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Spurlos

Spurlos

Titel: Spurlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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und sein Kumpel einem Typen Angst einjagen, indem sie seine Frau bedrohten.“
    Er nahm die an der Seite auf der Legende steckenden roten Fähnchen und platzierte sie dort, wo di e Leichen entdeckt worden waren: In Thailand, Papua Neuguinea, Jakarta, Warwick und Darwin. Er trat zwei Schritte zurück und versuchte, ein Muster zu erkennen. Auf dem Schreibtisch lag die Kopie des Zeichens mit den ziselierten Ornamenten, den beiden Rädern, die ineinander griffen. Vielleicht mangelte es ihm an Fantasie …
    Vicky stellte sich neben ihn. „Vielleicht sollten wir noch die zeitliche Komponente einfügen.“ Sie beschrifteten fünf selbstklebende Zettelchen mit den Daten der Morde und hefteten sie neben die jeweiligen Fähnchen. Auf einem Zettel notierte er die Daten untereinander.
    3. August 1996 in Papua Neuguinea
    26. Dezember 1999 bei Brisbane
    27. Dezember 2003 in Jakarta
    2. Januar 2005 in Thailand
    und 11. Juni diesen Jahres in Darwin
    Er legte den Stift ab und wartete auf eine Eingebung.
    Vi cky räusperte sich.
    „Wissen Sie, was mir aufgefallen ist? Die Häufung im Dezem ber und dann noch der Januar. Sie trat näher an die Karte und drehte sich dann um.
    „Was meinen Sie, Shane, wir könnten ja speziell den Dezember und Januar nach Morden abfragen? Vielleicht bekommen wir dann andere Antworten. Ich könnte mir gleich mal Australien vornehmen. Womöglich sind Vermisste gemeldet …“
    „Tun Sie das Vicky. Ist eine gute Idee!“
    Sie errötete wieder, nickte eifrig und verabschiedete sich rasch. Er wurde den Eindruck nicht los, dass sie ihn bewunderte. Sie wusste ja nicht, wie es in ihm aussah. Er ließ den Blick über die Karte wandern. Es musste ein Muster geben, nach dem der Mörder vorging. Es gab immer ein Muster.
    Er nahm einen gebrauchten Umschlag und begann die Namen, die in diesem Fall aufgetaucht waren, zu notieren. Er ordnete sie so an, wie er glaubte, dass die Personen zueinander gehörten.
    Valerie Tate – Alex Winger – Fraser Bowman - Matthew Griffith - Alison Griffith - Eddie Colak. Als letzten Namen schieb er: McNulty. Zwischen den Namen zog er Verbindungslinien, manche wurden eine dicke Linie, andere strichelte er nur. Er wartete. Die Namen standen auf dem Papier – doch sie sprachen nicht mit ihm.
    „Shane?“
    Er fuhr herum. Lleyton stand in der offenen Tür. „Colak hat gestanden. Er hat den Überfall auf Laura Bevan begangen und auch den Drohbrief an Alex Winger geschrieben. Ach, und ich soll ihnen sagen, dass Tony sich ein bisschen hingelegt hat. Ich glaube, es geht ihm nicht so gut.“
    „ Das ist mir auch schon aufgefallen. Was hat er?“
    Der junge Polizist zuckte die Schultern. „Er sagt es nicht.“
    „Warum nicht?“
    „Na ja ...“ Lleyton steckte die Hände in die Taschen. „Er ist hier doch der Boss, immer unter Strom, hat alles unter Kontrolle.“
    „Hm. Soll ich zu ihm gehen?“
    „Nein, er will allein sein.“
    Shane hatte auch nie zugegeben, dass es ihm nicht gut ging, dass er sich den Aufgaben nicht mehr gewachsen fühlte. Er hatte es ja fast ein Jahr lang noch nicht einmal vor sich selbst zugegeben ...
    Er lehnte sich zurück und ließ seinen Blick über die Gegenstände wandern. Die große Landkarte, auf dem kleinen Regal ein paar Trophäen und Wimpel von Cricket-Turnieren der Polizeimannschaft, drei Urkunden, eine davon eine reich verzierte in einer asiatischen Schrift, die er nicht lesen konnte, ein Foto der ganzen Abteilung mit Costarelli in der Mitte.
    Er hatte seine Auszeichnungen nicht im Büro in Brisbane aufgehängt. Sie lagen in der untersten Schublade seines Schreibtischs, den er nächste Woche räumen musste. Sofern er es überhaupt bis dahin schaffte, zurückzukehren. Wenn nicht, würde sein Nachfolger einfach den Inhalt der Schubladen in einen Karton leeren, den Shane dann irgendwann abholen könnte. Warum machten ihm die Gedanken an sein Ausscheiden noch immer so zu schaffen? Schließlich war es seine eigene Entscheidung gewesen. Niemand hatte ihn dazu gezwungen. Er starrte auf die Fähnchen der Landkarte. Hör’ auf sentimental zu werden, Shane. Das Läuten des Telefons riss ihn aus seiner Grüblerei. Es war Lleyton, der atemlos verkündete, sie hätten einen neuen Hinweis.

Die Nacht hat die Dämmerung verschluckt. Kein Vogel ist zu hören, kein Insekt, nur das Knacken des Feuers. Aufgeregt schlagen die zwischen den quadratischen Felsblöcken gefangenen Flammen hoch. Die Nadeln und Blätter der Büsche und Bäume des lichten Waldes ringsum

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