Es reagierte nicht. »Ich schätze, ich werde ihm einen Schubs verpassen«, sagte er.
    »Aber nicht zu fest«, riet sie.
    »Ich schubse.«
    Sie sah keine Reaktion.
    »Es sitzt ziemlich fest«, berichtete er. »Wahrscheinlich magnetisch verankert.«
    Er bückte sich und versuchte, die Stange unter das Objekt zu schieben. Der Sattelsitz öffnete sich wie eine Iris. Kim zuckte zusammen.
    Genau wie Solly.
    Es war, als würde sie ein dunkles Auge anstarren.
    »Solly …«, flüsterte sie.
    »Ich sehe es.« Die Öffnung maß im Durchmesser ungefähr zwanzig Zentimeter. Die Dunkelheit darin war greifbar und vielleicht ein paar Zentimeter tief.
    »Sei bitte vorsichtig.«
    Solly wartete ab, ob vielleicht noch etwas anderes geschehen würde. Als das Objekt sich nicht mehr rührte, setzte er seinen Versuch fort, die Stange darunter zu schieben. Kim konnte nicht viel sehen: Alles war eine Mischung aus Schatten und grellem Licht und Sollys Armen dazwischen. Sie wünschte, er könnte es mit nach drinnen bringen,

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