Spurlos
Priester opfert. Wieso sollte er einem Cop einen Gruß zu schicken und ihn damit zur Jagd auffordern?“ Er schüttelte den Kopf.
Costarelli fuhr los. Fünfhundert Meter weiter sprang die Ampel auf rot. Costarelli sah ihn eindringlich an. „Wer hat dann die Mail geschrieben, und warum?“
„Das frage ich mich auch. Jemand, der weiß, dass ich hier bin. Jemand, der mich unter Druck setzen oder mir eins auswischen will.“ Während seiner Berufsjahre hatte er sich eine Menge Feinde gemacht. Verbrecher, Kollegen, Anwälte, Angehörige von Opfern, deren Mörder er nicht gefasst hatte ….
Die Ampel sprang auf Grün, Costarelli fuhr an.
„Es könnte jemand sein, der durch die Morde einen Verlust erlitten hat. Einer, der zusehen und ertragen muss, wie ein Mord ungesühnt bleibt.“
„Hm. Dann wäre es ja ein An gehöriger der Opfer von damals“. Costarelli warf ihm einen kurzen Blick zu. „Denn so schnell wird ein Angehöriger oder Bekannter von Valerie Tate nicht herausbekommen haben, dass vor acht Jahren ähnliches geschehen ist und du der Ermittler warst. Es sei denn, er hat deine Karriere genau verfolgt.“
„Lassen wir das“, sagte Shane, „w as ist mit Moa Salander? Habt ihr die gefunden?“, fragte er.
Costarelli kratzte sich am Kopf. „Moa Salander?“
„Ja, diese Backpacker-Freundin von Fraser Bowman.“
Costarelli wirkte auf einmal erschöpft. „Nein, die haben wir noch nicht gefunden.“
„Tony, ist alles in Ordnung bei dir?“
Er verzog einen Mundwinkel und grinste schief.
„ Yeah, alles in Ordnung, Shane. Machen wir unseren Job.“
5
Dampf stieg auf. Alison schüttete gerade die Spaghetti ins Sieb als das Telefon klingelte. Schon zum vierten Mal, nachdem sie nach Hause gekommen war. Sie bewegte sich nicht, atmete nicht – als müsste sie sich vor dem Anrufer verstecken, der allein durch sein Klingeln in ihr Haus eindringen konnte. Endlich schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Alison lauschte, aber auch diesmal sprach niemand darauf. Auf der Herdplatte schmorten Zwiebeln und Knoblauch in einer Pfanne. Shitake-Pilze lagen geputzt in einer Schüssel. Wenn Zwiebeln und Knoblauch glasig geworden waren, würde sie sie dazugeben. Zum Schluss würde sie ein wenig Petersilie darüber streuen. Kochen lenkte sie von ihren düsteren und bedrohlichen Gedanken ab. Wenn es doch nur möglich wäre, alles zu vergessen! Valerie Tate – genauso wie ihr Tod … - wenn sie und Matthew nur vergessen könnten, dann ... dann wäre es vielleicht möglich, noch einmal miteinander anzufangen ... Sie mussten nur alles vergessen – auch Brett Horkay. Sollten sie es nicht versuchen?
Das bekannte Röhren des Porsche wurde lauter und erstarb. Dann hörte sie Matthews Schritte, wie er jeweils zwei Stufen auf einmal nahm.
„He, da verbrennt was!“, waren seine ersten Worte und sofort schob er die Pfanne mit Zwiebeln und Knoblauch von der Ofenplatte. „Riechst du das denn nicht?“
Ja, jetzt roch sie es auch . In der Pfanne waren Zwiebeln und Knoblauch braun geworden.
So schnell, dachte sie, so schnell ist alles wieder vorbei. Warum hatte er sie nicht einfach ... einfach umarmt?
Plötzlich kraft- und appetitlos stellte sie das Sieb mit den Nudeln in die Spüle. Er musterte sie. Er hasst mich, dachte sie, er missachtet mich, er vergleicht mich mit … mit ihr.
„Die Polizei war heute Morgen hier“, sagte sie und kostete seinen erschreckten Blick aus.
„Was ... was wollten sie?“ Er versuchte sich unbeeindruckt zu geben. Sie drehte ihm den Rücken zu und schüttelte wieder das Sieb mit den Spaghetti, obwohl längst kein Wasser mehr tropfte. Jede Sekunde seines Unbehagens kostete sie aus.
„Sag’ schon, was w ollte die Polizei?“ Wie sie ihn beunruhigt hatte, stellte sie triumphierend fest. Sie sah ihm wieder ins Gesicht.
„ Sie haben mich über Valerie Tate ausgefragt und wollten wissen, wo du am Montagabend gewesen bist“, sagte sie beiläufig.
„Und, was hast du denen gesagt? Jetzt lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen, Alison!“
Befriedigt nahm sie wahr, wie die Panik in ihm aufstieg – und schämte sich zugleich dafür. Sie zuckte mit den Achseln, wusste, dass ihn ihre gespielte Gleichgültigkeit noch nervöser machte.
„Ich habe gesagt, ich kenne sie nicht.“ Sie griff in den Hängeschrank, holte eine Schüssel heraus und gab die Spaghetti hinein.
„Gut!“ Er nickte heftig . „Und hast du ihnen auch gesagt, dass ich am Montag in Broome war?“
Sie sah in seine
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