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Spurlos in der Nacht

Spurlos in der Nacht

Titel: Spurlos in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unni Lindell
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Ereignissen ein Zusammenhang? Die Angst klammerte sich um ihren Hals mit eisernem Griff, als ihr aufging, dass dort draußen wirklich ein Mensch unterwegs war, der für all das verantwortlich war. Was wollte er? Hatte er ihre Mutter ermordet? War er für Kathrines Verschwinden verantwortlich? Tage schlief im Nebenzimmer. Helena wagte nicht, sich zu bewegen. Sie ging jetzt nicht mehr allein in den Wald. Denn eines Tages hatte sie plötzlich das schreckliche Gefühl gehabt, dass jemand sie aus einem Versteck zwischen den Bäumen heraus beobachtete. Sie konnte auch nicht verreisen. Die ganze Zeit hatte sie das Gefühl, dass sie hier bleiben musste, für den Fall, dass ihre Tochter zurückkehrte.
    Sie erinnerte sich plötzlich an die Angst während ihrer Kinderzeit. Damals hatte sie im Bett gesessen, sich aber nicht getraut, den kurzen Weg zum Zimmer ihrer Eltern zu gehen. Sie war wie gelähmt gewesen. Wenn es ganz dunkel wurde, war sie hysterisch geworden. Immer musste eine Lampe brennen. Sie fürchtete sich vor der Dunkelheit. Vor dem, was ihr passieren könnte. Vor denen, die kommen könnten. Sie hatte sich eingebildet, dass im Kleiderschrank zwischen ihren Kleidern Dämonen hausten. Dass unter ihrem Bett schwarz gekleidete Hexen lagen und nur darauf warteten, hervorkriechen und sie erwürgen zu können. Sie stellte sich Ratten vor, Blut und dunkle Keller.
    Helena Bjerke beschloss, die Polizei zu informieren. Am nächsten Morgen rief sie Cato Isaksen an. Hoffte, dass er sie ernst nehmen werde. In der letzten Zeit war soviel passiert.
    «Ich bin eigentlich nicht so ängstlich», sagte sie. «Tage schläft wie ein Bär. Er hört nichts, aber wir schlafen bei offenem Fenster, und ich bin ganz sicher, dass da wirklich jemand draußen ist, wenn ich dieses Geräusch höre. Das erste Mal geschah vor einer Woche. Ich hätte Ihnen vielleicht sofort Bescheid sagen sollen, aber ich brauchte Zeit, um das alles zu überlegen. Ich will doch auch nicht übertreiben.»
    Cato Isaksen schwieg. Was sie erzählte, passte sehr gut zu seiner Überlegung, dass es sich bei dem Mörder um einen Bekannten von Helena Bjerke handeln könnte.
    «Gestern waren die Schritte wieder da. Ich bin aufgestanden und habe durch den Vorhangspalt geschaut. Ich bin ganz sicher, dass dieser Mensch dicht vor meinem Fenster stand, ich konnte ja sogar seinen Atem hören. Dann ging er wieder. Ich bin zum Küchenfenster gestürzt, um nachzusehen, aber es war so dunkel. Am Himmel waren einige große schwarze Wolken, es war dunkler als sonst am frühen Morgen.»
    Cato Isaksen versuchte ganz ruhig zu sprechen. «Warum haben Sie Angst, denken Sie an etwas Bestimmtes?»
    Helena Bjerke wusste es nicht. Sie konnte ihre schreckliche Angst nicht begründen. «Ich weiß es nicht», sagte sie.
    «Warum haben Sie Tage nicht geweckt?»
    «Beim nächsten Mal werde ich das machen», sagte sie. «Aber im Moment haben wir getrennte Schlafzimmer. Das ist alles gar nicht so leicht.»
    Das konnte Cato Isaksen verstehen.
    Randi Johansen kam immer wieder auf Brenda Moens Sohn zurück. «Ich finde es so seltsam, dass er keine Freunde hat», sagte sie. «Mir kommt er geradezu asozial vor.»
    «Er hat jede Menge Kontakt zu seiner Schwester und seinem Schwager», sagte Cato Isaksen. Er sprach es nicht laut aus, fand es aber eigentlich ganz normal, dass man nicht viele Freunde hatte. Vielleicht, weil er erkannt hatte, dass auch er ziemlich einsam war. Er hatte Bekannte und Kollegen. Und Nachbarn, mit denen sie ab und zu zusammen waren. Aber diese Kontakte wurden von Bente geknüpft. Und Freunde, Freundinnen, er wusste das nicht so recht. Ellen vielleicht, dachte er wehmütig. Ja, Ellen würde er wohl als Freundin bezeichnen.
    Das Handy klingelte. Cato Isaksen saß in einem anderen Dienstwagen als sonst. Dieser hier hatte keinen Halter für das Telefon, und deshalb fuhr er an den Straßenrand und hielt dort an. Randi und er kamen gerade aus Toyen zurück, wo die junge Mutter ermordet worden war. Als er das Telefon hervorzog, fiel ihm ein Werbeplakat an der Wand auf. Eine alte Dame schaute ihn über den Brillenrand hinweg an. Darunter stand in kleinen Buchstaben etwas über Milch und Kalk. Randi Johansen kurbelte das Fenster hinunter. Verkehrslärm drang ins Auto und störte das Telefongespräch. Er konnte fast nicht hören, was Roger Høibakk sagte. Er hörte nur, dass der andere aufgeregt war. Randi drehte das Fenster wieder hoch. Roger berichtete, dass in der Abteilung ein anonymer Brief

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