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Spurschaden

Spurschaden

Titel: Spurschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Halo
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Pater zustimmen müssen. Wobei sie allerdings nicht sicher gewesen war, ob dieser genau das mit seiner Aussage hatte sagen wollen.
    Marie hielt ihre Magnetkarte gegen den Sensor im Eingangsbereich des Klostergebäudes, und ein leises Klicken gab zu verstehen, dass sich die Tür nun öffnen ließ. Zügig trat sie ein. Unmittelbar nach dem Verschwinden der Zwillinge war die Sicherheit der Anlage infrage gestellt worden. Viele Diskussionen später hatte man dann aber doch wieder ein automatisch überwachtes Türschloss-System ausgewählt. »Eigentlich eine tolle Sache«, dachte Marie, »wenn es denn funktioniert!« Sie selbst hätte sich für einen normalen Schlüssel entschieden.
    Gegen 22:00 Uhr, nach der gemeinsamen Abendandacht unter Schwestern, betrat Marie ihr Zimmer. Den verschlossenen Briefumschlag hatte sie zuvor stetig im Auge behalten – mal auf dem Schoß liegend, mal unter ihrem Gebetsbuch.
    Vorfreude ist die größte Freude; das war stets ihr Motto. Und so setzte sie sich voller Begeisterung an ihren kleinen Tisch, begann den an sie persönlich gerichteten Brief vorsichtig zu öffnen. Natürlich hatte sie stets die Zwillinge vor Augen – die Hoffnung auf positive Neuigkeiten dies betreffend war der alles überlagernde Gedanke. Und doch war da jetzt noch etwas anderes. Etwas, das sie bei all den Sorgen um die Kinder ungewohnt freudig stimmte; ein Gefühl, das ihr fremd war: der Kontakt zu einem Mann.
    Marie senkte überrascht den Kopf. Das war also der Inhalt des großen Briefumschlags: Eine Boulevard-Zeitschrift – mittig gefaltet, neuwertig. Darauf zwei mit Hand beschriebene gelbe Zettel – selbstklebend. Und eine Tüte Gummibärchen – Geschmacksrichtung sauer.
    Vieles hatte sie erwartet; das, was nun vor ihr lag, nicht. Aufgeregt las sie, was unter dem Datum von vor drei Tagen in kleiner Schrift stand:
    »Liebe Marie Kraft, leider gibt es bei Esther und Silke keine heiße Spur. Die von Ihnen erwähnte Zeitschrift, glaube ich allerdings gefunden zu haben. Der Verlag hat mir zwei Exemplare zukommen lassen. Auf Seite 12 findet sich der Artikel über Gedankenübertragung. Vielleicht fällt Ihnen etwas dazu ein. Mich selbst hat man von dem Fall abgezogen, vermutlich weil ich einen kleinen Unfall hatte. Aber ich halte die Augen offen! Ich freue mich jederzeit, von Ihnen zu hören. Eine Antwort meinerseits kann sich dann allerdings etwas verzögern, da ich noch einige Wochen in Kur verbringen muss. Mein Vater macht leider keine großen Fortschritte. Ich hoffe, Ihnen geht es soweit ganz gut. Wir finden die Zwillinge! Ihr Thomas Schlund.«
    »Ein kleiner Unfall«, sprach Marie leise vor sich hin. »Eher eine kleine Untertreibung. Ich soll mir wohl keine Sorgen machen … süß!« Sie wusste nun zumindest, dass dem Kommissar ihr Besuch an seinem Krankenbett nicht mitgeteilt worden war, sonst hätte er sich für ihren Blumenstrauß bedankt. Das mit seinem Vater war bekannt. Jeden Tag schlossen sie ihn in ihre Gebete mit ein. Er hatte im Krankenhaus auf sie alle sehr verwirrt gewirkt und schien sich an keine Person aus dem Kloster erinnern zu können.
    Auf dem zweiten gelben Zettel stand der Name Wilfried Schmidt mit dem Vermerk: »Für den Notfall vor Ort. Kommissar im Ruhestand. Hat mein vollstes Vertrauen«; darunter eine Handynummer.
    Geschickt riss Marie die Gummibärchen-Tüte auf, und eines der Bärchen verschwand umgehend in ihrem Mund. Die Geschmacksrichtung »sauer« war angenehm anders.
    Während sie mit der Zunge den winzigen Bär genussvoll abtastete, ihn gegen ihren Gaumen drückte, unbewusst damit spielte, faltete sie vorsichtig die Zeitschrift auseinander. Ein ganz bestimmtes Boulevard-Blatt hatte sie schon damals vor Augen gehabt; und das, was nun vor ihr lag, bestätigte ihre Vermutung mit den gewohnt großen und an die niederen Instinkte des Menschen appellierenden Überschriften und Bildern.
    Marie starrte auf die Titelseite, las die alten Schlagzeilen: So bunt treibt es der Adel! Warum musste die junge Schönheit sterben? Dieser Dackel erbt alles!
    Dann drückte sie die Zeitschrift gegen ihre Nase und roch daran. Eine Angewohnheit, die längst in Routine übergegangen war, allerdings etwaige Außenstehende verständlicherweise sichtlich irritierte. Ja, Marie hatte ein besonderes Gespür für Gerüche jeglicher Art. Lag etwas in der Luft, das nicht der Norm entsprach, gehörte sie zu den Ersten, der das auffiel.
    Zu der jetzt vor ihr liegenden Zeitschrift konnte sie daher nach einem

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