Spuren im Nichts
willen, Sie halten mehrmals in der Woche Vorträge für uns!« Sein Blick wurde hart. »Sie werden aufhören damit, und Sie werden sich nicht wieder in die Nähe dieser Villa begeben. Haben Sie das verstanden?«
Kim erwiderte seinen Blick. »Matt, ich habe gestern mit einem der Techniker von Interstellar gesprochen. Wegen der Reparaturen, die nach der Rückkehr der Hunter durchgeführt wurden. Er hat mich angelogen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Ich habe es ihm angesehen.«
»So. Und Sie glauben tatsächlich, das wäre ein Beweis …«
»Hören Sie, Matt! Wenn an der ganzen Sache nichts ist, wieso regt sich Tripley dann so auf? Was hat er zu verbergen?«
»Ganz einfach. Da draußen sind verdammt viele Leute gestorben. Bei der Explosion. Sollte sich herausstellen, dass sein Vater auf irgendeine Art verantwortlich war, dann würde es Hunderte von Schadensersatzklagen gegen seine Firma hageln.«
»Nach all den Jahren?«
»Ich bin kein Anwalt, Kim. Aber wenn Sie mich fragen, ja, Tripley hat eine Menge zu verlieren, sollten Sie etwas finden, das seinen Vater belastet.«
In diesem Augenblick betrat jemand Matts Büro. Die Störung befand sich hinter ihr, sodass sie nicht sehen konnte, wer es war. Doch Matt funkelte den Besucher über ihre Schulter hinweg an. Sie hörte, wie sich die Tür wieder schloss, und er wandte sich erneut zu ihr.
»Matt, ich weiß nicht, ob ich einfach aufhören kann«, sagte sie.
Er räusperte sich. »Kim, ich kann mir ziemlich genau vorstellen, was das alles für Sie bedeuten muss …«
»Nein, Matt, das können Sie nicht …«
»Also schön, ich kann es nicht. Es tut mir Leid. Ich habe mir angehört, was Sie zu sagen hatten. Doch das Problem besteht darin, dass es nirgendwo einen Beweis gibt, der eine Untersuchung rechtfertigen würde. Sie erreichen nicht das Geringste, wenn Sie weitermachen, außer, dass das Institut Schaden nimmt, Sie auf der Straße landen und niemandem gedient ist.«
Kim wartete einen Augenblick, bis sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle hatte. »Wie sollen wir denn Beweise heranschaffen, wenn wir nicht nachsehen?«
Er blickte sie gequält an. »Ich weiß es nicht, Kim. Aber Sie müssen verdammt noch mal einsehen, dass Sie das Institut repräsentieren! Rund um die Uhr. Was auch immer Sie tun, es fällt auf uns zurück.« Er stemmte beide Ellenbogen auf seinen Schreibtisch und stützte das Kinn auf die verschränkten Hände. »Ich sehe ein, dass wir nicht fair zu Ihnen sind. Trotzdem. Sie müssen verstehen, dass einfach zu viel auf dem Spiel steht.«
»Geld.«
»Sehr viel Geld.«
Sie schloss die Augen. »Sonst noch etwas?«
»Nein. Das war alles.«
»Danke«, sagte sie. Und beendete die Verbindung. Rings um sie herum materialisierte ihr Wohnzimmer. Sie stand auf, fischte ihre Jacke vom Sofa und spazierte hinaus auf die Veranda.
Das Meer sah kalt und grau aus.
9
Komm mit mir zu den verschleierten Nebeln
Jenseits der Abendröte, im Westen von St. John …
- CRES VILLARD, Im Westen von St. John, 487
Die große Aufgabe, die gegenwärtig vor dem Institut lag, bestand in der Entwicklung einer Strategie, wie man das öffentliche Interesse am Leuchtfeuer-Projekt am besten ausnutzen konnte. Matt hatte bereits Interviews mit der Besatzung der Trent arrangiert. Es war ein mühseliger Prozess, denn das Hyperkommsignal benötigte eine ganze Weile, um die Entfernung zu überbrücken. Tatsächlich mussten die Journalisten ihre Fragen formulieren und sich bis zum nächsten Tag gedulden, bevor eine Antwort eingetroffen war. So viel also zu Spontaneität; ein ungezwungenes Frage-und-Antwort-Spiel war unmöglich.
Als Folge daraus verspürte niemand wirklich Lust, sich mit der Besatzung der Trent zu unterhalten. Keine der Medienagenturen hatte die Mission begleitet, weil die Fahrt übermäßig lange gedauert hatte und das geplante Ereignis nicht als die große Story empfunden wurde. Alles war viel zu weit weg. Und niemand glaubte noch ernsthaft an die Existenz Außerirdischer. Es war nicht das eigentliche Experiment, das schließlich doch noch Interesse erweckte hatte, sondern die Tatsache, dass Menschen im Stande waren, eine Nova auszulösen.
Also beschloss die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des Instituts, sich auf diesen Aspekt der Story zu konzentrieren und auf den Nutzen, den die menschliche Rasse möglicherweise eines Tages aus dieser Fähigkeit ziehen konnte. Zu dumm nur, das niemandem ein möglicher Nutzen einfallen wollte.
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