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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sie in Eagle Point ankamen. Kim stieg aus, schlenderte zum Schalter der Touristeninformation und rief das Handelsregister auf. Als sie gefunden hatte, wonach sie suchte, betrat sie einen der zahlreichen Gleitstege. Minuten später sprang sie vor dem Home Shop wieder ab. Sie kaufte weißes Band und ließ es in sechs Streifen von jeweils zwanzig Zentimetern Länge schneiden.
    Als Nächstes ging sie zum Rent-All-Emporium einen Block weiter, wo sie ein Faltboot, einen Konverter und einen Jetpack mietete, zusammen mit ein paar Tauen, wie sie Bergsteiger benutzen.
    Sie ließ alles nach Wing Transport liefern, wo sie einen Flieger mietete. Eine und eine viertel Stunde nach ihrer Ankunft in Eagle Point war sie unterwegs in Richtung Süden. Sie flog über eine Landschaft dahin, deren Einzelheiten schmerzhaft vertraut geworden waren. Sie fand den Severin River und folgte seinem Verlauf durch die Canyons und über den Damm hinweg zum Lake Remorse.
    Der See lag glitzernd und still in der Nachmittagssonne. Kein Boot kräuselte die Oberfläche mit seinen Wellen. Es war fast, als wäre die Gegend losgelöst von Greenway, als wäre sie Bestandteil einer fremden Welt geworden, der Welt, aus der das Gespenst gekommen war.
    Sie zog den Metallsensor aus ihrer Kiste und verband ihn mit dem Ortungssystem des Fliegers. Als sie damit fertig war, flog sie einmal das Ufer ab, vielleicht, um sich zu überzeugen, dass sie wirklich allein war, vielleicht auch, um schnell fliehen zu können, sollte irgendetwas aus den Bäumen hervorkommen und sie verfolgen. Sie erschauerte bei der Erinnerung und verdrängte den Gedanken aus ihrem Kopf.
    Auf Cabry’s Beach hatte jemand ein Denkmal für Sheyel, Ben und die drei Sicherheitsleute errichtet.
    Sie schwebte über dem Gebilde und zögerte; sie verspürte den Wunsch, zu landen und den Toten ihren Respekt zu erweisen. Doch die Zeit war knapp. Sie nahm sich vor zurückzukommen, sobald das hier erledigt war.
    Kim wandte sich nach Norden und ging auf den gleichen Kurs, den sie bei ihrer Flucht vor dem Gespenst eingeschlagen hatte. Sie folgte ihrer Spur über den See und steuerte die Gruppe von Bäumen an, während sie den Winkel zwischen den Bergen und der Stadt und den Wipfeln abschätzte. Sie war sechzig Meter vom Ufer entfernt gewesen, als sie die Valiant ins Wasser geworfen hatte.
    Genau hier.
    Sie ging tiefer, bis sie sich nur noch wenige Meter über dem Wasser befand, und behielt den Sensor im Auge. Er leuchtete mehrmals auf, doch die Position war jedes Mal nicht ganz die Richtige. Zu weit östlich. Oder zu weit draußen.
    Schließlich jedoch fand sie, wonach sie gesucht hatte. Sie markierte die Stelle mit einer Boje, suchte einen Landeplatz und ging hinunter. Als sie mit Matt hier gewesen war, hatte sie nicht viel gespürt, nur eine Art Betäubung. Doch heute war sie wieder allein unterwegs, und die Gegend bedrückte sie, dämpfte ihre Stimmung.
    Sie versuchte, sich auf Solly zu konzentrieren, sich vorzustellen, dass er bei ihr war und ihr sagte, sie solle ruhig bleiben. Nichts da, wovor sie sich fürchten musste.
    Sie wuchtete das Faltboot aus dem Flieger, zog an einem Nippel und beobachtete, wie es sich aufblies. Hoch über ihr kreiste ein Falke. Sie war froh über seine Gesellschaft.
    Sie band die Leinen zusammen und legte sie ins Boot. Dann fügte sie ihre weißen Streifen hinzu und suchte am Ufer nach zwei Steinen, einem hellen und einem dunklen, die sie ebenfalls ins Boot warf.
    Danach kehrte sie zum Flieger zurück und stieg in ihren Taucheranzug. Sie schnallte sich den Konverter und die Jetpacks um, stöpselte den Sensor aus dem Armaturenbrett und steckte ihn in ihre Tragetasche.
    Sie war in Hochstimmung, als sie das Boot vom Ufer abstieß und hinaus zur Boje paddelte. Der Tiefenmesser zeigte zwölf Meter an. Tiefer als sie gehofft hatte, aber längst nicht außer Reichweite. Sie aktivierte den Sensor erneut. Dort entlang. Dichter ans Ufer.
    Sie paddelte zu der angezeigten Stelle, band die kürzere Leine an den dunklen Stein und warf ihn als Anker über Bord.
    Es wäre einfacher gewesen, mit einem Partner im Boot zu arbeiten, wie sie es zusammen mit Solly beim Damm getan hatte. Jetzt musste sie ohne den Vorteil eines Beobachters tauchen, der sie dirigieren konnte. Sie befestigte den Sensor an ihrem Scheinwerfer, schnallte den Scheinwerfer an ihr Handgelenk und glitt über Bord.
    Das Wasser war kühl und klar, doch in der Tiefe herrschte Dunkelheit. Sie sank tiefer, bis sie am Grund angekommen

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