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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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sein. Genügend Entfernung vorausgesetzt, verschwindet die Strahlung, und die Aussicht ist immer noch die gleiche.«
    Sie saßen in einer Runde. Kim nahm auf einem Stuhl Platz.
    »Ich frage mich«, sagte Maurie, »was für Gesellschaften sich auf der Erde entwickelt hätten, wenn wir unter einem Himmel wie diesem gelebt hätten.«
    »Religiöse Fanatiker«, sagte Kim.
    Terri kicherte. »Die hatten wir doch auch so.«
    Mona schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht sicher, ob sich unter diesen Bedingungen religiöser Eifer entwickelt hätte. Ich denke, es wäre einfacher gewesen, die mechanischen Aspekte unserer stellaren Umgebung zu erkennen, die zu Hause auf der Erde nicht so offensichtlich sind.«
    »Kim.« Alis Stimme, von der Brücke. »Ich habe hier eine Nachricht an dich.«
    »Ich bin auf dem Weg.«
    Als sie auf der Brücke eintraf, stand die Botschaft bereits auf dem Schirm:
     
    An: GR717 Karen McCollum.
    Von: SEA.
    Betreff: Artefakt.
    Persönlich an Dr. Kimberley Brandywine.
     
    Das SEA war das Sekretariat für extraterrestrische Angelegenheiten. »Zeig mir den Text, Ali.«
    »Du kannst die Botschaft auch in deiner Kabine lesen, Kim, wenn dir das lieber ist.« Er blickte besorgt drein. »Ist das die Reaktion auf das, was Sie mit Woodbridge gemacht haben?«
    Sie grinste. »Wahrscheinlich. Aber jetzt ist es sowieso zu spät, um daran etwas zu ändern. Lass die Botschaft laufen, ja?«
     
    Dr. Brandywine,
    falls Sie das Objekt mit an Bord haben, werden Sie hiermit angewiesen, es in offizielle Hände zu geben. Jede Weigerung zieht unverzügliche Strafverfolgung nach sich. Dies ist die letzte Warnung.
    Talbott Edward
     
    Talbot Edward war Woodbridges Boss. Der Mann, der ihr den Brays Stilwell Award verliehen hatte.
    »Was glaubt er denn, wie wir das bewerkstelligen sollen?«, sagte Ali. »Er muss doch wissen, wo wir sind.«
    »Er will sich rückversichern.«
    »Da bin ich nicht so sicher.« Seine Augen waren im Halbdunkel nicht zu erkennen.
    »Was denn sonst?«
    »Ich denke, wir werden Gesellschaft kriegen.« Er schwang herum und blickte sie an. »Hast du tatsächlich vor, das Mikroschiff seinen Besitzern zurückzugeben? Seinen ursprünglichen Besitzern?«
    »Ja.«
    »Und wie willst du das tun?«
    »Ganz einfach. Sobald wir sie gefunden haben.«
    »Verrat mir wie.«
    »Ich gehe vor die Tür und gebe es ihnen.«
    »Ist das nicht gefährlich? Das sind immerhin die gleichen Kreaturen, die versucht haben, Sie im Severin Valley umzubringen.«
    »Ich glaube, das war nicht typisch für sie. Ich glaube, das Ding, das im Severin Valley gestrandet war, hatte den Verstand verloren.«
    »Ich hoffe wirklich, sie sind nicht alle so.«
    »Sie müssen einfach vernünftig sein, Ali. Sonst wären sie nicht hier draußen.«
    Aus seiner Kehle kam ein dumpfes Stöhnen. »Vielleicht«, sagte er. »Aber in meinen Ohren klingt das wie ein Grabspruch.«
     
    Im Verlauf der ersten Tage trat so etwas wie Routine ein. Sie arbeiteten an verschiedenen Projekten, während sie die Sensoren beobachteten. Maurie und Terri wurden nicht müde, an den Fenstern zu stehen und nach draußen zu blicken. Für Kim sah es aus, als würde die Leere zurückstarren. Nach und nach schienen die Annahmen, die sie während des Herflugs geteilt hatten – dass ein Kontakt praktisch unausweichlich war und die Außerirdischen gespannt auf das Erscheinen eines weiteren Riesenschiffs warteten – übertrieben optimistisch, dann zweifelhaft und zu guter Letzt hoffnungslos naiv. Spekulationen wurden laut, dass die Gelegenheit verstrichen war. Verstrichen wegen der Unbeholfenheit der ersten Expedition. Kim hörte ein paar Kommentare, die andeuteten, dass sie und Solly es beim zweiten Mal besser hätten machen können, wenn sie nur vorher ein wenig nachgedacht hätten.
    Die gegenwärtige Situation, das Schweigen aus dem leeren Himmel, schien in den Augen der anderen irgendwie Kims Schuld zu sein. Wäre sie gleich im Januar zu ihnen gekommen mit ihrem Wissen, anstatt allein hierher zu fliegen, wäre die Situation vielleicht noch zu retten gewesen.
    Kim sah es in ihren Augen, hörte es an ihren Stimmen, und als die Tage verstrichen und der Gasriese in den Fenstern immer größer wurde, änderte sich auch ihre Meinung zur Valiant. Wenn das Mikroschiff früher ein einzigartiger Artefakt gewesen war, eine Verbindung zu einer anderen Zivilisation, dann war es inzwischen nur noch eine Kuriosität, die von den zurückgehenden Wogen der Geschichte ans Ufer gespült worden war, ein

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