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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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fallen und sah zu ihm herüber. Shane wartete, dass er noch etwas sagte, doch er hatte es sich wohl anders überlegt und ließ den Motor an.

9
    Sie hätte sich gar nicht mit Christine treffen sollen, dachte Alison jetzt. Sie saßen sich gegenüber, zwei Gläser kühlen Chardonnays zwischen sich. Am Kai der Stokes Hill Wharf waren alle Tische besetzt. Eine angenehme Brise wehte vom Meer her, und das Wasser schwappte sanft an die Kaimauer. Normalerweise hätte sie entspannt dagesessen, aber jetzt wäre sie am liebsten aufgesprungen und weggelaufen. Obwohl sie den Brief zerrissen hatte, hatte sich jedes Wort in ihr Gedächtnis eingebrannt und versetzte sie in Wut - und Angst.
    Sie blickte in Christines geschminkte Augen, auf ihren roten Mund, ihre blondierte Mähne. Christine nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. Wieso war ihr nie die Kälte in Christines Blick aufgefallen? Wieso hatte sie nie das ständige leichte Zucken der Mundwinkel wahrgenommen? Und wieso hatte sie nie beim Anblick der Finger mit den rötlich lackierten Nägeln an Krallen gedacht?
    Alison räusperte sich. Sie musste es jetzt sagen.
    „ Christine, ich werde erpresst.“
    „Was?“
    Alison erzählte ihr von dem anonymen Brief.
    „ Christine, es gibt nur drei Menschen, die von der Sache wissen. Ich, du - und Phil.“
    Sie merkte, wie ihre Schwester bei der Erwähnung ihres Exmannes zusammen zuckte. Oder bildete sie sich das nur ein? Christine nahm einen großen Schluck Wein.
    „ Du willst doch wohl nicht behaupten, dass Phil dich erpresst – und – und der Mörder ist!“, sagte sie mit einem drohenden Unterton.
    „Psst!“ Alison sah sich um und beugte sich über den Tisch. „Willst du denn, dass alle hier das mitbekommen?“
    „ Du bist doch verrückt, Alison!“ Christine wurde kaum leiser.
    „Ich bin nicht verrückt, das ist nur logisch!“ Ein paar Gäste an den Nebentischen sahen herüber.
    „Du glaubst, dass ich mit drinstecke, ja?“, flüsterte Christine aufgebracht. Alison wollte Nein sagen, nein, nein – doch sie konnte es nicht, und Christine nickte langsam.
    „Ich versuche Phil zu er reichen“, sagte Christine knapp und nahm ihr Handy aus der grasgrünen, winzigen Handtasche, die wie ein Kästchen auf dem Tisch stand.
    „Nein, lass’ mich ihn anruf en. Gib mir seine Nummer! Christine, bitte!“ Sie traute ihrer Schwester nicht.
    „ Okay, aber fahr’ ihn aber auf keinen Fall gleich an, hörst du? Das kann er auf den Tod nicht ausstehen!“
    Sie wollte sagen: Und ich kann es auf den Tod nicht ausstehen, wenn mich ein Unbekannter Schätzchen nennt! Doch sie schluckte die Bemerkung hinunter und nahm ihr Handy aus der weißen Lederhandtasche.
    „Nun gib’ mir schon die Nummer, Christine.“
    Phil meldete sich mit müder Stimme. Als Alison ihren Namen nannte, wurde er sofort unsicher. Er stammelte irgendwas und stritt entschieden ab, sie zu erpressen. Er versprach, ihr die tausend Dollar zurückzugeben würde, sobald er sie wieder bekommen hätte.
    „ Christine hat gesagt, du hättest das Geld nicht weitergegeben!“
    Christine warf ihr einen ermahnenden Blick zu, leiser zu sprechen.
    „Ach, Alison ...“, kam es gedehnt, „...du kennst doch Christine, sie nimmt’s mit der Wahrheit manchmal nicht so genau ...“
    „Phil, jetzt hör’ mir genau zu .“ Alison bemühte sich, leise und in sachlichem Ton zu sprechen. „Dieser Kerl, dem du das Geld gegeben hast, ist ein brutaler Killer!“
    Sie sah Phil vor sich, damals, während der zwei Jahre, in denen er mit Christine verheiratet war. Ein Mann, der sich gehen ließ, der ausgeleierte Shorts und löchrige T-Shirts trug, mit strähnigem blondem und zu langem Haar, die Augen glasig von zu viel Cola-Rum.
    „ Alison, die Sache ist komplizierter.“ Wieder dieser gemächliche Tonfall, der sie noch aggressiver machte. „Dieser Typ hat jemand anderen beauftragt, und …“
    „Was? Wie viele Leute hängen da noch mit drin?“
    „ Der Job wurde einfach weitergereicht. Ich hab’ sofort wieder alles zurückgepfiffen, aber ich weiß im Moment nicht, wer jetzt das Geld hat.“ Er seufzte. „Ehrlich gesagt, Alison, glaube ich nicht, dass es irgendjemand zurückgibt.“
    Das konnte alles nicht wahr sein!
    „Phil, ich werde erpresst! Der Mörder droht mir! Er will auch mich töten! Das Mindeste, was du tun kannst, ist herauszufinden, wer das Geld hat!“
    „ Alison!“, zischte ihre Schwester mit einem Blick zu den Nebentischen.
    „ He, Alison, das ist nicht so einfach. Da

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