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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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haben ihn medikamentös eingestellt. Diese Tat – nun, ich habe sie ihm zugetraut“, hatte Dr. Hutchinson gesagt. Ein magerer Mann mit tiefen senkrechten Falten in einem eingefallenen, grauen Gesicht. Ein starker Raucher, hatte Tamara gedacht, noch dazu schlief er wohl kaum. Sie hatte sich für den frühen Abend angekündigt und hatte es sogar bis halb vier geschafft, die Psychiatrische Anstalt aufzusuchen, in die McNulty eingewiesen worden war. Auf der Fahrt zurück in die Stadt, dachte sie darüber nach, was sie eigentlich in Erfahrung gebracht hatte. Sie hatte Todd Hoffman kennen gelernt und wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. Immer wieder war sein Bild vor ihr aufgetaucht und hatte sie in eine gewisse Erregung versetzt. „Tamara“, murmelte, sie, „das ist wirklich nicht besonders professionell.“ Sie musste an einer roten Ampel bremsen und nutzte den Moment, um einen prüfenden Blick in den Innenspiegel zu werfen. Dunkles, gelocktes, kurzes Haar, grüne Augen, unauffällige Nase – sie sah nicht schlecht aus – auch wenn die Falten zwischen den Augen die an den Mundwinkeln tiefer wurden. Hupen hinter ihr. Die Ampel hatte bereits auf Grün geschaltet.
    Einer der beiden Pfleger, die McNulty hauptsächlich betreut hatten, war kurz nach McNultys Tod wegen einer Augenkrankheit aus der Anstalt ausgeschiede n und nach Brisbane gezogen. Das wusste sie bereits. Mit dem anderen, Sal Plummer, hatte Tamara ein paar Worte gewechselt. Er bestätigte den Eindruck des Anstaltsleiters und fügte hinzu: „Es gibt Patienten, die man mag und manche mag man überhaupt nicht. McNulty war mir in jeder Hinsicht unangenehm.“ Tamara erinnerte sich an das Foto McNultys. Die eng stehenden schmalen Augen, der abschätzende Blick, die leicht geduckte Haltung – nein, sympathisch sah er nicht aus – eher verschlagen, roh und rücksichtslos.
    Sein Kollege, Jake Hellman, sagte der Pfleger, sei besser mit ihm zurechtgekommen. Er sei der Einzige gewesen, mit dem McNulty ein paar Worte gewechselt habe.
    „Er hat so gut wie nichts ges agt. Nur Ja und Nein. Da konnten Sie machen, was Sie wollten. Und das lag nicht nur an den Medikamenten! Er hatte einfach kein Interesse, mit anderen zu kommunizieren!“
    Sal Plummer regte sich noch immer auf, wenn er auf McNulty zu sprechen kam, stellte Tamara fest. Es überraschte sie nicht, dass er nicht daran zweifelte, dass McNulty die brutalen Morde begangen hatte.
    „Er wollte die Polizei an der Nase herumführen, mit diesem blöden Zeichen! Ist doch klar!“
    „Haben Sie denn eine Ahnung, was das Zeichen bedeuten könnte?“
    „Nein, vielleicht irgendwas Orientalisches. Er kam doch rum. Er war auf einem Fischtrawler. Wer weiß, wo er das aufgegabelt hat! Vielleicht auch was von seinen Aborigine- Vorfahren? Er hatte keine Ahnung, was das Zeichen bedeutete, da bin ich mir ziemlich sicher. Er hat es einfach benutzt, weil es ihm in die Finger gekommen war..“
    Sie hatte inzwischen die City erreicht und steckte im üblichen Feierabendverkehr fest. Die Dämmerung hatte sich als grauer Schleier über alle Farben gelegt. Sie war müde und hungrig und von der langen Fahrt schmerzte ihr Rücken. Ihrem Nacken ging es nicht viel besser und ihre Beine fühlten sich prall und heiß an. Und wenn schon, sagte ihre innere Stimme, du hast einen Job zu erledigen. Also, griff sie an der nächsten roten Ampel zum Telefon und wählte die Nummer des Blindenheims, in dem der ehemalige Pfleger McNultys inzwischen lebte. Eine strenge weibliche Stimme meldete sich.
    „Ich möchte Jake Hellman sprechen, er wohnt doch bei Ihnen?“
    Tamara hörte Papierrascheln.
    „Ja“, sagte die Stimme.
    „Können Sie mich mit ihm verbinden?“
    „Auf dem Zimmer ist kein Telefon.“
    „Wollen Sie damit sagen, niemand von den Bewohnern kann anrufen oder angerufen werden?“
    „ Aber natürlich können sie anrufen. Nur Mister Hellman hat kein Telefon. Außerdem sind unsere Patienten alle blind.“
    „Was hat das mit dem Telefon zu tun ?“
    „Hören Sie, wenn Sie etwas von Mister Hellman wollen, dann schreiben Sie einen Brief oder kommen Sie vorbei.“ Der Ton wurde ungeduldig.
    „Kann er denn einen Brief lesen?“ Die Argumentation der Dame kam ihr doch sehr abwegig vor.
    „Er bekommt ihn vorgelesen!“
    „Gut, dann richten Sie ihm bitte aus, dass Detective Tamara Thompson morgen früh um neun mit ihm sprechen möchte.“
    „Es wird ihm ausgerichtet.“ Die Frau klang jetzt noch abweisender.
    „Danke für Ihre

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