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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Flieger.
    Sie schloss die Augen und machte sich so flach und klein wie möglich, als ein Hurrikan aus Sturm und kreischendem Metall über sie hinwegging.
    Der Boden erzitterte.

 
26
     
     
    Falls es stimmt, dass Artefakte Bruchstücke verlorenerWelten sind, dann sind sie gleichermaßen auch Spiegel unserer selbst.
    -TAIA DELLARIA, Eine kurze Geschichte der minagwanischen Archäologie, 588
     
    Sie erwachte in einem angenehmen, sonnendurchfluteten Zimmer. Gelbe Vorhänge rahmten die Fenster, und aus einem Lautsprecher drang leiseMusik. Fast im gleichen Augenblick wurde eine Tür geöffnet, und jemand kam zu ihr herein. Er oder sie trug einen Arztkittel.
    Kim konnte sich nicht erinnern, wie sie hierher gekommen war. Sie erinnerte sich an überhaupt nichts mehr seit der Begräbnisfeier für Solly. Sie versuchte sich auf ihren Besucher zu konzentrieren, als ihr auffiel, dass ihr rechtes Bein völlig gefühllos war.
    »Ich fürchte, es ist gebrochen«, sagte der Arzt. Er war männlich, groß und dunkelhäutig und besaß eine tiefe Stimme. Es gelang ihr nicht, sein Gesicht zu erkennen. »Aber in ein paar Tagen sind Sie wieder auf den Beinen.«
    »Bin ich in einem Krankenhaus?«, fragte sie.
    »Ja.« Seine dunklen Augen schienen über irgendetwas erfreut. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Nicht besonders.« Sie war im Zug nach Eagle Point gefahren. Ja, das war es: Sie befand sich in Eagle Point. Auf der Suche nach Sheyel.
    Der Arzt klopfte mit einem Stift auf einen Monitor und nickte zufrieden. »Sie machen sich ausgezeichnet«, sagte er. »Wahrscheinlich werden Sie sich noch eine Weile angeschlagen fühlen, aber sie haben keine ernsthaften Verletzungen davongetragen.«
    »Gut«, sagte sie.
    Der Kampf am Seeufer fand langsam den Weg in ihre Erinnerungen.
    »Kim?«
    Sheyel war tot. Alle waren tot.
    »Kim? Hören Sie mich?«
    »Ja, Doktor.«
    »Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Erstens, wie lautet Ihr voller Name?«
    Er zog einen Stuhl heran und fragte sie nach ihrem Beruf, wie sie zur Spendensammlerin geworden und ob sie gut darin war. Er wollte ihr Geburtsdatum wissen, welche Bücher sie in letzter Zeit gelesen hatte, wo sie zur Schule gegangen war und was sie studiert hatte. Er fragte, ob sie sich daran erinnerte, wie sie ins Krankenhaus gekommen war, und als sie sich den Schädel wegen einer Antwort zermarterte, beruhigte er sie mit den Worten, dass das nicht ungewöhnlich sei und sie sich deswegen keine Gedanken machen solle. Es würde schon alles wieder zurückkehren.
    Sie war mit der Valiant geflohen.
    Er fragte sie nach ihrer Meinung zu verschiedenen politischen Themen, ob sie selbst einen Flieger besäße und ob sie gerne am Meer lebte. Und er wollte von ihr wissen, wie es möglich war, dass das Universum nicht unendlich war.
    Der Polizeiflieger hatte sich der Kreatur zu sehr genähert. Sie versuchte, die Erinnerung abzuschütteln, sie einem Delirium zuzuschreiben, doch sie ließ sich nicht verbannen. Es war tatsächlich geschehen.
    Und da war der Tunnel gewesen.
    »Übrigens wartet jemand, der gerne mit Ihnen reden würde. Er hat darum gebeten, sobald wie nur irgend möglich zu Ihnen durchgestellt zu werden. Fühlen Sie sich zu einer Unterhaltung imstande?«
    »Wer?«, fragte sie.
    »Ein Mr. Woodbridge.«
    Oh. Er hatte nicht lange gebraucht. »Ja«, sagte sie. »Stellen Sie ihn durch.« Sie blickte den Arzt an. »Was ist mit dem Gespenst?«, fragte sie ihn.
    Er runzelte die Stirn. »Was für einem Gespenst?«
    »Dem Ding. Was auch immer es ist. Es hat versucht, mich zu töten.«
    »Es tut mir Leid, Kim«, antwortete der Arzt, »aber darüber weiß ich nichts. Allerdings frage ich mich, ob Sie wirklich schon fit genug sind, um Gespräche zu führen. Vielleicht sollten Sie sich erst noch ein wenig ausruhen.«
    Sie hatte die Valiant in den See geworfen. Mein Gott, hatte sie das wirklich getan? »Nein, nein, mir geht es gut, wirklich.« Sie wollte sich aufsetzen, und er half ihr und schob ihr Kissen in den Rücken. »Stellen Sie ihn durch«, bat sie.
    »In Ordnung. Aber nur fünf Minuten. Nicht länger. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    »Vielleicht etwas zu essen«, sagte sie.
    »Ich lasse Ihnen ein Frühstück bringen.« Er ging, und sie schloss die Augen.
    Der Projektor wurde hell, und sie blickte auf ein virtuelles Bild von Woodbridge.
    Er saß in einem altmodischen Eichenstuhl.
    Wegen ihrer Bettlägerigkeit war der Projektor geneigt, und Woodbridge sah von irgendwo an der Decke auf sie

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