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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Wände, untersuchte sie nach Rissen – doch da war nichts.
    „Das ist Folter, was ihr macht!“, jammerte Colak.
    „Halts Maul!“, schrie Costarelli ihn an. Colak fuhr erschrocken zusammen.
    „Lasst mich hier sofort raus!“
    „Erst wenn du mir alles gesagt hast. “, sagte Costarelli betont ruhig. Dann plötzlich war es ruhig. Sekunden vergingen. Nichts. Dann zitterte die Erde plötzlich wieder. Vier, fünf, sechs Stöße, zählte Shane.
    Eddie Colak krallte sich an die Tischkante, mit schmerzverzerrtem Gesicht schrie er:
    „ Ich war’s!“
    „Sag’ das noch mal zum Mitschreiben!“ Ungerührt drückte Costarelli auf das Aufnahmegerät am Tisch.
    Der Plastikbecher wackelte, das Vibrieren nahm zu und Shane fürchtete, gleich würde etwas einstürzen.
    „Ja, ich war’s!“, rief Colak und schnappte nach Luft. „Ich wollte sie einschüchtern …“
    In d iesem Augenblick hörte es auf. Colak verstummte. Costarelli hielt in seiner Bewegung inne.
    „So, dann müssen wir das alles nur noch aufschreiben, Eddie, und du darfst hier raus.“
    „Ich will jetzt hier raus! Ich sag’s euch draußen! Bitte, ich will hier raus!“ Doch Costarelli ließ sich nicht erweichen.
    „ Erst machen wir hier alles fertig, kapiert. Dann darfst du hier raus, keine Sekunde früher!“
    Obwohl Shane sich gesagt hatte, dass der Raum sicher war, beeilte er sich jetzt dennoch, hinauszukommen. Erdbeben in geschlossenen Räumen zu erleben, auch wenn sie noch so sicher gebaut waren, widersprach wohl de m menschlichen Instinkt – oder überhaupt den Instinkten von Lebewesen. Tiere flohen ja auch ...
    Lleyton, der draußen gewartet hatte, schluckte. „Ich hab’ ne Scheißangst vor Erdbeben.“
    „Das Gebäude ist doch erdbebensicher gebaut oder?“, fragte Shane, und er versuchte lässiger zu klingen, als er sich tatsächlich fühlte.
    Lleyton nickte. „Ich glaube schon.“
    „Tony wartet auf Sie.“
    Lleyton bemühte sich, tapfer auszusehen.
    „Gehen Sie schon“, ermunterte ihn Shane und machte sich auf den Weg in sein Büro. Er brauchte ein Glas Wasser.
    Vicky Ch ank lief ihm im Flur über den Weg. Sie errötete ein wenig.
    „Haben Sie das Beben auch gespürt? Wir haben gleich im Überwachungszentrum angerufen. Das kommt hier öfter vor.“ Sie betrachtete ihn mit einem prüfenden Blick. „Ist alles in Ordnung?“
    „ Alles okay. Vicky, sagen Sie mir lieber, was es Neues gibt.“
    „Ach ja.“ Sie sah auf die Papiere in ihrer Hand. „Wir haben eine Mail aus Thailand und eine aus Indonesien bekommen.“
    Die Kollegen aus Bangkok schrieben, dass ein aufgeschlitzter und ausgeweideter weiblicher Körper am 3. Januar 2005 in der Nähe von Bangkok aufgefunden worden war. Die Ermittlungen waren jedoch schnell im Sand verlaufen, da alle Kräfte der Polizei durch die Katastrophe gebunden waren, die der Tsunami kaum eine Woche zuvor ausgelöst hatte. Die Kollegen boten an, ihre Untersuchungsergebnisse nach Darwin zu senden und wünschten Tony Costarelli viel Erfolg. Die andere Nachricht stammte von der Polizei in Jakarta. Sie besagte, dass am 27. Dezember 2003 eine wie beschrieben zugerichtete weibliche Leiche gefunden worden war.
    „Das Zeichen hab en sie in Thailand nicht erwähnt“, sagte Vicky.
    „ Vielleicht ist es ihnen entgangen? Wenn man bedenkt, dass damals bei der Tsunami-Katastrophe eine Viertelmillion Menschen umgekommen sind“, wandte er ein. Sie waren in seinem Büro angekommen. Er goss sich ein großes Glas lauwarmes Mineralwasser ein. „Davon will ich Ihnen lieber nichts anbieten“, sagte er und trank das Wasser so schnell wie möglich.
    „Oh, ich trinke ausschließlich warmes Wasser.“ Vicky lächelte und errötete dabei.
    „Soll gesünder sein, ich weiß, aber es schmeckt furchtbar“, brummte er, worauf sie nickte. „Man gewöhnt sich dran.“
    „Ich hab’ mich zu sehr an kühles Bier gewöhnt.“
    Sie lachte, und er musste grinsen.
    E r ging zur Wandkarte, auf der Australien und der ostasiatische und pazifische Raum zu sehen waren.
    „Wir haben jetzt Tatorte bei Brisbane, auf Papua Neuguinea, Bangkok, Jakarta und Darwin. Wenn wir davon ausgehen, dass es sich um einen einzigen Mörder, und nicht um eine Gruppe handelt, dann würde ich sagen, dass er einen Beruf hat, der ihn herumkommen lässt. Er reist viel.“
    Davon waren sie damals auch ausgegangen , und McNulty war tatsächlich weit herumgekommen.
    „Was ist mit Eddie Colak?“, fragte Vicky.
    „ Im Moment sieht es eher so aus, als wollten er

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