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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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einen raschen Blick«, sagte sie, während sie das Geländer prüfte.
    »Sei bloß vorsichtig«, warnte er.
    Die Treppe gab unter ihrem Gewicht nach. »Vielleicht solltest du lieber oben bleiben«, sagte sie. »Ich bin nicht sicher, ob sie dich aushält.«
    Er zögerte, musterte die Treppe, zerrte am Geländer und sah die gesamte Konstruktion schwanken. Dann richtete er seinen Scheinwerfer in den darunter liegenden Raum. Er sah nicht ungewöhnlich aus: ein langer Tisch, ein paar Stühle und mehrere Abfallsäcke, die sich an einer Wand stapelten.
    »Ich denke, das können wir uns wirklich sparen«, sagte Solly.
    »Dauert nur eine Minute.« Sie stieg die Treppe hinunter, vorsichtig jede neue Stufe prüfend, und war froh, als sie heil unten ankam. Im Keller war es weniger feucht und kalt als im restlichen Haus.
    Es gab drei Räume und ein Bad. In einem fand sie ein verrottendes Sofa, in einem weiteren ein paar zusammengerollte Teppiche.
    Der Tisch besaß Dateninterfaces und Verbindungen für elektronische Apparaturen. Von der Decke hing eine Halterung. Wahrscheinlich für eine VR-Einheit.
    »Kannst du etwas sehen?«, fragte Solly von oben. Der Lichtkegel seiner Lampe erhellte die Treppe.
    »Muss ein Werkraum oder ein Labor gewesen sein«, antwortete sie. »Ich bin gleich wieder oben.«
    Die Wände waren mit Zedernholz vertäfelt, das sich erstaunlich gut gehalten hatte. Der Boden war mit Fliesen ausgelegt. Magnettafeln markierten die Stellen an den Wänden, wo einst Zettel oder Zeichnungen gehangen hatten.
    »Nun«, sagte sie, »das hier ist wirklich interessant.«
    »Was denn?«, rief Solly.
    Die Treppe begann zu schwanken. »Versuch nicht, nach unten zu kommen!«, entgegnete sie. »Es ist nur ein Mülleimer.« Mit dem Aufdruck EIV 4471886. Sie überprüfte ihre Notizen; es war die Registriernummer der Hunter.
    Der Mülleimer war zur Hälfte gefüllt mit Metallteilen, zerknülltem Papier und Lumpen. Sie fand leere Druckluftpatronen und Reinigungsmittelkanister und eine leere Weinflasche. Außerdem Nahrungsmittelverpackungen und Hüllen von Computerdisks und seitenweise bedruckte Blätter.
    Sie bestanden hauptsächlich aus Namenslisten, möglicherweise Spender der Stiftung, Einkaufsverzeichnissen, Testresultaten verschiedener Maschinenkonfigurationen sowie allen möglichen anderen Daten, deren Sinn sie nicht zu erkennen vermochte. Doch sämtliche Einträge waren mit Datum versehen, und das jüngste, das sie finden konnte, war der 8. Januar 573. Bevor Tripley zu seiner letzten Fahrt mit der Hunter aufgebrochen war.
    Mehrere Müllsäcke waren aufgerissen, wahrscheinlich von Tieren. Sie leerte einen nach dem anderen aus und verstreute den Inhalt auf dem Boden, korrodierte Kabel, hart gewordene Tücher und Schonbezüge, zerbrochene Monitorgehäuse und Interfaces und Getränkekartons.
    Jemand, der gründlicher war als sie, hätte sich vielleicht die Mühe gemacht und die Zeit genommen, methodisch durch den Abfall zu gehen. Wie konnte sie wissen, was noch alles zu finden war? Doch es wurde kälter, und es schien sinnlos.
    Der Wind fuhr durch das Haus wie etwas Lebendiges. Die Mauern knackten und murmelten, und Äste von Bäumen streiften im ersten Stock gegen die Fensterrahmen. Sie schwenkte den Lichtkegel durch den Raum und beobachtete, wie die Dunkelheit schwand und zurückkehrte.
    »Ich glaube nicht, dass es hier etwas zu finden gibt«, rief sie schließlich zu Solly hinauf. »Ich komme gleich wieder nach oben.«
    Sie setzte sich auf den Tisch, zog Schuhe und Socken aus und rieb sich die Füße, aus denen alles Gefühl verschwunden war. Als sie ihre Blutzirkulation endlich wieder in Gang gebracht hatte, drehte sie die Socken auf links und zog sie wieder an. Es half nicht viel; sie waren steif und kalt, aber es war besser als vorher.
    Dann sprang sie vom Tisch – und bemerkte unter all dem Abfall einen Frauenschuh. Es war unmöglich zu sagen, welche Farbe er früher einmal besessen hatte, doch die Sohle war wirklich eigenartig. Anders als alles, was sie je zuvor gesehen hatte.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Sie steckte den Schuh in ihre Umhängetasche.
    »Kim!« Sollys Stimme verriet Ungeduld. »Bist du endlich soweit?«
    »Ich komme hoch«, sagte sie.
    Er leuchtete ihr und hielt den Scheinwerfer so, dass er sie nicht blendete, während er sie ermahnte, vorsichtig zu sein. Dann schwieg er mit angespannt angehaltenem Atem, als wartete er darauf, dass die Treppe einstürzte. Sie war auf halbem Weg nach oben, als ein

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