Spuren im Nichts
wie sie 573 ausgesehen hatte. Die Aluminiumtürme und Antriebsrohre glitzerten im Licht der Scheinwerfer. Hopkin hielt das Modell in die Höhe, so dass es jeder sehen konnte. Weiterer Applaus brandete auf. Dann las er die Inschrift vor:
DER MURTON CABLE AWARD
Benton Tripley
für außergewöhnliche Verdienste
um das Fortbestehen
wissenschaftlicher Forschung
Verliehen vom Seabright Institute
am 12. Januar 600
Er überreichte ihn Tripley, schüttelte ihm die Hand und kehrte an seinen Platz zurück.
Tripley beugte sich über das Mikrofon. »Es ist wundervoll«, sagte er freundlich. »Mein Vater wäre sehr stolz gewesen.« Er fügte noch einige zur Gelegenheit passende Bemerkungen hinzu, betonte, dass Interstellar die wissenschaftliche Forschung weiterhin unterstützen werde und dass er erfreut sei, einen positiven Beitrag für eine gute Sache leisten zu können. Er dankte allen für ihr Kommen, erging sich in ein paar weiteren Allgemeinplätzen und gab schließlich unter anhaltendem Beifall das Wort zurück an Magda.
Nach der Zeremonie lud er Hopkin und Kim in sein Büro ein und zeigte ihnen, wo er seine neueste Trophäe zu platzieren gedachte: unmittelbar neben der Regal, Admiral ben-Haddens Flaggschiff, mit dem er die Flotte Greenways im Krieg gegen Pacifica zum Sieg geführt hatte.
Doch er wirkte müde. Vielleicht rührte seine Mattigkeit aus der langwierigen Ehrung, vielleicht hatte er zu viele Treffen mit Funktionären wie Kim hinter sich. Sie spürte, dass er nicht mehr mit dem Herzen dabei war. Es war schwer, nicht zu folgern, dass er eine ganz andere Persönlichkeit war, wenn er nicht im Rampenlicht stand. Trotzdem konnte sie sehen, dass die Hunter ein Volltreffer war. Kim war gar nicht sicher gewesen, ob er sich darüber freuen würde.
Das Büro war für die Maßstäbe von Sky Harbour sehr groß und geschmackvoll, jedoch nicht extravagant eingerichtet. Plaketten, Medaillen und eingerahmte Zertifikate und Bilder von Tripley zusammen mit den verschiedensten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens schmückten die Wände. Ein Panoramafenster, das eine ganze Seite einnahm, blickte hinaus auf die Sichel des Planeten. Der größte Teil des sichtbaren Lands war weiß.
Auf Tripleys Schreibtisch stand das Porträt eines jungen Mädchens, das mit einem Hund spielte. Seine Tochter, Choela, erklärte er. In einem Kamin brannte ein munteres virtuelles Feuer. In einem Regal standen etwa achtzig antike, ledergebundene Bücher. Außerdem bemerkte Kim neben der Hunter und der Regal die Modelle von drei weiteren Raumschiffen.
»Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht«, sagte er und deutete auf die Hunter. »Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
»Ja, gerne«, antwortete sie. »Schwarz.«
Hopkin verzichtete.
»Ich freue mich, dass es Ihnen gefällt«, sagte sie.
Tripley beugte sich über ein Kommlink und gab ihren Wunsch an jemanden am anderen Ende der Leitung weiter. »Es passt sehr gut zum Rest der Flotte.« Seine Miene hellte sich auf, und seine Augen wurden lebendig. Was auch immer er sonst noch sein mochte, erkannte Kim, er war ein zu groß gewordener Junge.
Die Regal hatte ein Regal für sich allein. Ein zweites Modell stand unter Glas auf einem Tisch, der anscheinend eigens dazu gemacht worden war. Die beiden übrigen Schiffe nahmen gegenüberliegende Seiten des Büros ein, eins auf einem Beistelltisch neben einem Sessel, das andere an der Wand auf einer Halterung.
»Sie sehen sehr realistisch aus«, sagte Hopkin, der von einem Modell zum anderen wanderte. Kim vermutete insgeheim, dass ihn nichts auf der Welt weniger interessierte, doch er benutzte die Ausstellungsstücke, um seine soziale Desorientierung zu verbergen.
»Danke sehr.«
Der Kaffee wurde serviert. Hopkin sah zu, während Kim und Tripley das Getränk kosteten und für gut befanden. Schließlich fuhr er fort, in einem Tonfall, der andeutete, dass er nun über ernstere Dinge sprach. »Sie haben einen höchst effizienten Betrieb, Benton«, sagte er. »Allerdings frage ich mich, ob ich Ihnen einen Vorschlag unterbreiten dürfte?«
»Selbstverständlich.«
»Die Konstruktion der Motoren …« Hopkins Mimik zeigte Missbilligung. »Daran ließe sich einiges verbessern.«
»Aber es sind Standardmotoren«, antwortete Tripley befremdet.
Hopkin hatte eine Idee, wie man den Wirkungsgrad verbessern konnte. Kim verlor schon bald den Faden, während der Wissenschaftler beschrieb, wie man die magnetischen Felder im Augenblick des
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