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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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freundliche Hilfe!“ Sie legte auf. „Dumme Kuh!“. Die Frau im Auto neben ihr musterte sie misstrauisch. Tamara wandte den Blick ab.

10
    Um halb sieben parkte sie den Wagen in der Garage des Headquarters in der Roma Street und fuhr zu ihrem Büro in der dritten Etage hinauf. Als sie die Tür aufstieß und sie auf zwei unbesetzte Schreibtische blickte, wurde ihr klar, dass sie Shane schon jetzt vermisste. Sie schaltete den Computer an, nahm sich ein Wasser aus dem Kühlschrank und rief dann die Datei auf, in der die Unterlagen von vor acht Jahren abgespeichert waren.
    Todd Hoffman – das Foto zeigte ihn ohne Lächeln. Er hatte sich kaum verändert.
    Geboren 1965 in Adelaide. Seine Mutter Mary war Krankenschwester, sein Vater Carl Ingenieur – wie er selbst. Sie überflog seine Aussage. Er hatte sich mit Freunden im Pub getroffen, als plötzlich Patty Benson hereinkam und sich in ihre Gruppe drängte. Sie hatte offensichtlich schon etwas getrunken und wollte Champagner kaufen. Sie beleidigte Steve, und Todd Hoffman war daraufhin mit ihr hinausgegangen und hatte ihr ein Taxi gerufen. Dann war er wieder hereingekommen. Eine Stunde später waren sie alle gegangen, Todd wollte im Auto schlafen und früh am morgen zu seinem Vater raus nach Warwick fahren.
    Tamara sah auf. War es also wirklich Zufall, dass Patty Benson s Mörder auch nach Warwick fuhr? Warum Warwick? Gab es einen solchen Zufall? Wäre McNulty nicht durch einen anonymen Anruf beschuldigt worden, hätte die Polizei Todd Hoffman nicht so schnell laufen lassen. Sie dachte an den Mann mit dem kurz geschorenen rotblonden Haar, den sehnigen Armen, dem Ranger-Hemd. Konnte er und nicht McNulty Patty Benson und Valerie Tate in Darwin ermordet haben? Er hatte anstrengende Tage gehabt, hatte Hoffman gesagt … Sie könnte nachprüfen, ob er in Darwin zu tun gehabt hatte....
    Das Telefon riss sie aus ihrer Grübelei.
    „Was treibst du denn, Schätzchen, hast du uns denn ganz vergessen?“, die Stimme ihrer Mutter war schrill, ihr Tonfall schleppend. Zweifellos hatte sie schon einiges an Alkohol intus. Natürlich – ihre Eltern hätte sie längst zurückrufen sollen!
    „Du hast mich und deinen alten Dad ganz schön vernachlässigt.“
    „Ich war unterwegs und hatte zu tun und außerdem …“ Ach, Tamara, du rechtfertigst dich schon wieder, dass du einen Job – und ein Leben hast!
    „Aber Schätzchen, wenn du wüsstest, was wir die ganze Zeit durchmachen!“ Ihre Mutter schnaubte. „Jetzt ist der Fernseher schon wieder dahin! Dad hat vor einer Stunde irgendeinen Techniker angerufen. Der hatte schon seinen Anrufbeantworter dran. Ich kann es gar nicht glauben, mitten am Tag!“
    „Mum, es war sicher schon sechs – und um sechs …“ Sie wusste bereits, wohin die Sache führte.
    „ Ja, ja, Schätzchen, es gibt Notdienste, aber bis man sich da durchtelefoniert hat! Wenn Sie das und das wollen, dann wählen Sie die drei und wenn dies und jenes, dann die vier und so weiter, das ist … das ist einfach furchtbar! Also, Kind, wir hocken jetzt hier und glotzen die Wände an!“
    „Macht doch das Radio an!“ Am liebsten hätte sie einfach aufgelegt.
    „Radio! Ich kann doch nicht den ganzen Abend Radio hören!“ Tamara atmete tief durch.
    „Tamara, bist du überhaupt noch dran?“
    „Ja, Mum.“
    „Schätzchen“, ihr Ton wurde versöhnlich, „dein Daddy und ich haben uns gedacht, ob du uns nicht deinen Fernseher …
    „Kommt überhaupt nicht in Frage!“
    „Tamara! Weißt du eigentlich, welche Opfer dein Vater und ich gebracht haben, als du zur Welt kamst? Weißt du, wie viel Geld du uns in deinem Leben schon gekostet hast? Tamara, so haben wir dich nicht erzogen! Wenn deine Schwester nicht so weit weg wohnen würde …“
    Diese Litanei an Vorhaltungen kannte sie in- und auswendig. „Ich bring euch den verdammten Fernseher!“
    „Ach, Schätzchen, das ist so lieb von dir! Ich wusste, dass du ein gutes Herz hast. Daddy, sie bringt uns den Fernseher!“
    „Sie soll sich beeilen, um acht gibt’s …“ hörte Tamara die brüchige , aber immer noch herrische Stimme ihres Vaters und dachte, mein Gott, ich bin schon wieder drauf reingefallen.
    „ Kind, du hast Daddy gehört, wenn du gleich kommst, dann …“
    „Ja, ich komme schon.“ Sie war besiegt.
    „Danke, Darling, und sag’ mal, bringst du uns noch eine Flasche Whisky mit? Das wäre richtig lieb von dir!“
    Natürlich. Ihre Mutter legte auf. Tamara nahm sich zusammen. Am liebsten hätte sie

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