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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Lichter der Kasinos und Clubs waren nur undeutlich zu erkennen, und sie verblassten rasch, je höher der Starlight kam. Auf dem Schirm war so gut wie kein Verkehr zu sehen.
    »Fühlst du dich eigentlich genauso dumm wie ich?«, fragte sie Solly.
    Er saß entspannt in seinem Sitz, trank Kaffee und überließ es der KI, den Flieger zu steuern. »Es war jedenfalls nicht besonders klug«, sagte er. »Denk nur daran, wie warm und gemütlich sich dein Bett heute Nacht anfühlen wird, wenn wir wieder zu Hause sind.«
    Die Sensoren zeichneten den Fluss auf den Schirm, mit seinen breiten, waldgesäumten Ufern. Sie blickte hinaus in die schneeverhüllte Dunkelheit und bemerkte ein anderes Scheinwerferpaar, das von Westen her näher kam. Wahrscheinlich ein Zug, obwohl es schwierig war, etwas Genaueres zu erkennen.
    Sie zog die Karte hervor, die sie sich im Hotel ausgedruckt hatte, und studierte sie. »Wenn wir in Severin sind«, sagte sie, »sollten wir vielleicht etwas mehr tun als nur landen und eine Weile herumhängen.«
    »In diesem Schneesturm? Denkst du an etwas Bestimmtes, Kim?«
    »Wir nutzen die Gelegenheit und werfen einen Blick auf Tripleys Villa.«
    »Warum?«, fragte Solly.
    »Wer weiß, was wir dort finden?«
    »Nach siebenundzwanzig Jahren?«
    »Jedenfalls haben wir nichts zu verlieren, oder?«
    »In Ordnung, meinetwegen. Was immer du sagst. Aber falls es dort irgendetwas gibt, das Tripley mit der Explosion oder den verschwundenen Frauen in Verbindung bringt, dann hätte die Polizei es ganz bestimmt schon vor vielen Jahren gefunden.«
    »Soweit ich aus den Erzählungen entnehmen konnte, hat die Polizei seine Villa niemals durchsucht.«
    »Hat sie nicht? Warum nicht?«
    »Niemand hat ihn verdächtigt. Ich schätze, es gab keinen stichhaltigen Grund zu glauben, Tripley hätte etwas mit einem der beiden Zwischenfälle zu tun, und seine Familie besitzt eine Menge Einfluss. Außerdem gab es auch so genug Kummer. Er war im Chaos nach der Explosion verschwunden, wahrscheinlich verschüttet. Was war durch eine Untersuchung zu gewinnen? Vielleicht wollte unter den gegebenen Umständen niemand die Familie verärgern.«
    »In Ordnung«, sagte Solly. »Wenn du meinst. Wissen wir denn, wo wir die Villa finden?«
    »Rein zufällig«, sie grinste, »habe ich die Position hier auf der Karte angekreuzt.« Sie tippte mit dem Stift auf das Papier.
    »Warum eigentlich Tripleys Villa? Warum nicht das Haus von Kane, wenn wir schon einmal hier sind?«
    Der Starlight kämpfte schwer gegen einen heftigen Gegenwind. »Kanes Haus liegt unter Wasser.« Sie zeigte ihm die Stelle im See.
    »Ich hatte es eigentlich nicht ernst gemeint«, sagte er.
    »Wann meinst du schon mal etwas ernst, hm?«
    »Nicht, wenn ich auf Geisterjagd bin.« Es war kalt in der Kabine. Solly zog die Jacke enger um den Leib, und sie regelte die Temperatur höher.
    »Hätte ich gewusst, dass wir eine Expedition starten«, sagte er, »ich hätte vorgeschlagen, es bei Tageslicht zu versuchen.«
    Kim dachte über das nach, was sie Sheyel erzählen würde. Wir sind ins Tal geflogen. Wir haben eine Zeit lang in den Wäldern verbracht. Wir haben sogar in Tripleys Haus nachgesehen. Dort gibt es nichts.
    Doch sie wollte es endlich hinter sich bringen, und zwar jetzt. Sie hatte nicht die geringste Lust auf einen weiteren Ausflug am nächsten Morgen.
    Ein weiterer Flieger, ein Streifenfahrzeug, erschien am Rand des Nahbereichsscanners. Er flog in die entgegengesetzte Richtung und kam in einer Entfernung von weniger als zweihundert Metern an ihnen vorbei, doch sie sahen ihn nicht wirklich.
    Eagle Point war längst hinter ihnen in der Dunkelheit zurückgeblieben, und jetzt waren nirgendwo mehr Lichter am Boden zu sehen. Die KI folgte dem Severin River in südlicher Richtung, während sie auf dem graphischen Schirm ständig die aktualisierte Position darstellte. Der Fluss wurde schmaler und strömte in die erste einer ganzen Reihe von Schluchten, die ihn schließlich bis zum Damm hinunter führen würden.
    Sie musste wieder an die Gerüchte und Legenden denken, als sie tiefer in die Nacht flogen. Selbst Solly schien sich der Stimmung nicht entziehen zu können. Sie unterhielten sich mit gedämpften Stimmen, wie Leute in einer leeren Kirche, und Kim wurde bewusst, dass sie sich in ihrer Jacke immer kleiner gemacht hatte, obwohl die Innentemperatur inzwischen auf ein angenehmes Maß gestiegen war. Die Unterhaltung bestand meist aus gespielter Tapferkeit. Bemerkungen wie

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