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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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sprachen, konnte er sich nicht vorstellen, dass Bowman ihn all die Jahre an der Naseherum geführt hatte und ihn jetzt herausforderte.
    „Bei McNulty haben wir geglaubt, hundertprozentig sicher zu sein und hatten sogar ein Geständnis, aber es war nichts wert.“
    Shane sah in die Gesichter der Officer. In einigen glaubte er Verwunderung und Unverständnis zu lesen, in dem von Vicky Neugierde.
    „Aber ich denke ...“ Er tauschte einen Blick mit Costarelli, der nach seiner Schachtel Zigaretten in der Brusttasche tastete. „Egal, ob mir der Täter passt oder nicht - wir sollten eine Fahndung rausgeben!“
    Costarelli nickte . Shane wartete, bis alle das Zimmer verlassen hatten. „Tony?“ Costarelli, der, schon Zigarette und Feuerzeug in der Hand hatte, blieb stehen und drehte sich um.
    „Woher kanntest du Jeannie Reid?“
    Costarelli schnaufte ungeduldig.
    „Mann , Shane, ich lebe hier seit Jahrzehnten …“
    „Tony, mach’ mir nichts vor! “
    Costarelli seufzte. „ Okay, ich hatte mal was mit ihr. Letztes Jahr.“ Er betrachtete die Zigarette in seiner Hand und zog geräuschvoll die Nase hoch.
    Shane sah ihm nach , wie er im Flur verschwand. Er dachte an Alex Wingers Geschichte mit den ermordeten Prostituierten und den verschwundenen Akten.

    Im Büro steckte er ein weiteres Fähnchen auf seine Karte. Er war noch genau bis morgen Nacht 0.00 Uhr Detective. Ohne den Täter gefasst zu haben, würde er nicht gehen können.
    Shane ließ sich in seinen Sessel fallen. Fraser Bowman – der Mann mit der sanften Stimme. Fraser, der Schauspieler?
    Auf seinem Schreibtisch lagen die Bücher, die er aus Valerie Tates Regal genommen hatte. Bisher war er noch nicht dazu gekommen, hineinzusehen. Er kam wieder nicht dazu, denn Vicky rief an.
    „ Wir haben eine Zeugin!“

5
    Auf dem Parkplatz vor dem Woolworth Supermarkt herrschte wie jeden Samstag reger Verkehr. Die Plätze unter dem Schatten spendenden Wellblechdach waren besetzt. In der äußeren, der vom Eingang am weitesten entfernten nicht überdachten Reihe, konnte Alison ein paar Lücken entdecken, als sie langsam in ihrem Auto vorbeirollte. Vielleicht war er schon da und beobachtete sie? Sie hielt in den abgestellten Fahrzeugen nach verdächtigen Insassen Ausschau. Aber wer war schon verdächtig?
    Der Zeitungsleser da in dem roten Wagen? Oder der Dicke, der ihr den Rücken zugekehrt hatte und unzählige Tüten in den Kofferraum seines Autos lud? Oder der auf der Bank mit dem tief ins Gesicht gezogenen Hut?
    Weiter hinten in einer Parklücke entdeckte sie Christines Wagen. Sie selbst musste sich irgendwo anders versteckt halten. Wo, hatte sie ihr nicht verraten. Alison hatte mit Christine vereinbart, dass diese den Mülleimer im Auge behalten und sich das Kennzeichen des Autos merken sollte, mit dem der Erpresser abfahren würde. Falls er zu Fuß fliehen sollte, könnte sie ihm unauffällig folgen.
    Alison streckte die Hand nach der Plastiktüte auf dem Beifahrersitz aus. Die Bündel mit Einhundert- und Fünfzig-Dollar Scheinen lagen darin. Andrew Nollenheim, Anlageberater bei der National Bank, hatte sein Versprechen eingelöst und ihr die fehlenden siebentausend Dollar vorgestreckt, die er am Montag durch den Verkauf eines ihrer Aktienpakete wieder hereinbekäme. Ja, er war sogar erfreut gewesen, sich endlich für den großen Gefallen zu revanchieren, den sie ihm letztes Jahr erwiesen hatte, indem sie sich seiner verunglückten Mutter angenommen hatte, als er unerreichbar im Kongo war. Damals hatte sie sie ins Krankenhaus gebracht und die Rechnungen übernommen.
    Mit dem Geld in einer billigen Plastiktüte, das dem Monatslohn eines Managers in der mittleren Führungsebene entsprach, kam sie sich wie eine Rebellin vor. Geld war ihr oft wie eine Last vorgekommen. Geld verlangte verantwortliches Handeln. Und es verlangte Dankbarkeit und Folgsamkeit gegenüber ihrem Vater, so war sie erzogen worden. Doch jetzt würde sie zehntausend Dollar einfach in einen Mülleimer werfen!
    Sie merkte, wie sich ihr Mund zu einem kurzen Grinsen verzog. Eine Minute vor drei zeigte ihre Uhr . Trotz angeschalteter Klimaanlage schwitzte sie. Es war soweit. Sie fuhr los in Richtung Ausfahrt, zählte die Mülleimer, hielt am letzten Mülleimer mit laufendem Motor an, stieg aus, legte die Tüte in die metallene halbmeterhohe Tonne, riskierte einen sekundenschnellen Blick nach rechts und links, stieg wieder ein, zog die Tür zu, fuhr zur Ausfahrt vor und bog nach links ab. Erst jetzt

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