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Spuren im Nichts

Spuren im Nichts

Titel: Spuren im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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einige von diesen Leuten …«
    Der Raum erstrahlte im hellen Sonnenlicht. Genau wie Kanes Reputation.
     
    Das Taxi flog durch einen grauen Himmel an der Küste entlang nach Norden.
    Ein Stück voraus erhob sich der Mount Morghani unmittelbar aus dem Meer und überragte die Wheeling Bay. Der Morghani hatte einer Reihe von Diktatoren im Verlauf der langen Jahre ihrer Regentschaft über das Inselreich als natürliche Festung gedient. Esther Hox hatte die Black Hall aus seinen Hängen gegraben, die Festung, von der aus sie ihre militärischen Operationen gegen die Rebellenbanden geleitet hatte, die vier Jahrzehnte lang erfolglos versucht hatten, sie zu stürzen.
    Heutzutage bildete der Mount Morghani mit seinen Festungsanlagen und dem Hafen darunter einen phantastischen Hintergrund für Seabright. Black Hall war eine große Touristenattraktion. Und eine wichtige archäologische Fundstätte.
    Das Bauwerk war vierhundert Jahre alt und erbaut während des Dunklen Zeitalters, das eingetreten war, kurz nachdem Greenway seine Unabhängigkeit als politische Entität erklärt hatte. Kanonen, Laser und Raketenwerfer waren immer noch in den umgebenden Bergen aufgebaut, und der Kontrollraum, von dem aus Hox persönlich die Verteidigungsmaßnahmen überwachte, wurde noch immer Jahr für Jahr von Zehntausenden von Touristen besucht.
    Black Hall war zu einem der bedeutendsten Symbole der damaligen Zeit geworden und daher auf eine unerklärliche Art und Weise ein Synonym der Romantik jener Epoche. Kim liebte diesen Ort, der von der Seabright Historical Union unterhalten wurde. Große Bereiche der alten Festung waren für die Öffentlichkeit gesperrt, weil sie nicht sicher waren. Doch unten auf dem Exerzierhof übten noch immer zweimal täglich Soldaten in den Uniformen der damaligen Zeit. Die imperialen Quartiere standen ebenfalls für Besucher offen, genau wie die Kunstgalerie und die Bibliothek. Esther Hox und ihre Nachfolger hatten vieles enteignet und noch mehr gestohlen. Heutzutage wurde alles ausgestellt.
    Das Meer am Fuß des Mount Morghani schäumte unruhig. Gischt spritzte über die Felsen, Möwen zogen ihre endlosen Kreise, und an den steinigen Stränden sammelten Kinder Muscheln.
    Das Taxi überquerte die Vorderseite der alten Festung und glitt über die Bucht. Hier schoben sich Piers und Docks in das Wasser hinaus, und Lagerhäuser reihten sich am Ufer. Nach dem Ende der Kriege war die Zivilisation südwärts gewandert. Die Bauwerke lagen verlassen und verfielen langsam. Einige von ihnen standen auf Ruinen, die mehr als ein halbes Jahrtausend alt waren. Jahrhundertelang waren Vandalen und Diebe am Werk gewesen, doch heute versuchten Gruppen von Archäologen, Einzelheiten über das Alltagsleben während des Zeitalters der Diktatoren zu erforschen.
    Das Taxi ging über dem Wasser tiefer und flog dicht über der Küste in Richtung Westen, wo es schließlich inmitten einer Ansammlung modularer Hütten neben zwei alten Fliegern landete, welche die Markierungen der Historischen Gesellschaft von Seabright trugen. Kim öffnete die Tür und sprang hinunter auf einen kahlen, harten Boden, aus dem nur vereinzelt Grasbüschel wuchsen. Vom Meer her wehte ein feuchter, kalter Wind.
    Mehrere Menschen arbeiteten in der Nähe einer Ausschachtung, aus der sie Balken und Stahlträger und Stücke von zerbrochenem Beton geborgen hatten. Zwei Männer sahen auf, musterten Kim abschätzend und wechselten anerkennende Blicke.
    Ein junger Mann, wahrscheinlich ein Student in einem höheren Semester, war damit beschäftigt, Erde von einem Stück elektronischer Ausrüstung zu bürsten. Er unterbrach seine Arbeit und kam herbei. »Kann ich Ihnen behilflich sein, Ma’am?«, fragte er.
    »Ich suche nach Dr. Kane«, antwortete Kim.
    Er betätigte einen Knopf auf seinem Link. »Tora«, sagte er, »Sie haben einen Besucher.«
    Eine weibliche Stimme antwortete: »Ich bin gleich da.«
    Augenblicke später trat eine Frau aus einer der Hütten und kam auf sie zu. Sie trug einen breitkrempigen Hut und einen Overall. Kim bedankte sich bei dem Studenten, der sich wieder seiner Arbeit zuwandte.
    »Dr. Brandywine?«, fragte die Frau und streckte Kim die Hand entgegen. »Ich bin Tora Kane.« Der Hut trug ein Emblem von Glory, wie Kim bemerkte. Tora folgte ihrem Blick. »Die Arbuckle«, sagte sie erklärend.
    Die Arbuckle war ein Frachter gewesen, der vor fast fünf Jahrhunderten auf Glory notgelandet war. Das machte ihn zu einem der ältesten menschlichen Artefakte

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