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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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stehen.“
    „Oh, ich meinte Sie, Jeannie.“ Ihr Name war auf dem angesteckten Schild zu lesen, fiel ihr ein, und begann im Nacken am Verschluss der zehntausend Dollar teuren Perlenkette zu nesteln. Ein Kunde brachte sie in Verlegenheit. Das durfte nicht passieren! Sie hoffte nur, dass der Manager das nicht mitbekommen hatte. Allerdings kam es durchaus nicht so selten vor, dass eine Verkäuferin auf Wunsch des Kunden den Schmuck anlegte, für den er sich interessierte, damit er ihn am „lebenden Objekt“ begutachten konnte.
    „Warten Sie, ich helfe Ihnen!“ Er trat hinter sie und drehte mit zärtlicher Langsamkeit den Verschluss auf. Ein älteres Paar blieb draußen auf dem Bürgersteig stehen und betrachtete Jeannie durchs Schaufenster. Unsicher lächelte sie ihnen zu, und sie lächelten zurück.
    „Wissen Sie, was ich vermute?“
    Sie schüttelte den Kopf, worauf er seltsam lächelte.
    „ Wenn eine Frau diese Perlen auf ihrem Dekolleté spürt, beginnt sie zu strahlen! Von innen heraus. Und wissen Sie, warum?“
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    „Weil sie endlich ihren eigenen Wert spürt – und erkennt!“ Mit einem triumphierenden Lächeln ließ er das Ende der Kette los, die sich in ihre Hand rollte, wie eine Schlange.

    Jo heißt der Hund. Ein braunweiß gefleckter Hund mit kurzem Fell, einem länglichen Kopf, aber einer runden Schnauze. Jo von Josephine. Eines Tages wirft Jo sechs Junge.
    „Such’ dir zwei aus, die anderen müssen wir töten“, sagt sein Vater.
    „Aber warum?“ Die kleinen Hunde sehen nackt aus, so kurz und zart ist ihr Fell, und sie stolpern über ihre eigenen Füße. Er streichelt Jo und ihre Jungen.
    „Es gibt viel zu viele Hunde hier!“, sagt der Vater.
    Überall wimmelt es von den Hunden der Aborigines. Manche hinken, andere sind blind, haben nur drei Beine oder Bisswunden am Körper. Sie wühlen im Müll, fressen alles, was herumliegt und herunterfällt, sie vermehren sich, krepieren. Ja, sein Vater hat Recht.
    „Aber sie sind so süß“, wendet er ein.
    „In einem Jahr sind sie groß und genauso wie all die anderen Hunde hier.“
    „Aber es sind Jos Kinder.“
    „Es sind Hunde.“
    Der Junge überlegt. „Aber Jesus hat gesagt, du darfst nicht töten.“
    „Damit meint er Menschen. Sonst dürften wir ja auch kein Fleisch und keinen Fisch essen, mein Junge.“ Der Vater lächelt nachsichtig.
    Der Junge schweigt.
    „Nun, los, such die beiden aus.“
    „Ich kann nicht.“
    Die Augen seines Vaters werden schmal. Der Junge weiß, was jetzt kommen würde. Eine Ohrfeige.
    Doch es kommt etwas anderes.
    „Gut, wenn du nicht kannst, dann such’ ich sie aus“, sagt der Vater.
    „Nein!“
    Da packt ihn die harte Hand seines Vaters im Genick. Sofort zieht der Junge den Kopf ein.
    „Bis vor dem Abendessen hast du zwei ausgesucht. Wenn nicht, dann töte ich sie alle“, sagt sein Vater.
    Der Junge kann nicht mehr sprechen. Die Hand löst sich von seinem Nacken, und sein Vater ging zurück ins Haus.
    Der Junge kniet sich hinunter zu Jo, an deren Bauch die sechs Hundebabys legen. Er hat einen Plan.

    Am Abend präsentiert er seinem Vater zwei Babys, die er behalten will , doch als dieser dann mit ihm hinausgeht, um die anderen zu töten, sind weder sie noch Jo da.
    „Sie muss weggelaufen sein!“, sagt der Junge.
    „Mit den Jungen?“ Das Gesicht seines Vaters läuft rot an. „Du hast geglaubt, mich hintergehen zu können.“
    „Aber nein!“ Der Junge drückt die beiden kleinen Hunde an sich.
    „Du hast sie versteckt!“
    „Nein!“
    „Gut, dann tötest du einen der beiden.“
    „Nein!“Der Junge will weglaufen, doch da hat ihn der Vater schon gepackt. „Gib sie mir!“
    Der Junge drückt die Hunde noch fester an sich. Eine Ohrfeige peitscht auf seine Wange, schleudert seinen Kopf zur Seite. Der Junge drückt die Tiere noch stärker an seine Brust.
    „S chau, was du getan hast!“ Sein Vater deutet mit dem Kinn auf die Hunde in seinen Armen. Die kleinen Köpfe hängen schlaff herunter. Der Junge kniet sich und legte die Tiere auf die Erde. Er berührt ihre Pfoten an, streichelt ihr Fell, doch sie bewegen sich nicht mehr.
    „Nun hast du sie beide getötet“, sagt sein Vater, dreht sich um und geht zurück ins Haus.
    Der Junge wagt nicht, Jo und die anderen Jungen von den Aborigines zurückzuholen. Als Jo einmal mit ihm zurück nach Hause will, tritt er sie, wirft Steine, bis sie sich winselnd verzieht.

    Auch das gehörte zu seinem Traum ...

4
    Das flache,

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