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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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wir als Verdächtigen einen Ehemann, der panische Angst davor hat, dass sein Seitensprung bekannt wird, weil er ganz sicher Job, Auto, Haus verlieren wird. Und wenn er tatsächlich zu einem Mord fähig wäre, dann hätte er Valerie viel einfacher töten können.“
    Costarelli knetete weiter seine Tennisbälle. „Wenn er aber clever ist?“
    „Du meinst, Griffith hat sich die Mühe gemacht, hat alte Zeitungsberichte studiert, um einen Mord zu kopieren?“
    „Warum nicht? Ein perfekter Mord. Die Polizei glaub t, sie hat es mit einem Nachahmungstäter zu tun.“ Costarelli schmetterte die Tennisbälle an die Wand neben der Tür. Sie prallten gegen die Wand seines Schreibtischs, landeten weich auf dem Teppich –und blieben mitten im Raum liegen.
    „He, was ist, warum siehst du mich so an?“
    Shane zögerte, doch dann entschied er sich, Costarelli direkt zu fragen.
    „Stimmt es, dass du mal was von Valerie Tate wolltest, sie aber nichts von dir wissen wollte?“
    Costarelli suchte nach den Tennisbällen. „Was hat das Miststück sonst noch gesagt?“
    „Nichts“, log er. „Die Information hätten wir auch so bekommen, Tony.“
    Costarelli erwiderte nichts. Seine Kiefer malmten, und er presste imaginäre Tennisbälle in seinen Fäusten.
    „Wir sollten uns Griffith nochmals vornehmen, Tony.“ Shane stand auf.

2
    Der Gestank schlug Alison beim Öffnen der Briefkastenklappe entgegen und gleich darauf flog ein Schwarm Fliegen heraus. Etwas Braungraues lag auf der übrigen Post, etwas, das schrecklich nach Verwesung stank. Sie unterdrückte ihren Ekel und betrachtete es näher. Ein toter Fisch. Sie bückte sich nach einem Zweig und schob den Kadaver aus dem Kasten. Er fiel auf den Rasen und sofort stürzten sich wieder die Fliegen auf ihn.
    Mit spitzen Fingern zog sie die Post heraus. Drei Kuverts, offensichtlich Rechnungen, die Werbebroschüre eines Sportladens und ein Zettel. Er hatte unter dem toten Fisch gelegen, und das Papier war mit seinem Gestank und seinem Fett durchdränkt.
    „10.000 und du bist frei.“
    Sie schluckte gegen ein Würgen an. Wütend warf sie die gesamte Post in die noch offene Mülltüte in der Tonne, verknotete sie sorgfältig und ließ den Deckel herunterfallen. Wer schrieb ihr diese Briefe? Christine? Phil? Nachdenklich stieg sie die Treppe zur Veranda hinauf. Auf ihrem Konto lagen keine zehntausend Dollar, höchstens tausendfünfhundert. Mit ihrer Kreditkarte konnte sie am Tag nur tausend Dollar abheben. Selbst mit der zweiten Karte bekäme sie insgesamt nur dreitausend zusammen. Sie und Matthew besaßen ein gemeinsames Aktiendepot. Wenn sie etwas verkaufte, würde es Matthew merken.

    Shane hatte Mühe, die Hausnummern zu erkennen, die meist von üppigen Pflanzen überwuchert waren. Carols Stimme klang ihm noch im Ohr. Ganz im Gegensatz zu seiner Exfrau Kim hatte sie ihm keine Vorwürfe gemacht. Wie geplant, käme sie am Samstag in Brisbane an und würde dann die Küste hoch in ihr Haus nach Buderim fahren. „Ich verstehe, dass du die Sache hinter dich bringen musst“, hatte sie zum Abschied gesagt – und das hatte ihm gut getan.
    Vielleicht, dachte er, als er im Schritttempo durch die Victoria Street fuhr, kommen wir ja doch ganz gut miteinander aus?
    Als e r die Nr. 24 entdeckte, hielt er an. Zwischen den dichten Büschen und Bäumen war das Haus kaum zu erkennen. Er warf die Autotür zu und ihm fiel auf, wie still es war. Vögel zwitscherten, das Geräusch des Tiger Brennan und des Stuart Highways, zwischen denen sich das Wohnviertel erstreckte, drangen nur gedämpft hier herauf. Er nahm an, dass die meisten Menschen hier tagsüber in der Stadt arbeiteten.
    Im Büro von Griffith hatte man ihm gesagt, Mister Griffith wolle erst am Nachmittag kommen und sei womöglich noch zu Hause. Shane ging über die betonierte Einfahrt zum Haus. Vor der Garage stand ein weißer Fiat Cabrio, ein altes Modell, das er aus den italienischen Filmen kannte, die Kim so gemocht hatte.
    „Hallo!“, rief er, da er nirgendwo eine Klingel entdecken konnte und auch nicht wusste für welche der beiden Treppen er sich entscheiden sollte: für die vordere, die zur Veranda hinaufführte oder für die hintere, über die man womöglich zu einer weiteren Veranda gelangte.
    Nach dem zweiten Hallo hörte er Schritte über sich. Dann erschien eine Frau am Ende der vorderen Treppe.
    Sie war schlank . Ihr blondes Haar trug sie kurz geschnitten. Das hellblaue Seidenkleid brachte ihre gebräunte Haut zur

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