Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sputnik Sweetheart

Sputnik Sweetheart

Titel: Sputnik Sweetheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
Vom Netzwerk:
frisches Badehandtuch. Aus ihrer Schublade holte sie einen neuen Pyjama und legte ihn ans Kopfende. »Den kannst du anziehen. Wahrscheinlich hast du keinen mehr, oder?«
    »Darf ich heute hier schlafen?«, fragte Sumire.
    »Natürlich. Bleib einfach hier liegen. Ich schlafe in deinem Bett.«
    »Mein Bett ist bestimmt ganz durchweicht«, sagte Sumire, »die Decke und alles. Außerdem möchte ich nicht allein sein. Lass mich nicht allein. Kannst du nicht bei mir schlafen? Nur eine Nacht? Ich will nicht noch mehr Alpträume haben.«
    Miu überlegte kurz und nickte. »Aber zieh zuerst den Schlafanzug an. Eine nackte Person neben mir in diesem engen Bett würde mich nervös machen.«
    Sumire richtete sich langsam auf und kroch unter der Bettdecke hervor. Nackt stand sie auf und zog Mius Schlafanzug an. Zuerst beugte sie sich vor und stieg in die Hose. Dann kam die Jacke. Sie brauchte lange, um sie ganz zuzuknöpfen. Anscheinend hatte sie keine Kraft in den Fingern. Miu sah ihr dabei zu, ohne Anstalten zu machen, ihr behilflich zu sein. Sumire knöpfte die Jacke zu, als vollzöge sie ein religiöses Ritual. Im Mondlicht wirkten ihre Brustwarzen seltsam hart. Sie ist vielleicht sogar noch Jungfrau, dachte Miu unvermittelt.
    Als Sumire den seidenen Pyjama angezogen hatte, stieg sie wieder ins Bett und legte sich auf die eine Seite. Als Miu sich neben sie legte, nahm sie wieder den Geruch von Schweiß wahr. »Du?«, sagte Sumire. »Darf ich mich ein bisschen bei dir anschmiegen?«
    »Anschmiegen?«
    »Ja.«
    Während Miu noch überlegte, ergriff Sumire ihre Hand. Sumires Handfläche fühlte sich verschwitzt an, warm und weich. Dann legte sie beide Arme um Miu und drückte ihre Brüste gegen Mius Bauch, ihre Wange zwischen Mius Brüste. Nach einer Weile begann Sumires Körper leicht zu zittern. Sie weint, dachte Miu. Aber so richtig zu weinen schien Sumire doch nicht. Miu legte den Arm um Sumires Schulter und zog sie näher zu sich heran. Sie ist ja noch ein richtiges Kind, dachte sie dabei. Verlassen und furchtsam sucht sie die Wärme eines anderen Menschen. Wie das Kätzchen damals den Ast der Kiefer umklammerte.
    Sumire schob sich nun etwas höher, sodass ihre Nasenspitze Mius Hals streifte. Ihre Brüste berührten sich. Miu musste schlucken. Sumires Hände wanderten über ihren Rücken.
    »Ich hab dich so gern«, flüsterte Sumire.
    »Ich hab dich auch sehr gern«, erwiderte Miu. Sie wusste nicht, was sie sonst sagen sollte. Außerdem war es die Wahrheit.
    Dann begannen Sumires Finger, Mius Pyjamajacke aufzuknöpfen. Miu versuchte, sie davon abzuhalten, aber Sumire ließ sich nicht abweisen. »Nur ein bisschen«, bettelte sie. »Nur ein ganz kleines bisschen.«
    Miu konnte ihr keinen Widerstand entgegensetzen. Sumires Finger berührten Mius Brüste und umkreisten sie sanft, Sumires Nasenspitze strich über Mius Hals, Sumire berührte Mius Brustwarzen, streichelte sie sanft, nahm sie zwischen ihre Finger. Zögernd erst, dann nachdrücklicher.
     
    An dieser Stelle hörte Miu auf zu sprechen, hob den Kopf und schaute mich forschend an. Ihre Wangen waren ein wenig gerötet.
    »Ich glaube, ich muss Ihnen etwas erklären. Vor langer Zeit habe ich etwas so Unheimliches erlebt, dass mein Haar schneeweiß wurde – über Nacht und vollkommen. Seither färbe ich mir die Haare. Da Sumire das jedoch weiß und es hier auf der Insel ein ziemlicher Aufwand ist, habe ich es gelassen. War ja auch egal, hier kennt mich ja keiner. Erst als feststand, dass Sie kommen würden, habe ich es wieder schwarz gefärbt. Ich wollte nicht, dass sie einen seltsamen ersten Eindruck erhielten.«
    Lautlos verstrich die Zeit.
    »Ich habe keine homosexuellen Erfahrungen und auch nie eine derartige Veranlagung an mir bemerkt. Aber wenn Sumire so viel daran liegt, kann ich darauf eingehen, dachte ich zuerst. Zumindest war es mir nicht zuwider. Solange es Sumire war. Also wehrte ich mich nicht, als sie mich überall streichelte und mir ihre Zunge in den Mund steckte. Es war ein eigenartiges Gefühl, aber ich versuchte, mich daran zu gewöhnen, und ließ sie tun, was ihr gefiel. Ich mag Sumire sehr, und wenn es sie glücklich machte, sollte sie ruhig tun, was sie wollte.
    Doch sosehr ich mich auch bemühte, ich konnte meinen Körper und meinen Verstand nicht in Einklang bringen. Wissen Sie, was ich meine? Mein Verstand befahl mir, Sumires leidenschaftliche Berührungen zu genießen, aber mein Körper verweigerte sich und wollte Sumire nicht akzeptieren. Mein

Weitere Kostenlose Bücher