Spuren im Nichts
Sie jetzt überlegen, ob Sie mitkommen oder nicht.« Sie drehte sich zu Ali um. »Wer von Bord möchte, kann dies jetzt tun. Sobald wir abgelegt haben, gibt es kein Zurück mehr.«
»Wie gefährlich ist es?«, fragte der Anthropologe, Maurie Penn.
»Das weiß ich genauso wenig wie Sie. Ich würde sagen, die Gefahr ist beträchtlich.«
»Ich bin dabei«, sagte der Mathematiker. »Eine Gelegenheit, mit einer fremden Spezies zu reden! Zur Hölle, ja!«
Es gab keine wirkliche Diskussion. Zum einen lief ihnen die Zeit davon, und zum anderen war die Aussicht auf eine Begegnung mit den Außerirdischen einfach zu verlockend. Selbst diejenigen, die normalerweise gezögert hätten, ihr Leben für irgendeine Sache aufs Spiel zu setzen, beispielsweise der KI-Spezialist Gil Chase, waren überwältigt von den sich ergebenden Möglichkeiten. Alle wollten bleiben. Was hätte sie, Kim, denn anderes von ihnen erwartet, lautete die allgemeine Antwort.
Die offizielle Besprechung war damit zu Ende. Die Liegesitze wurden in Beschleunigungsposition gedreht, und Ali machte sich auf den Weg zur Brücke.
Maurie Penn setzte sich neben sie. »Eine Mission wie diese! Wir hätten viel mehr Vorbereitungszeit gebraucht.«
»Die Umstände gestatten aber nicht mehr.«
Alis Stimme unterrichtete sie, dass der Start unmittelbar bevorstand. Die Deckenbeleuchtung wurde dunkler.
Jeder Sitz im Besprechungsraum verfügte über einen eigenen Monitor mit der Möglichkeit, die Bilder jeder externen Kamera anzuzeigen. Kims Monitor zeigte den Blick auf Greenway hinunter, und sie vergrößerte den Kontinent Equatoria. Der Schnee im Norden hatte sich weiter zurückgezogen, und der gesamte Kontinent schimmerte in frischem Grün. Im Westen erstreckte sich der Mandan-Archipel bis hinter den Horizont.
Das Ankerseil des Orbitalaufzugs verlief in weitem Bogen nach unten, als würde es von schweren Stürmen gepeitscht, und verschwand in den Wolken.
Kim spürte einen leichten Schub.
»Wir sind unterwegs«, sagte Ali.
Etwas mehr als vierzig Minuten später und ohne von der Patrouille auch nur ein einziges Mal behelligt worden zu sein, wechselten sie in den Hyperraum. Kim atmete erleichtert auf.
Die Valiant wurde ohne weitere Verzögerung zum Objekt genauester Untersuchungen. Nach der anfänglichen Woge der Euphorie kamen einige Mitglieder der Expedition zu dem Schluss, dass Kim sie zu einem leichtfertigen – und verrückten – Abenteuer überredet hatte. Doch Flexners Reputation rettete den Tag. Matt war durch und durch solide, stand mit beiden Beinen auf der Erde und ließ sich nicht leicht zu unüberlegten Aktionen hinreißen. Vielleicht war also doch etwas an Kim Brandywines unglaublicher Geschichte.
Schließlich, nachdem jeder Gelegenheit gefunden hatte, einen Blick auf das Mikroschiff zu werfen, warnte sie vor dem Versuch, es auseinander zu nehmen, und verstaute es in einer Glasvitrine in einem der ungenutzten Abteile der oberen Ebene. Zögernd aktivierte sie das Alarmsystem.
»Ich halte das für keine gute Idee«, sagte Matt zu ihr. »Damit signalisierst du den anderen, dass du ihnen nicht vertraust.«
Kim wusste es selbst. Sie entschuldigte sich bei den anderen mit den Worten, dass sie Wissenschaftler wären und die Versuchung möglicherweise zu groß sein könnte. »Wir brauchen es intakt«, sagte sie, und mit diesen Worten kam sie zum eigentlichen Zweck der Mission. »Wir werden es den Fremden zurückbringen.«
Die Wissenschaftler starrten sie aus großen Augen an, und protestierendes Gemurmel erhob sich. Tesla Duchard, die Biologin, sah aus, als hätte sie einen Schock erlitten.
Doch Kim verteidigte ihren Plan, und zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Matt sie unterstützte. »Die Hunter hat großen Schaden angerichtet«, sagte er. »Wenn wir dies wieder gutmachen können und es uns gelingt, eine konstruktive Basis zu etablieren, dann werden wir viel mehr gewinnen als ein gestrandetes Raumschiff.«
Einige murrten noch, doch am Ende sahen sie ein, dass Kim Recht hatte.
Sandra Leasing, die Hyperraumantriebe entwarf und baute, führte aus, dass die Fremden ein transdimensionales Eintrittssystem benutzten, welches sich nicht von ihrem eigenen unterschied. »Möglicherweise«, schloss sie, »gibt es einfach keinen anderen Weg, überlichtschnell zu reisen.«
»Die wirkliche Frage ist meiner Ansicht nach«, sagte Mona Vasquez, die Psychologin, »warum sie keinen erkennbaren Hauptantrieb besitzen. Wie bewegen sie sich durch den
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