Spuren im Nichts
sie.
»Gegen sechs Uhr morgen früh.«
Es war nicht ganz zweiundzwanzig Uhr, und bis zum Rücksprung waren es nur noch ein paar Minuten. »Zwanzig Stunden?«, fragte sie. »Das erscheint mir aber ziemlich lang.«
»Es liegt an der Zeitverschiebung während des Hyperraumflugs«, erklärte er. »Wir wissen im Voraus nie genau, wo wir materialisieren. Also legen wir die Koordinaten ein gutes Stück von Greenway weg.«
»Klingt vernünftig.«
»Überprüf deine Sicherheitsgurte, ja?«
Sie konnte hören, wie die Sprungmotoren Energie aufnahmen. Solly aktivierte die externen Sensoren und Kameras. Sie lehnte sich zurück, doch sie hielt die Kontrollleuchten des Hyperkommtransmitters weiter im Auge.
Als es nur noch eine Minute bis zum Übergang war, seufzte Solly: »Du rechnest wirklich damit, dass etwas passiert, nicht wahr?«
»Ich denke, dass bereits etwas passiert ist«, erwiderte sie. »Aber um deine Frage zu beantworten: Ja. Ich glaube, wir sollten mit Matt Kontakt aufnehmen, sobald wir dazu imstande sind. Ich möchte ihm berichten, was los ist.«
»Und was willst du ihm sagen? Dass du glaubst, wir hätten etwas an Bord, das nicht da sein dürfte?«
»Genau.«
Er wurde ernst.
»Wenn du das tust, kommen wir vielleicht in absehbarer Zukunft nicht nach Hause. Du wirst ihnen einen gewaltigen Schrecken einjagen, und wir verbringen die nächsten Jahre an Bord der Hammersmith.«
»Ich weiß nicht, welche Möglichkeit wir sonst hätten, Solly.«
Der Countdown zeigte Nullen, und er drückte die Eingabetaste.
Eine Welle aus Übelkeit ging durch ihren Leib, doch sie bemühte sich, ihren Atem unter Kontrolle zu halten und an andere Dinge zu denken. Beispielsweise, wie schön es trotz der Probleme mit Solly gewesen war. Oder dass Emilys Leichnam unten in seinem Container lag und irgendjemand dafür bezahlen würde.
Die Übelkeit verflog rasch, und die Fenster erhellten sich mit vertrauten Sternbildern. Auf einem der Nebenschirme erschien Greenway mit seinen Monden.
»Rücksprung durchgeführt«, sagte er.
Kim nickte und behielt die Hyperkomm-Leuchten im Auge.
Solly aktivierte eine Verbindung nach Sky Harbour. »Hier ist die Hammersmith. Wir nähern uns mit manueller Steuerung. Der Bordrechner ist ausgefallen. Wir bitten um Unterstützung.«
Während sie darauf warteten, dass das Signal Greenway erreichte und die Raumflugkontrolle antwortete, überflog Solly seine Instrumente. »Alles scheint normal zu sein«, sagte er.
Kim wusste nicht, was sie von alledem halten sollte. Sie wünschte sich, dass das Problem verschwand, wollte mit ihrer Entdeckung nach Hause und ihren Erfolg feiern. Doch sie wollte auch beweisen, dass sie die ganze Zeit über Recht gehabt hatte, damit Solly sah, dass die Erscheinung tatsächlich existierte. Vielleicht wollte sie sich selbst ebenfalls überzeugen. Und vielleicht wollte sie eine Entschuldigung von irgendjemandem.
»Hammersmith, hier spricht Sky Harbour.« Eine weibliche Stimme. »Wir haben Sie bereits erwartet. Ein Patrouillenschiff wird Sie zum Dock eskortieren.« Die Stimme nannte Solly einen Kursvektor und eine Geschwindigkeit.
»Das klingt überhaupt nicht gut«, sagte er.
Er steuerte das Schiff auf den vorgegebenen Vektor und zündete die Hauptantriebe. Auf dem Navigationsschirm erschien ein fremdes, weit entferntes Signal. »Das wird unsere Eskorte sein«, sagte er.
»Wie weit sind sie von uns weg?«
»Mehrere Stunden.«
Irgendetwas erregte Kims Aufmerksamkeit. Eine Bewegung, ein flackernder Schatten. Sie blickte sich auf der Brücke um. Alles schien völlig normal.
»Was ist?«, fragte Solly.
»Ich weiß es nicht.« Sie streckte die Hand nach den Dioden des Hyperkommtransmitters aus. Sie waren warm. »Ich schätze, sie sind wieder durchgebrannt«, sagte sie.
Er runzelte die Stirn und fühlte selbst. Und runzelte die Stirn erneut, während er die orangefarbene Diode ausbaute und untersuchte. »Tatsächlich, du hast Recht.«
»Gibt es noch eine andere Möglichkeit herauszufinden, ob wir senden?«
»Ja.« Er betätigte eine Taste. »Patrouillenschiff, hier ist die Hammersmith. Können Sie uns hören?«
»Hammersmith, hier Patrouille Eins-eins. Wir empfangen Sie klar und deutlich. Benötigen Sie Hilfe?« Diesmal war es eine männliche Stimme. Bondolayer Akzent, jede Menge gerollter R’s.
»Senden wir ein Hyperkommsignal aus?«
»Warten Sie, Hammersmith.« Die Stimme klang geduldig. Kim wischte sich über den Mund, während sie auf die Antwort wartete, die
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