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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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vom See herüber in den Rücken. Keinem von beiden war nach Reden zumute, bis sie den Schutz des Waldes erreicht hatten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er, als sie unter den Bäumen waren. Seine Haaren waren bereits dick mit verwehtem Schnee bedeckt.
    »Sicher.« Es war eine große Kapuze, und sie hatte das Gefühl, als blickte sie durch einen Tunnel nach draußen.
    Er zeigte den Weg, den sie einschlagen mussten, und übernahm die Führung. Über ihnen raschelte etwas, und Schnee fiel aus den Zweigen.
    Kim blickte nach oben und fragte sich, was für wilde Tiere sich hier herumtrieben. »Solly«, flüsterte sie, »gibt es hier gefährliche Raubtiere? Pumas vielleicht, oder Bären?« Die Terraformer hatten in ihrer Weisheit nichts vergessen. Sogar Moskitos gab es auf Greenway.
    »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Ich weiß es nicht.«
    »Hast du zufällig eine Waffe dabei?«
    »Nein«, antwortete er. »Wenn wir auf etwas stoßen, dann vertreiben wir es eben mit einem Stock.«
    »Gut«, grinste sie. »Es geht eben nichts über eine vernünftige Vorbereitung.«
    Sie bahnten sich einen Weg durch dichte Dornensträucher und Unterholz, überquerten kleine Lichtungen und fanden schließlich eine Pfad, der in die richtige Richtung zu führen schien.
    Sie kamen an einem eingestürzten Haus vorbei, das ganz von neu gewachsenen Bäumen überwuchert war. Es wurde erst sichtbar, als sie nur noch wenige Meter davor standen. Und an einer Bank, die irgendwie unpassend am Wegesrand stand. »Hier ging es früher wahrscheinlich zum Strand hinunter«, sagte Solly.
    Kim blickte auf ihre Karte. »Ja. Hier ist es.«
    »Wie kommen wir voran?«
    »Wir laufen in die richtige Richtung. Es ist nicht mehr weit.«
    »Und du glaubst nicht, es wäre besser, wenn wir morgen bei Tageslicht noch einmal hierher zurückkommen?«
    »Wir sind hier, Solly. Lass uns nur einen schnellen Blick auf das Haus werfen, damit ich sagen kann, wir sind da gewesen. Dann können wir umkehren.«
    Nach Tripleys Verschwinden war die Villa mitsamt Mobiliar auf Sara Baines übergegangen, seine Mutter. Nach den Aufzeichnungen hatte Sara das Haus leergeräumt, aber keinen Käufer gefunden. Das Dorf war am Sterben; die Menschen hatten zu viele schlechte Erinnerungen, viele waren unsicher, ob der Rest des Berges nicht auch noch herunterkommen würde, der Damm konnte jederzeit endgültig brechen.
    Also hatte niemand mehr wirklich in der Villa gelebt, seit Tripley von seinem letzten Flug zurückgekehrt war.
    Auf einer Lichtung mit einem eingestürzten Schuppen verließen sie den Weg, wateten durch einen Bach, rutschten einen Hang hinunter und wussten mit einem Mal nicht mehr weiter, weil sie nicht daran gedacht hatten, einen Kompass einzustecken. »Mach mir keinen Vorwurf«, sagte Solly. »Ich dachte, wir würden im Flieger ein paar Runden über dem See ziehen, weiter nichts.«
    Kim hatte inzwischen die Führung übernommen. Die Bäume standen wieder dichter. An manchen Stellen versank sie bis über die Ränder ihrer Wanderstiefel im Schnee. Er schmolz und rann in die Schuhe, und sie bekam kalte Füße.
    Es war schwierig, nicht das Gefühl für die Richtung zu verlieren. Einmal gerieten sie in eine sumpfige Gegend entlang dem Seeufer. Sie kehrten um, verfolgten ihre Spur ein paar hundert Schritte weit zurück und schlugen dann eine neue Richtung ein. Kim hatte sich noch nie für Wanderungen begeistern können, und sie bereute den Ausflug bereits, als der Boden vor ihnen unvermittelt anzusteigen begann.
    »Das könnte es sein«, sagte sie. »Die Villa stand am Fuß eines Hügels.«
    Es war eine rutschige Angelegenheit. Sie fielen abwechselnd in den Schnee, und plötzlich lagen beide und wälzten sich. Solly konnte nicht anders, als zu lachen.
    Doch irgendwann waren sie oben – und hatten ihr Ziel erreicht!
    Der Rasen, der früher einmal hinter dem abblätternden Holzzaun gelegen hatte, war längst wildem Gestrüpp und Büschen gewichen. Die Villa selbst lag in einem Gewirr aus Fichten und Eichen. Kletterpflanzen hatten das Haus überwuchert, und der Wind hatte das Dach abgedeckt. Die Vordertür fehlte.
    Kim leuchtete mit ihrem Scheinwerfer über die Ruine und verglich sie mit Bildern, die sie mitgebracht hatte. »Ja«, sagte sie. »Das ist Tripleys Haus, keine Frage.«
    Sie gingen zur Rückseite des Gebäudes. Eine Seitenwand war eingestürzt. Die Fenster waren zerbrochen, die Rahmen gesplittert. Eine Eiche drohte den gesamten Ostflügel umzuwerfen.
    Es bestand größtenteils

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