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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Kugelsternhaufen auf dem Gemälde der im Sternbild der Schlange war, siebenundzwanzigtausend Lichtjahre entfernt und weit außerhalb des von Menschen besiedelten Ausschnitts der Milchstraße. Das Gemälde strahlte Vornehmheit, Einsamkeit und Größe aus, sowohl der Sternhaufen als auch die Frau.
    Der Besitzer bemerkte Kims Interesse. »Es gibt nur hundert Drucke davon«, sagte er. »Handsigniert von der Künstlerin persönlich. Ich könnte Ihnen dieses Exemplar zu einem sehr günstigen Preis überlassen.«
    »Nein, danke«, erwiderte sie. »Allerdings interessiere ich mich für Markis Kane. Sie haben seinen Herbst, wenn ich mich nicht irre?«
    »O ja. Eins seiner besten Werke.« Er blickte Kim an, runzelte die Stirn und holte tief Luft. »Das ist unglaublich!«, flüsterte er heiser. »Sind Sie es wirklich?« Seine Stimme bebte.
    Kim hatte den Mann noch nie zuvor gesehen, und seine Reaktion war ihr im ersten Augenblick ein Rätsel.
    »Emily?«, fragte er. Solly trat neben sie.
    Das Modell in Kanes Herbst.
    Kim lächelte. »Nein«, sagte sie. »Das bin ich nicht.«
    Gould trat einen Schritt zurück, um sie von oben bis unten zu mustern. Er presste die Lippen aufeinander und nickte. »Ja«, sagte er. »Ich habe gehört, das Modell wäre gestorben. Bevor er das Gemälde angefertigt hat.« Er schüttelte den Kopf. »Trotzdem, Sie sehen ihr unglaublich ähnlich. Sind Sie vielleicht mit ihr verwandt?«
    »Ich bin die Schwester.«
    Er erschauerte in seinem Pullover, als sei ihm plötzlich kalt geworden. »Es tut mir Leid. Das war wirklich taktlos von mir.«
    »Kein Problem, Mister Gould. Es ist lange her.«
    »Ja. Natürlich.« Er betrachtete sie. »Sie sind genauso schön wie Ihre Schwester.«
    »Danke sehr. Das ist sehr freundlich von Ihnen.«
    Er schwieg und sammelte sich. »Wie bereits gesagt, ich besitze den Herbst. Aber er ist nicht zu verkaufen.«
    Solly warf ihr einen Seitenblick zu. Er glaubt offensichtlich, dass er uns eine hübsche Summe Geld aus der Tasche ziehen kann.
    »Ich stelle es lediglich aus«, fuhr der Besitzer fort. »Es ist wirklich sehr wertvoll.«
    »Dürfen wir es ansehen?«, fragte Kim.
    »Selbstverständlich.« Der Mann bewegte sich immer noch nicht und starrte auf Kim.
    »Erzählen Sie mir von Markis Kane«, bat sie, um seine Betäubung zu durchbrechen.
    »Wir besitzen fünf Originale von ihm. Außer dem Herbst, meine ich. Für eines davon, Glory, hat er ebenfalls Emily als Modell benutzt.« Er führte sie durch eine Tür auf der Rückseite des Raums und schaltete die Beleuchtung ein. Der Herbst war in einem kostbaren, handgeschnitzten Holzrahmen montiert und stand, von zusätzlichen Scheinwerfern angestrahlt, auf einer Staffelei.
    Kim betrachtete das Bild. Die Frau neben dem Fenster. Die Frostlinie. Den von Blättern bedeckten Rasen. Die beringte Welt, deren Unterseite die Baumspitzen berührte. Sie war im Untergehen begriffen. Kim war nicht klar, woher sie dieses Wissen nahm, doch sie war sicher, sich nicht zu irren. Zwei Mondsicheln, die ihr auf dem Online-Bild nicht aufgefallen waren, hingen am abendlichen Himmel.
    Der Herbst strahlte ein Gefühl von Verlorenheit aus. Die Bäume bogen sich in einen dunklen Wind, der gigantische Planet war in Oktoberfarben gemalt, und selbst seine Ringe wirkten, als seien sie in Auflösung begriffen.
    Emily sah wunderschön und wehmütig zugleich aus.
    »Er ist ziemlich gut«, kommentierte Solly. »Für einen Piloten, meine ich.«
    »Er ist einer der besten, die wir je hatten«, sagte Gould. »Die Menschen fangen gerade erst an, das zu begreifen.«
    Glory war nach dem größten von Greenways Satelliten benannt. Emily posierte verträumt vor einem Streifen mondbeschienenen Wassers. Die Schultern nackt, eine Hand auf der Wange, mit leuchtenden, nachdenklichen Augen. Das Bild war drei Jahre vor dem letzten Flug der Hunter datiert.
    Tora war ein Porträt von Kanes Tochter im Alter von ungefähr zehn Jahren. In Flussfahrt kämpften eine Hand voll Flößer in von Stromschnellen durchsetztem Wildwasser um ihr Gleichgewicht. Nächtliche Passage zeigte einen interstellaren Liner vor einem kobaltblauen Gasriesen.
    Kim erkundigte sich nach den Daten. Alle vier waren vor dem Hunter- Unglück fertig gestellt worden. »Bilde ich mir das nur ein«, fragte sie Gould, »oder besteht ein Unterschied in der Farbgebung zwischen seinen früheren und späten Arbeiten?«
    »Oh«, sagte Jorge. »Selbstverständlich gibt es den.« Er berührte eine Tastatur. Ein Bildschirm wurde

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