Spuren im Nichts
erklär’s Ihnen später.«
Sie legte eine Karte mit den Maglev-Routen auf den Schirm. Der Güterzug würde auf der westlichen Schiene fahren. Durch den Culbertson. Seine normale Geschwindigkeit in offenem Land betrug um die vierhundert Stundenkilometer, doch für die Fahrt durch den Tunnel würde er auf zweihundertzwanzig Kilometer abbremsen.
»Der Zug verkehrt heute«, meldete die Luftrettung. »Und er ist pünktlich.«
»Auf die Sekunde?«
»Wie meinen Sie das?«
Sie erzählte ihm, was sie vorhatte. Er hielt den Atem an. Es konnte unmöglich ihr Ernst sein. Viel zu gefährlich, und man konnte es nicht gestatten. Seine Instruktionen lauteten, dass er sie dazu bringen sollte, immer weiter zu fliegen, bis sie das Gebilde eliminiert hatten.
»Es wird nicht funktionieren. Mit Lasern können Sie es nicht töten, und ich habe bald keine Energie mehr. Wenn ich erst landen muss, bin ich eine sitzende Ente für dieses Ding.«
»Warum ist es hinter Ihnen her?«
»Es mag meine politischen Ansichten nicht.« Kim funkelte den Sender wütend an. »Ich weiß es nicht.« Mehrere Lichtpunkte tauchten am Himmel auf. »Ihre Leute sind gleich hier«, sagte sie.
»Sehr gut. Fliegen Sie einfach weiter.«
Sie zählte vier Polizeigleiter. Diesmal blieben sie auf Distanz und feuerten auf große Entfernung. Sie wichen augenblicklich aus, wenn das Gebilde einen der Gleiter angriff. Kim bewunderte die koordinierte Vorgehensweise der Polizisten, die immer wieder aus verschiedenen Richtungen schossen. Trotzdem schien das Gebilde diesmal keine größeren Schäden mehr davonzutragen.
Kim legte den Steuerknüppel um und ging in eine weite Kurve. Sie lenkte auf den Tunnel zu. Hinter ihr blitzten die rot-weißen Strahlen der Laser wie Lichtsäbel durch die Nacht. Dann änderte sich der Blickwinkel, und sie konnte sie nicht mehr sehen.
Der Kanal der Luftrettung war minutenlang still gewesen. Jetzt meldete sich ihr Kontaktmann wieder. »Okay, Kim, es sieht ganz danach aus, als hätten Sie Recht. Wir müssen etwas anderes versuchen.«
»Was denn?«
»Wir werden versuchen, Sie aus der Luft zu bergen. Das geht schneller, als wenn Sie erst landen müssten.«
Sie starrte nach unten auf den Wald. »Nein«, sagte sie.
»Es ist vollkommen gefahrlos, Kim.«
Ihr Magen drehte sich bei der Vorstellung um. »Bestimmt ist es das. Aber es ist hinter mir her, nicht hinter dem Flieger. Es würde überhaupt nichts nützen, wenn Sie mich evakuieren.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja, das bin ich. Können wir vielleicht später darüber diskutieren?«
»Es tut mir Leid. Ich weiß, dass es im Augenblick nicht gut aussieht.«
»Ich neige dazu, Ihnen Recht zu geben.«
»Wir hatten eben noch nie mit so etwas zu tun gehabt.«
»Also gibt es keine Vorschriften für eine Situation wie diese, nicht wahr?«
»Sehen Sie, Kim, wir tun alles, was in unserer Macht steht.«
»Ja.« Ihre Stimme wurde sanfter. »Ich weiß. Aber ich werde trotzdem zum Tunnel fliegen.«
»Wir glauben nicht, dass das eine gute Idee wäre.«
»Dann nennen Sie mir eine bessere.«
Der Sprecher am anderen Ende schwieg betreten.
»Ich brauche Ihre Hilfe«, sagte sie.
»Warten Sie bitte.«
»Beeilen Sie sich. Die Zeit wird knapp.«
Sie sah die Südstrecke, als sie darüber hinweg flog. Es war die gleiche Strecke, die von den Zügen zwischen Terminal City und Eagle Point befahren wurde. Ein magnetisches Band von zwanzig Zentimetern Breite, das in Waldgebieten in Wipfelhöhe verlief und auf einem stabilen Traggerüst aus Stahl ruhte. Wenn der Winkel richtig war, reflektierte das Band das Mondlicht.
Wäre es hell gewesen, hätte sie wahrscheinlich auch die Schneise sehen können, die von den Maglev-Zügen durch den Wald geschnitten worden war. Sie verkehrten mit Überschallgeschwindigkeit und erzeugten explosive Winde, die alles zur Seite schoben, was sich in der Nähe des Bandes befand.
Bäume und Unterholz wuchsen schräg rechts und links des Bandes, als wollten sie sich so weit davon fern halten, wie es ging. Es sah aus wie das sich teilende Rote Meer, nur dass es ein Blättermeer war, das von einer unwiderstehlichen Macht getrennt wurde.
Sie folgte der Maglev-Route nach Westen und in Richtung der Berge. Hinter Eagle Point türmte sich ein gewaltiges Massiv auf, das höchste und mächtigste Gebirgsmassiv von ganz Greenway. Schneebedeckte, majestätische und ohne Tunnel unpassierbare Berge. Die Zufahrten waren übersät von alten Bergstürzen. Tiefe Canyons, schroffe Klippen und
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