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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Kim.
    »Ja.«
    »Wie heißt es?«
    Er konnte tatsächlich verlegen drein blicken. »Ich habe es Valiant genannt.«
    »Das klingt nach einem Kriegsschiff. Es sieht aber gar nicht danach aus.« Spielzeug-Kriegsschiffe starrten normalerweise vor Waffen.
    »Für einen Jungen ist alles ein Kriegsschiff.«
    Von allen fünf Modellen war es das detaillierteste, mit realistischen Antennen und Sensorschüsseln und Schleusenluken. Sein dunkler Rumpf war so gearbeitet, dass sich das Licht darin fing. Im flackernden Schein des virtuellen Kaminfeuers leuchtete er in einem Augenblick purpurn, im nächsten schwarz. Sie berührte es. Es fühlte sich an wie polierter Marmor. »Ich denke, Valiant ist genau der richtige Name.«
    »Zu seiner Zeit«, gestand er lächelnd, »ist es gegen alle möglichen Piraten und Monster ausgezogen.« Er nahm das Modell und hielt es in beiden Händen, als wollte er seine Kindheit abwägen. »Meine Großmutter hat es mir weiter vererbt.«
    »Aber dann haben Sie herausgefunden, dass es überhaupt keine Piraten gibt«, sagte sie.
    »Ja, leider. Zumindest nicht mit Raumschiffen.« Seine Finger glitten über den polierten Rumpf. »Wie lautet noch das alte Sprichwort? Der Stoff, aus dem die Träume sind.«
    Unter den Büchern auf den Regalen entdeckte sie Harcourts Prinzipien der Galaxienbildung, Al Kafirs Allein im Universum, McAdams Küsten der Nacht, Magruders So weit das Auge sieht und Ravakams Grenzen des Wissens.
    Ganz und gar nicht die Sorte von Literatur, die sie bei einem Mann erwartet hätte, dessen hauptsächliche Sorge der Führung eines großen Unternehmens galt. Man war eben nie vor Überraschungen sicher.
    Im Kamin knisterte es, und ein großes Scheit brach. Virtuelle Funken stoben in den Raum.
    »Die Hunter ist ein herrliches Schiff«, sagte sie, um die Unterhaltung wieder zurück in Richtung Kile Tripley zu steuern.
    »Ja, das ist sie. Ich war mehrere Male an Bord, als ich noch ein Junge war. Leider muss ich gestehen, dass ich nie mit ihr geflogen bin.«
    »Sie hat mehr als vierzig Jahre im Dienst der Tripley Foundation gestanden, nicht wahr?«
    »Genau dreiunddreißig Jahre und sieben Monate«, erwiderte er.
    »Man hat sie nach dem Tode Ihres Vaters verkauft?«, fragte sie und warf absichtlich die Fakten ein wenig durcheinander, um nicht allzu informiert über die Einzelheiten zu erscheinen.
    »Nach seinem Verschwinden«, korrigierte er sie. »Sein Leichnam wurde nie gefunden. Aber um Ihre Frage zu beantworten, ja, die Hunter wurde ein paar Jahre später verkauft. Es schien nicht länger sinnvoll, das Schiff zu behalten. Niemand sonst war an der Erforschung des tiefen Raums interessiert. Zumindest niemand, der etwas zu sagen gehabt hätte. Ich nehme an, Sie wissen, dass die Hunter für diesen Einsatzzweck konzipiert wurde?«
    »Ja«, antwortete sie. »Ich weiß.« Sie wusste auch, dass Tripley erst elf Jahre alt gewesen war, als er seinen Vater verloren hatte. Er war hauptsächlich bei seiner Mutter groß geworden und hatte offensichtlich nur sehr wenig von seinem Vater Kile gesehen, der von Stern zu Stern gesprungen war. »Interessieren Sie sich auch für Entdeckungsfahrten wie Ihr Vater?«, fragte sie.
    Er zuckte die Schultern. »Nicht besonders, nein. Vater wollte irgendwo intelligentes Leben finden. Natürlich hätte ich nichts dagegen, derjenige zu sein, der es entdeckt – falls es irgendwo dort draußen ist. Andererseits kann ich nicht gerade sagen, dass ich bereit bin, Zeit und Geld dafür zu investieren. Ich habe zu viel andere Dinge zu tun. Und die Chancen stehen zu schlecht.« Er warf einen Blick auf die Uhr seines Kommlinks. Ein Signal an sie, dass sich die Besprechung dem Ende näherte.
    »Ben«, sagte sie. »Halten Sie es für möglich, dass die Hunter in irgendeiner Weise mit der Explosion am Mount Hope in Verbindung steht?«
    Möglich, dass sein Gesichtsausdruck hart wurde – sie vermochte es nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Doch seine Stimme wurde merklich kühler. »Ich weiß es nicht. Und ich wüsste nicht, wie das möglich sein sollte.«
    »Es gab damals eine Menge Gerede über Antimaterie«, sagte sie.
    Aufkeimendes Misstrauen schlich sich in seine Mimik. »Bestimmt haben Sie die Einzelheiten irgendwo in Ihren Archiven, wo Sie sie finden können, falls nötig, Kim. Sehen Sie: Auch ich habe von den Gerüchten gehört. Gott weiß, ich bin damit groß geworden. Aber ich kann mir ganz ehrlich nicht vorstellen, warum Markis oder mein Vater Treibstoff von der Hunter mit in das

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