Spuren im Nichts
können. Auch über Kile Tripley. Er war damals Präsident der Interstellar. Darüber hinaus würde ich gerne noch wissen, ob es jemals eine Verhaftung oder eine Anklage in dieser Geschichte gegeben hat.«
»In Ordnung. Darf ich fragen warum?« Ihre Stimme war ein verschwörerisches Flüstern.
»Ich weiß es selbst noch nicht genau, Andra. Schaffen Sie das bis heute Nachmittag?«
»Wenn es unbedingt sein muss.«
»Bitte sehr. Und schicken Sie es zu mir nach Hause. Ich fahre sofort dorthin. Und Andra …?«
»Ja?«
»In der Wheeling Bay arbeitet eine Archäologin. Ihr Name lautet Kane, Tora Kane. Versuchen Sie, mir für morgen einen Termin mit ihr zu beschaffen.«
Kim lehnte sich zurück, schaltete das elektronische Buch ab und schloss die Augen. Ein Schauer erwartungsvoller Aufregung kroch ihr über den Rücken.
Als sie nach Hause kam, fand sie eine Notiz von Matt, der ihr zu ihrem »nach allen mir vorliegenden Berichten herausragenden Erfolg« gratulierte. Außerdem hatte sie für den nächsten Tag um fünfzehn Uhr eine Verabredung mit Tora Kane an einem Ort, der Colson-Grabung genannt wurde, und ein kodierter Wegweiser für das Taxi lag auch schon bei.
Außer seinen Ex-Frauen besaß Kane nur eine einzige Verwandte, und sie war zugleich die einzige Person, zu der er eine enge Beziehung unterhalten hatte: seine Tochter Tora. Tora Kane hatte den Berichten zufolge geäußert, dass ihr Vater nach dem Unglück vom Mount Hope nie wieder der Alte gewesen wäre und dass er bis zum letzten Augenblick in Severin Village geblieben wäre in der Hoffnung, der Ort würde sich wieder erholen. Doch alle hatten aufgegeben. Zu viele schlechte Erinnerungen. Und dann war auch noch die Nachricht gekommen, dass man den Damm abreißen musste.
Die Ex-Frauen hatten alle ein neues Leben angefangen. Sie schienen keinen Groll gegen Kane zu hegen, doch es war nicht zu übersehen, dass sie einen sauberen Schnitt gemacht hatten, nachdem ihre Eheverträge ausgelaufen waren.
Kim betrachtete Aufzeichnungen von Kanes Tochter, als die Dateien über Emily, Yoshi und die Katastrophe vom Mount Hope eintrafen.
Sie bereitete sich ein Abendessen aus Käse und frischen Früchten und trug es in das Wohnzimmer. Sie stellte es auf dem Couchtisch ab, kehrte in die Küche zurück, um sich Wein zu holen, und befahl Shepard dann, mit dem Auswerten der Daten zu beginnen.
Der größte Teil der Informationen, die Andra über Emily zusammengetragen hatte, war Kim bestens bekannt. Wo Emily zur Schule gegangen war, dass sie ein paar wissenschaftliche Artikel verfasst hatte und dass sie eine viel versprechende Nachwuchskraft bei Widebase Communications Systems gewesen war, bevor sie zur Tripley Foundation gewechselt hatte.
Doch je mehr Kim sich mit den Artikeln befasste, die Bilder betrachtete und beschönigte Kommentare las, die Emilys Kollegen nach ihrem Verschwinden über sie abgegeben hatten, desto mehr wurde ihr bewusst, dass sie die echte Emily niemals wirklich gekannt hatte, geschweige denn verstanden.
Ein Auszug aus einem typischen Essay verdeutlichte, wie tief Emilys Hingabe an ihren Beruf gewesen war:
Irgendwo dort draußen beobachten Augen, die nicht die unsrigen sind, die Sterne. Daran kann überhaupt kein Zweifel bestehen. Wäre es anders, müssten wir uns eingestehen, dass unsere Existenz nur wenig Sinn ergibt, ja, dass der einzige Sinn unseres Lebens darin besteht, zu essen, zu trinken und uns fortzupflanzen.
Wir leben am Ufer eines unendlichen Meeres. Welche Macht des Universums auch immer es so eingerichtet hat, sie hat ganz bestimmt nicht gewollt, dass wir allein sind. Sie wollte, dass wir aufbrechen und die Strömungen und Tiefen dieses Meeres kartographieren, seine Inseln erforschen und schließlich alle anderen Seefahrer umarmen, denen wir unterwegs begegnen.
Unglücklicherweise liegen die Inseln weiter auseinander, als wir uns das vorgestellt haben. Viele von uns sind der Meinung, wir sollten aufgeben und einfach zu Hause bleiben. Zufrieden sein mit dem Leben unter unseren warmen Sonnen. Träge am Strand liegen. Doch ich bin fest davon überzeugt, dass wir, sollten wir diese Richtung einschlagen, den Teil unseres Wesens verlieren, der unsere wertvollste Eigenschaft ist: das Verlangen, in das Unbekannte vorzustoßen. Wenn wir uns hingegen treu bleiben, dann wird ganz sicher der Tag kommen, an dem wir unsere Gläser in der Gesellschaft von Brüdern und Schwestern erheben, die unter fremden Sonnen geboren wurden.
Es klang
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