Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
Vom Netzwerk:
hell, und sie blickten auf Postschiff, das Gemälde eines Frachters vor einem Gasnebel. Der Frachter war plump und grau, farblos, und seine Positionslichter ließen unheimliche Schatten über den Rumpf tanzen. Der Nebel hüllte das Schiff ein und strahlte in düsteren Farben. »Das ist sein letztes bekanntes Werk.«
    »Alles nach Mount Hope scheint irgendwie düster zu sein«, stellte Solly fest.
    »Ja. Angefangen bei diesem hier.« Auf dem Bildschirm erschien eine Landschaft. »Er verfiel in eine dunkle Periode, aus der er nie wirklich wieder herausfand. Das hier ist die Sturmwarnung aus dem Jahre 574.« Das Gemälde zeigte verformte Bäume und Ruinen vor dem Hintergrund eines Sommergewitters und wirbelnder Wolken. »Wenn Kane erst als wichtiger Meister anerkannt ist, werden die Menschen dies hier als die erste Arbeit seiner dunklen Phase bezeichnen.«
    »Kannten Sie ihn?«, fragte Kim. »Persönlich, meine ich?«
    »Ich kannte ihn sogar recht gut. Als er noch hier in der Gegend gelebt hat.«
    »Gibt es einen Druck von diesem hier? Sturmwarnung?«
    Gould sah in einem Katalog nach. »Ja«, sagte er. »Ich habe noch zwei. Aber sie sind nicht signiert.«
    »Das ist nicht schlimm«, antwortete Kim, froh, dass der Preis dadurch nicht astronomisch war. »Wie teuer ist er?«
    »Zweihundert.«
    »Das ist nicht gerade preiswert«, sagte Solly.
    »Ich nehme es«, sagte Kim.
    »Es ist eine limitierte Auflage«, sagte Gould beschwichtigend und strahlte. »Sie können sicher sein, dass dieser Druck seinen Wert behält.« Er entschuldigte sich und verschwand eine schmale Treppe hinauf.
    »Das ist der reinste Wucher!«, beschwerte sich Solly aufgebracht.
    »Ich weiß. Aber wir wollen schließlich, dass er weiter mit uns redet, oder? Also müssen wir etwas kaufen.«
    Er deutete auf eine tanzende Nackte.
    »Genau«, sagte sie.
    Gould kehrte mit dem Druck zurück und hielt ihn hin, damit sie ihn begutachten konnte. »Ein sehr schönes Bild«, sagte er. »Sie werden sehen, es ist eine exzellente Investition. Möchten Sie, dass ich es für Sie rahme?«
    »Nein, danke sehr«, antwortete sie. »Ich nehme es, wie es ist.« Sie fragte sich, wo sie es aufhängen sollte, und wünschte bereits, sie hätte sich für etwas aus Kanes früheren Jahren entschieden. Nachdem sie den Druck gebührend bewundert hatten, rollte Gould ihn zusammen und steckte ihn in eine Transportröhre.
    »Ist er vielleicht depressiv geworden nach dem Unglück vom Mount Hope?«, fragte Solly beiläufig.
    Gould legte die Fingerspitzen an die Schläfen, als wären die Erinnerungen schmerzhaft. »O ja. Er war einfach nicht mehr derselbe wie vorher.«
    »In welcher Beziehung?«
    »Das ist schwer zu erklären. Er war stets freundlich und entgegenkommend, und er war ein guter Gesprächspartner. Nun ja, das ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber er war kein schwieriger Mensch, wie Künstler es häufig sind. All das war nach dem Unglück vorbei. Er wurde zunehmend verschlossener. Damals bin ich nachts häufig nach Severin Village gefahren. Meine Frau hat dort gelebt, wissen Sie? Wir waren noch nicht verheiratet. Ich habe ihn häufig besucht, bei sich zu Hause, um zu sehen, wie es ihm geht. Damals war er noch nicht so bekannt wie heute. Aber ich wusste, ich wusste schon immer, dass er eines Tages zu den ganz Großen gehören würde.
    Er verkaufte seine Arbeiten über mich. Damals bekam er nicht viel dafür, nicht annähernd die Preise, die seine Bilder heute erzielen. Aber er war nicht auf das Geld angewiesen. Er malte einfach, weil es ihm Freude machte. Um sich die Zeit zu vertreiben. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Kim nickte.
    »Habe ich Ihnen gesagt, dass ich dort war, als es geschah? Als der Berg in die Luft flog? Es war entsetzlich. Die Stadt lag relativ geschützt und bekam nichts direkt ab, sonst wären wir alle tot gewesen. Aber überall fielen Felsbrocken und Bäume vom Himmel. Wir wussten nicht, was uns getroffen hatte. Und dann der Staub. Die Menschen bekamen keine Luft mehr und erstickten …« Seine Augen blickten entrückt. »Sasha und ich taten, was in unserer Macht stand, aber …« Er hielt ihr die Handflächen hin. »Aber das wollen Sie bestimmt alles gar nicht hören.«
    Kim und Solly standen abwartend da.
    »Damals hatte ich bereits angefangen, selbst seine Bilder zu kaufen. Ich wusste, dass sie unterbewertet waren. Ich brachte sie hierher und wartete einfach nur ab, bis die Preise hoch gingen. Heute sind sie dreißig, vierzig Mal mehr wert als damals.

Weitere Kostenlose Bücher