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Sputnik Sweetheart

Sputnik Sweetheart

Titel: Sputnik Sweetheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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»Ohne jeden Zweifel. So ist sie.«
    »Danke. Das genügt mir.«
     
    Miu zeigte mir Sumires Zimmer. Es war ein schmuckloser, viereckiger Raum, ein großer Würfel, in dem ein schmales Holzbett, ein Schreibtisch, ein Stuhl, ein kleiner Schrank und eine kleine Kommode standen. Neben dem Schreibtisch lag ein roter Koffer mittlerer Größe. Durch das Fenster hatte man einen Blick auf den Hügel. Auf dem Schreibtisch lag ein nagelneues Macintosh PowerBook.
    »Ich habe Sumires Sachen ein bisschen zusammengeräumt, damit Sie hier schlafen können.«
    Sobald ich allein war, wurde ich plötzlich entsetzlich müde. Es war fast Mitternacht. Ich zog mich aus und legte mich ins Bett, aber von den Aufregungen meiner langen Reise war ich noch ganz zappelig und konnte nicht einschlafen. Dass Sumire noch vor kurzem in diesem Bett geschlafen hatte, machte es mir auch nicht leichter. Vermutlich war meine Reise noch längst nicht zu Ende.
     
    Ich ließ Mius ausführliche Schilderung Revue passieren und stellte im Geist eine Liste der wichtigsten Punkte auf. Leider funktionierte mein Gehirn nur träge, und systematisch zu denken fiel mir schwer. Ich musste das Pläneschmieden auf den nächsten Tag verschieben.
    Unvermittelt drängte sich mir das Bild vor Augen, wie Sumire ihre Zunge in Mius Mund schob. Noch so etwas, worüber ich besser am nächsten Tag nachdenken sollte. Unglücklicherweise standen die Chancen, dass der nächste Tag besser werden würde als der vergangene, denkbar schlecht, aber es hatte keinen Sinn, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich schloss die Augen und fiel endlich in tiefen Schlaf.

10
    Als ich aufwachte, deckte Miu schon auf der Veranda den Frühstückstisch. Es war halb neun, und eine neue Sonne ließ die Welt in neuem Licht erstrahlen. Miu und ich aßen Eier und Toast, tranken Kaffee und blickten auf das glitzernde Meer. Zwei weiße Vögel segelten den Hang entlang zur Küste. Irgendwo in der Nähe lief ein Radio, und der Sprecher trug in schnellem Griechisch die Nachrichten vor.
     
    Mein Verstand war durch die Zeitverschiebung noch gelähmt, und es fiel mir schwer, zwischen Realität und Schein zu unterscheiden. Da saß ich nun auf einer winzigen griechischen Insel mit einer schönen älteren Frau, die ich erst gestern kennen gelernt hatte, und frühstückte. Diese Frau liebte Sumire, war jedoch außerstande, sie sexuell zu begehren. Sumire liebte und begehrte diese Frau. Ich wiederum liebte und begehrte Sumire. Sumire dagegen hatte mich zwar sehr gern, war aber weder in mich verliebt noch begehrte sie mich. Ich meinerseits begehrte eine verheiratete Frau, die ich jedoch nicht liebte. Die Lage war höchst verzwickt – wie in einem existentialistischen Theaterstück. Es ging weder vor noch zurück, und Alternativen gab es auch nicht. Zudem war Sumire auch noch von der Bühne verschwunden.
     
    Miu schenkte mir noch einmal Kaffee ein, und ich bedankte mich.
    »Sie haben Sumire sehr gern?« fragte sie mich. »Als Frau, meine ich?«
    Ich nickte kurz, während ich mein Brot mit Butter bestrich. Die Butter war kalt und hart, und es dauerte eine Weile, bis ich sie verstrichen hatte. Schließlich sah ich auf und sagte: »So etwas kann man sich wahrscheinlich nicht aussuchen.«
    Schweigend aßen wir weiter. Die Radionachrichten waren beendet, und es ertönte griechische Musik. Eine Brise zauste die Bougainvilleen, und wenn man genau hinsah, konnte man in der Ferne weiße Wellenkämme erkennen.
    »Ich habe mir überlegt, dass es das Beste ist, wenn ich sofort nach Athen fahre«, sagte Miu, während sie sich eine Orange schälte. »Am Telefon kann ich wahrscheinlich nichts erreichen, also gehe ich am besten direkt zur Botschaft. Vielleicht begleitet mich dann jemand hierher, oder ich kann in Athen auf Sumires Eltern warten und sie herbringen. Jedenfalls möchte ich Sie bitten, so lange wie möglich hierzubleiben. Die Inselpolizei wird sich vielleicht mit Ihnen in Verbindung setzen. Außerdem besteht ja auch die Möglichkeit, dass Sumire plötzlich zurückkommt. Würden Sie das tun?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Ich gehe jetzt noch einmal zur Polizei und erkundige mich nach dem Stand der Ermittlungen. Dann chartere ich mir im Hafen ein Boot, das mich nach Rhodos bringt. Ich werde wohl zwei, drei Tage unterwegs sein.«
    Ich nickte.
    Nachdem Miu die Orange geschält hatte, wischte sie mit einer Serviette die Schneide des Messers sorgfältig ab. »Übrigens – kennen Sie Sumires Eltern?«
    »Nein«, sagte

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