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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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genau, wie dieses Lächeln wirkte. »Sie müssen nichts beweisen. Man will nicht mehr von Ihnen, als dass Sie hier sind. Sie könnten über einen Stuhl fallen, und die anderen würden höchstens denken, dass Genies sich eben so verhalten.«
    Er nickte ernst und nahm die Anerkennung ohne jede Andeutung von Bescheidenheit entgegen.
    Das Rednerpult stand auf einem kleinen Podium an der Stirnseite des Konferenzraums. Es war flankiert von einem Beistelltisch und vier Stühlen. An der Wand dahinter prangte stolz das Firmenlogo von Interstellar Inc., eingerahmt von blauen und weißen Fahnen, den Farben der Company. Kim hatte den Preis in seinem Behälter aufbewahrt. Sie stellte den kleinen Kasten nun auf den Beistelltisch, nachdem Hopkin einen flüchtigen Blick auf das Modell geworfen hatte.
    Nach und nach fanden sich die Mitarbeiter der Gesellschaft ein. Kim kannte einige der Manager und stellte sie dem Physiker vor. Sie zeigten sich hoch erfreut und strichen um Hopkin herum, und Kim war froh zu sehen, dass er sich ein wenig beruhigte.
    Eine große, blonde Frau betrat den Konferenzraum, und schlagartig verstummten sämtliche Gespräche. Dies, so wusste Kim, war Magda Kenneal, Tripleys rechte Hand und Assistentin der Geschäftsleitung. Sie übernahm sofort das Kommando, stellte sich Hopkin vor, begrüßte Kim ein wenig geistesabwesend und begann, Anweisungen zu erteilen. Inzwischen waren etwa zwanzig Personen im Raum. Nachdem Magda jedem einen Platz zu seiner Zufriedenheit zugewiesen hatte, erhielt sie offensichtlich von irgendwoher ein Signal. Sie nickte, trat hinter das Rednerpult und bat um Aufmerksamkeit. Ein weiteres Mal verstummten die Unterhaltungen. »Ladys und Gentlemen«, sagte sie, »ich freue mich sehr, Sie heute hier begrüßen zu dürfen. Wie Sie vielleicht bereits wissen, ist Mr. Tripley seit langem ein überzeugter Anhänger des Seabright Institute …«
    Ein paar Minuten fuhr sie in diesem Tenor fort und breitete die Anstrengungen ihres Bosses für eine bessere Welt aus. Dann trat sie zurück. Zu ihrer Rechten öffnete sich eine Tür, und Benton Tripley persönlich trat ein.
    Die Anwesenden applaudierten begeistert. Ganz offensichtlich wusste jeder genau, wer die Gehaltsschecks unterschrieb.
    Tripley, eigens für diese Gelegenheit formell in Weiß gekleidet, nahm links von Kim Platz. Er lächelte sie liebenswürdig an, und sie erwiderte die Geste. Kim war ihm noch nie begegnet; er hatte sich stets von Magda vertreten lassen, wenn es im Institut Veranstaltungen zum Lost Cause gegeben hatte.
    Jetzt, aus der Nähe, bemerkte Kim, das Benton eine weit fesselndere Persönlichkeit war als sein Vater. Was sie von Kile Tripley gesehen hatte, erweckte den Eindruck eines ernsten, seriösen Mannes mit ausgeprägten intellektuellen Fähigkeiten und einer Neigung zur Schroffheit. Doch man bekam nicht das Gefühl ungeahnter Tiefen. Sein Sohn hingegen wirkte sehr viel zuträglicher, wenn man einmal von den Augen absah, die eine Oberflächlichkeit ausstrahlten, die Kim als abstoßend empfand.
    Benton Tripley war kein Mann, von dem sie sich zum Essen hätte einladen lassen. Und doch besaß er einen unbestreitbar anziehenden Charme, den sie zu spüren bekam, als er sie mit einem breiten Grinsen bedachte. Mit einem Mal ertappte sie sich bei dem Wunsch, dass ihr Gefühl ihn betreffend falsch war.
    Magda stellte Kim vor und wandte sich dann an Hopkin, der ein wenig eingeschüchtert aussah. Der Physiker stolperte unbeholfen zum Rednerpult, breitete seine Notizen vor sich aus und begann mit seinem Vortrag. Er sprach über das Leuchtfeuer-Projekt und beschrieb einige weitere gegenwärtige Anstrengungen. Er erklärte, warum private Hilfe nötig war, um in einer Zeit der allgemeinen Depression die wissenschaftliche Arbeit voranzutreiben. Er wollte gerade beginnen, seiner Zuhörerschaft ein paar Themengebiete besonders ans Herz zu legen, als es Kim gelang, seinen Blick zu erhaschen und ihm zu signalisieren, dass er sich kurz fassen solle. Hopkin deutete ihren Wink richtig und unterbrach sich mitten im Satz. »… aber das ist heute eigentlich nicht das Thema«, beendete er seinen Vortrag lahm. »Wir haben uns hier versammelt, um Mr. Tripley für seine beispielhafte Großzügigkeit im Namen der Wissenschaft mit dem Morton Cable Award auszuzeichnen.«
    Tripley erhob sich und trat zu Hopkin ans Pult.
    Kim nahm den Behälter, entriegelte ihn und reichte ihn dem Physiker. Hopkin klappte den Deckel hoch und hob das Modell der Hunter heraus,

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