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Sputnik Sweetheart

Sputnik Sweetheart

Titel: Sputnik Sweetheart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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Verstand und mein Herz waren erregt, mein Körper dagegen trocken und hart wie ein Stein. Schlimm, aber was konnte ich tun? Natürlich merkte es Sumire auch. Sie war erregt, weich und feucht, aber mein Körper konnte einfach nicht darauf reagieren.
    Ich versuchte es ihr zu erklären – dass ich sie nicht zurückwiese, sondern nur unfähig sei, ihr Verlangen zu erwidern. Seit der Geschichte vor vierzehn Jahren bin ich nicht imstande, mich irgendjemandem auf dieser Welt körperlich hinzugeben. Diese Entscheidung ist an einem anderen Ort gefallen. Doch wenn ich etwas für sie tun könne, würde ich es gern tun, sagte ich. Mit meinen Fingern, mit meinem Mund, aber natürlich wusste ich genau, dass es das nicht war, was sie wollte.
    Sie küsste mich sanft auf die Wange und entschuldigte sich. ›Ich mag dich nur so sehr. Es quält mich schon so lange, dass ich es einfach nicht lassen konnte‹, sagte sie. Ich hätte sie auch lieb, versuchte ich sie zu trösten. Sie solle sich keine Sorgen machen, denn ich wolle auch weiter mit ihr zusammen sein.
    Danach vergrub Sumire lange ihr Gesicht im Kissen und weinte, als wäre ein Damm gebrochen. Die ganze Zeit habe ich ihren nackten Rücken gestreichelt, von ihren Schultern bis zu ihrer Hüfte jeden einzelnen Knochen gespürt. Wie gern hätte ich mit ihr geweint, aber ich konnte nicht.
    Damals begriff ich: Wir waren zwar großartige Reisegefährten, aber letztlich doch nur zwei einsame Klumpen Metall auf getrennten Umlaufbahnen, die aus der Ferne wie wunderschöne Sternschnuppen aussehen, in Wirklichkeit aber nichts als Gefangene ihrer jeweiligen Umlaufbahn sind, aus der es keinen Ausweg gibt. Und wenn unsere Bahnen sich zufällig kreuzen, dann können wir vielleicht für einen kurzen Augenblick unser Herz füreinander öffnen, doch schon im nächsten Augenblick sind wir wieder zwei einsame Satelliten in der Weite des Weltalls. Bis wir irgendwann verglühen und zu Nichts werden.
    Nachdem Sumire sich ausgeweint hatte, stand sie auf, hob den Schlafanzug vom Boden auf und zog ihn ruhig wieder an. Dann ging sie in ihr Zimmer zurück – um eine Weile allein zu sein, sagte sie. Sie solle nicht zu viel grübeln, riet ich ihr. Morgen sei ein neuer Tag, und alles würde sein wie immer. ›Wahrscheinlich‹, sagte Sumire. Sie beugte sich noch einmal zu mir herab und legte ihre feuchte, warme Wange an meine. Anscheinend flüsterte sie mir etwas zu, aber so leise, dass ich es nicht verstand. Als ich sie danach fragen wollte, hatte sie sich schon abgewandt.
    Sie wischte sich die Tränen mit dem Badehandtuch ab und verließ das Zimmer. Die Tür war zu, ich schlüpfte wieder ins Bett und schloss die Augen. Seltsamerweise schlief ich trotz der ganzen Aufregung sofort ein.
    Als ich am Morgen gegen sieben Uhr aufwachte, war Sumire nirgendwo im Haus zu finden. Vielleicht war sie früh aufgewacht – oder hatte gar nicht erst einschlafen können – und war allein zum Strand gegangen. Schließlich hatte sie verkündet, sie wolle eine Weile allein sein. Ich fand es schon ein bisschen sonderbar, dass sie keine Nachricht hinterlassen hatte, konnte mir aber vorstellen, dass sie nach den Ereignissen der vergangenen Nacht noch ziemlich durcheinander war.
    Ich wusch, hängte ihr Bettzeug zum Trocknen auf und setzte mich mit einem Buch auf die Veranda, um auf ihre Rückkehr zu warten. Doch der Vormittag verging, ohne dass sich etwas tat. Ich wurde unruhig und durchsuchte ihr Zimmer, obwohl sich das nicht gehört – ich fürchtete, sie sei vielleicht allein abgereist. Aber ihr Gepäck stand wie immer offen herum, ihr Pass und ihr Portemonnaie waren noch da, und in einer Ecke hingen ihr Badeanzug und ihre Socken zum Trocknen. Auf dem Schreibtisch lagen Kleingeld, ein Notizblock und ein paar Schlüssel, von denen einer der Haustürschlüssel war.
    Nun wurde es mir wirklich unheimlich, denn immer wenn wir über den Hügel zum Strand gingen, trugen wir Turnschuhe und T-Shirts über unseren Badeanzügen. In einer Segeltuchtasche hatten wir Handtücher und Mineralwasser dabei. Aber alles – Tasche, Schuhe und Badeanzug – befand sich noch an Ort und Stelle. Die einzigen Dinge, die fehlten, waren ein Paar billige Gummisandalen, die sie in einem Laden im Ort gekauft hatte, und der dünne Seidenpyjama von mir. In so einer Aufmachung bleibt doch niemand lange fort, oder?
    Am Nachmittag machte ich mich schließlich auf die Suche und hielt überall nach ihr Ausschau. Ich ging ein paar Mal ums Haus, dann zum Strand,

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