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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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leichte Kurve der Werft entlangfuhr. Rechts, auf der gut besuchten Terrasse des modernen Restaurants, flackerten die Windlichter, erhellten die weißen Tischdecken und glitzerten auf den Weingläsern. Sie passierte das flache Gebäude, in dem eine Dauerausstellung zur Geschichte der Perlenfischerei untergebracht war, und wollte gerade nach rechts auf den Tiger Brennan Highway einbiegen, als er sagte: „Könnten Sie einen Moment anhalten?“
    Sie fuhr nach links in die Einbuchtung vor einer Toilettenanlage und sah ihn an. Das schwache Licht einer entfernten Straßenlaterne ließ die ihr zugewandte Hälfte seines Gesichts gelblich schimmern, die andere Hälfte lag im Schatten. Von seinen Augen nahm sie nur den dunklen Glanz wahr.
    „Ich habe sie gestern gesehen“, sagte er mit ruhiger Stimme, „als sie bei der alten Aborigine saßen. Sie haben einen sehr erregten und … und... ja, einen bekümmerten Eindruck gemacht.“ Seine Stimme klang sanft, dennoch schlug ihr Herz schneller. Was wusste er noch?
    „ Wollen Sie darüber reden?“
    Sie hörte ihren Atem, ihren Herzschlag, sie sah hinter den Bäumen den Lichtschein der auf dem Tiger Brennan Highway vorbeifahrenden Autos ... Die Sekunden verstrichen, während sich ihre Gedanken wie von einem Strudel erfasst, schneller drehten.
    „ Brett“, hörte sie sich auf einmal sagen.
    „Ja?“
    „Glauben Sie an die Macht der Gedanken?“
    „Natürlich.“ Er hatte keine Sekunde gezögert. „Ich frage mich immer, wieso es noch Menschen gibt, insbesondere Wissenschaftler, die d as infrage stellen. Gedanken sind ja sogar messbar. Gedanken sind Energie. Materie ist auch Energie … Denken Sie doch nur an Schamanen, an Heiler …“ Er verstummte, als hätte er etwas begriffen. „Was haben Sie so Schlimmes gedacht, Alison?“
    Noch konnte sie das Thema abrechen, k onnte einfach den Gang einlegen und wieder losfahren, doch sie sah geradeaus durch die Frontscheibe, wo die schmalen Blätter der Eukalyptusbäusche im fahlen Licht metallisch schimmerten – wie kleine scharfe Messerklingen.
    Schon wollte ein Teil in ihr anfangen, alles zu berichten, doch da blitzten näher kommende Scheinwerfer im Rückspiegel auf, und
    d er seltsame Bann, in den er sie durch seine Fragen gezogen hatte, war gebrochen. So sagte sie nur:
    „Ein andermal vielleicht, Brett.“
    Sie schwiegen, b is sie vor Megs Haus anhielt. Er schnallte sich los.
    „Es hat mit Ihrem Mann zu tun, ja?“
    „Was? Wie kommen Sie darauf?“ Sie spürte, wie schlecht sie sich verstellte, und als er nicht aufhörte, ihr in die Augen zu sehen, konnte sie nicht anders und nickte.
    „Betrügt er Sie? “ Er hob die Hände. „Entschuldigen Sie, ich wollte nicht so direkt sein…“
    „Schon gut.“ Sie wischte sich über die Augen . Nein sie würde jetzt nicht weinen!
    „Wissen Sie“, sagte er, „manchmal muss man etwas Verrücktes tun, damit man sich wieder lebendig, frei – und jung fühlt . Und damit meine ich Sie!“
    Sie musste i hn verständnislos angesehen haben, denn er lächelte und sagte: „Versuchen Sie, andere, ja, neue Dinge, Situationen und Menschen zu entdecken! Die Welt ist voll davon! Ziehen Sie sich zurück! Gehen Sie raus! Wie heißt es so schön: Verschwenden Sie sich!“
    Sollte das eine Einladung, eine Verführung sein?
    „Verstehen Sie mich nicht falsch“, sagte er schnell. „Ich sage das ganz uneigennützig. Obwohl ich Ihre Nähe sehr …“ Er brach ab. „Ich sollte jetzt besser gehen.“
    Sie widersprach nicht, obwohl sie in diesem Moment nichts lieber als das getan hätte.
    „Gute Nacht, Alison“, sagte er, dann stieg er aus, warf die Tür zu und tauchte in die Dunkelheit der üppigen Gummibäume in Megs Garten ein. Den Duft seines Rasierwassers ließ er in ihrem Wagen zurück. Verwirrt fuhr sie nach Hause.

F reitag, 15. Juni

1
    Costarelli malträtierte seine Tennisbälle. „Ob Mister Griffith das wusste?“ Shane las den Bericht der Gerichtsmedizin ein zweites Mal. Valerie Tate war im dritten Monat schwanger gewesen.
    Ihre Schwangerschaft konnte Matthew Griffith unter starken Druck gesetzt haben. Shane lehnte sich nachdenklich zurück.
    „Was mich an dieser ganzen Geschichte stört, Tony, ist folgendes: Auf der einen Seite haben wir Indizien, die dafür sprechen, dass derselbe Täter wie vor acht Jahren am Werk ist. Jemand, der ein seltsames Zeichen hinterlässt, der sich nicht mit einem einfachen Mord begnügt . Jemand, der ein Ritual vollzieht.
    Auf der anderen Seite haben

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