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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Schiffs, die sie jeden Augenblick überraschen konnten.
    Ihre gesamte Spontaneität schwand dahin. Während der Zeit, über die sie schon jetzt als die ›guten alten Tage‹ zu denken begann, hatten sie jederzeit irgendwo im Schiff miteinander anfangen und irgendwo anders fertig werden können. Jetzt hingegen war es so, dass sie sich jedes Mal hinter den verschlossenen Türen ihres kleinen Schlafzimmers verbarrikadierten, doch erst nachdem Kim sämtliche Lichter eingeschaltet und den Raum gründlich inspiziert hatte.
    Sie fühlte sich ungeschützt und verletzlich, wenn sie beide schliefen. Doch als sie Solly gegenüber davon anfing, blickte er sie so bestürzt an, dass sie nicht weiter darauf drängte, abwechselnd Wache zu stehen.
    Er musste sie für ein verängstigtes Kind halten und sich fragen, auf was für eine Beziehung er sich da wohl eingelassen hatte. Doch sie fühlte sich auch wie ein verletztes Kind. Wären die Rollen umgekehrt gewesen und Solly derjenige, der Dinge in leeren Korridoren sah, hätte sie ganz sicher angefangen, an ihrer Beziehung zu zweifeln. Sie fürchtete bereits, sie könnte ihn über diese Geschichte verlieren, und das war vielleicht sogar das Schlimmste daran. Doch sie konnte einfach nicht anders. Es gab eine Gefahr an Bord, und Solly glaubte ihr nicht so recht.
    Sie wurde schlecht gelaunt und verdrossen, zum einen wegen Solly und zum anderen wegen ihrer eigenen Ängste. Und in ihr wuchs ein ungezügelter Hass auf dieses Ding, das sich einfach so bei ihnen einquartiert hatte. Sie wartete und betete förmlich, dass es sich selbst auf deutlichere Weise zeigen würde.
     
    Sollys Bemühungen, die KI wieder zum Arbeiten zu bringen, brachten keinerlei erkennbare Resultate. Hin und wieder erhielt er ein paar unsinnige Antworten, manchmal per Stimmsynthese, manchmal auf den zahlreichen Schirmen an Bord, in denen Ham verkündete, dass die Abreise unmittelbar bevorstand und die Passagiere ihre Sitze aufsuchen sollten, um sich auf die Beschleunigungsphase vorzubereiten, oder dass das automatische Verpflegungssystem überlastet war und eine neue Zuführung benötigte. Immer wieder schlug die KI Kursänderungen oder Veränderungen im Missionsablauf vor, und sie wünschte ihnen zu allen Tageszeiten einen guten Morgen.
    »Wir brauchen jemanden, der weiß, was er tut«, brummte Solly verdrossen, trotzdem gab er niemals auf in seinen Bemühungen.
    Ohne die Hilfe von Ham musste er hin und wieder selbst Hand anlegen. Er war mit Routineaufgaben wie der Regelung des Energieflusses zwischen den einzelnen Maschinen beschäftigt. Weil einige Systeme zusammen mit der KI aufgehört hatten zu funktionieren, überraschte es ihn nicht sonderlich, wenn es zu Fehlfunktionen kam oder dass niemand ihm verraten konnte, welcher Natur diese Fehlfunktion war. Als irgendwann die Bordkommunikation ausfiel, benötigte er mehrere Stunden und musste in Versorgungsschächten und Kabeltunnels herumkriechen, bis er schließlich das fehlerhafte Relais gefunden und ausgetauscht hatte. Die Selbsttestprozeduren der Sprungmotoren kamen zu immer größeren Abweichungen, und regelmäßig schrillten Alarme durch das Schiff. Solly war nicht imstande, den Fehler zu entdecken, und behalf sich letztendlich damit, die Alarme einen nach dem anderen zu deaktivieren in der Hoffnung, dass die Maschinen bis zu ihrem Ziel durchhalten würden.
    Er gestand gegenüber Kim, dass er auf dieser Reise eine ganze Menge leinte.
    Kim half ihm, wo immer sie konnte, doch es geschah selten genug. Elektronik war nicht ihr Fachgebiet, doch sie stellte unablässig Fragen und lernte ebenfalls nicht wenig.
    Im Verlauf der dritten Woche stießen sie auf ein relativ ernstes Problem, als eines Nachts um drei Uhr in der Frühe der Alarm losging und signalisierte, dass die Stickstoff-Sauerstoffmischung der Bordatmosphäre die zulässigen Toleranzen überschritten hatte. Solly wusste nicht, was er deswegen unternehmen konnte, und der Alarm ging im Verlauf der folgenden Stunden noch mehrmals los und warnte, dass die Parameter immer weiter vom Soll abwichen. Er brummte mürrisch, dass der Fehler aller Wahrscheinlichkeit nach eher beim Alarmsystem selbst zu suchen war anstatt bei den Lebenserhaltungssystemen, doch er arbeitete unverdrossen weiter an der Fehlersuche und tauschte jede Funktionsgruppe aus, für die es Ersatzteile an Bord gab, bis der Alarm irgendwann verstummte.
    Kims frühere Hochstimmung wollte sich nicht mehr einstellen. Sie wanderte nicht mehr allein durch

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