Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma

Titel: ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
Vom Netzwerk:
einfach, wie natürlich war es doch, sich dieser Umarmung zu ergeben, dieser Liebe …
    Sie liebten ihn.
    Er aber hatte sich dieser Liebe verweigert. Aus Angst, die beiden zu verletzen.
    Nun löste er sich von ihnen. Obwohl ihm war, als entziehe er sich seiner Lebensquelle, zwang er sich dazu, Abstand zu halten. Erst vor wenigen Minuten hatte er das, was hier gerade geschah, als unmöglich eingeschätzt, seinen Verlust betrauert. Er wusste nicht, ob er stark genug war, dies erneut zu tun. »Was wollt ihr von mir?«, flüsterte er. Es war mehr Flehen als Anklage.
    »Es ist nicht zu spät,
ch’te
«, antwortete Anichent. »Du kannst immer noch
chan
sein.«
    Die alten Zweifel folgten wie aufs Stichwort. Chan
für euch? Oder
chan
für uns? Können wir überhaupt zusammen sein, ohne auf ewig in die Vergangenheit zu blicken?
»Wird es je eine Zeit geben, in der ihr mich nicht für ihren Tod verantwortlich macht?«, fragte Shar mit rauer Stimme.
    Anichent bejahte ohne Zögern, Dizhei aber schwieg. Ihr Schweigen fürchtete Shar am meisten.
    »Es geht nicht um Vergebung«, sagte sie schließlich. »Anichent und ich hoffen, etwas Gutes retten zu können. Was vergangen ist, darf vergangen bleiben. Ich kann nicht versprechen, deine Entscheidungen je zu verstehen,
ch’te
, aber ich kann mit ihnen leben.«
    Shar wollte gerade etwas erwidern, da fiel sein Blick auf eine Gestalt im Türrahmen. Sie trug das zeremonielle Gewand der Hauswachen. Shar bedeutete dem
thaan
, näherzutreten und seine Kunde zu überbringen.
    »Du musst mich begleiten,
Cha
Thirishar«, sagte der Wachmann, den Kopf höflich gesenkt. »Es ist dringend.«
    Shar stutzte. »Was ist geschehen?«
    »
Zha
Charivretha ist hier.«
    Mitten in Kapitel drei war Prynn eingeschlafen. Doch die verstörenden Träume von den Marskolonisten ihres Romans, die in ihrer eigenen Station von fremden Parasiten kontrolliert wurden, weckten ein dringendes Bedürfnis in ihr. Sie brauchte ein Badezimmer. Prynn verscheuchte die Traumbilder, öffnete die Augen und fand den Schlafraum kaum verändert vor. Seit Thias Aufbruch hatte die Zahl der ausgebreiteten Matten ein wenig zugenommen. Überall schliefen Andorianer friedlich. Von Phillipa und Shar fehlte allerdings noch jede Spur. Verschlafen sortierte sich Prynn aus ihrem Schlafbündel und tastete nach ihren Pantoffeln. Ob sie sich bedecken musste, eine Art Morgenmantel brauchte? Und wo war das Bad gleich wieder?
    Vage entsann sie sich Thias Wegbeschreibung, bog in den Korridor und schlurfte ihn entlang. Zu ihrer Überraschung fröstelte sie weniger als erwartet, wenngleich sie sehen konnte, wie der Sturm draußen Äste und andere lose Gegenstände gegen die Fenster blies. Wasser lief die Scheiben aus transparentem Aluminium hinab, prasselte mit unablässiger Intensität gegen Dach und Außenmauern.
    Prynn erreichte einen dunkelgrauen Torbogen, trat in einen zweiten Gang und gähnte. Sie suchte nach etwas, das auf Toiletten hinweisen mochte, und fand eine nur angelehnte Tür. Auf ein übermüdetes Hirn wie das ihre machte dieser Fund durchaus Eindruck, hatte sie seit ihrer Ankunft in der Festung doch keine einzige Tür gesehen. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, ihr Atem ging schneller. Fahles Licht fiel durch den schmalen Spalt auf den Gang hinaus. Es lockte sie, und sie konnte einfach nicht widerstehen. Vorsichtig öffnete Prynn die Tür weiter. Schließlich gab es nichts zu befürchten, oder? Nichts zu befürch…
    Schon auf der Schwelle wusste sie, dass sie nicht hier sein sollte. Sie hatte kein Recht dazu. Doch ihr Wissenshunger war stärker als ihr Anstand. Also ging sie weiter.
    Sie blickte auf den durchsichtigen Deckel des Sarges, in dem sich ihr eigenes Gesicht spiegelte und das von Thriss überlagerte.
    Selbst im Tod war Shars
zh’yi
noch wunderschön. Prynn strich über die durchsichtige Abdeckung, als wäre sie das weißblonde Haar, das sich unter Thriss’ Kopf und Schultern ausbreitete. Die Lippen der Verstorbenen wirkten feucht und zart. Sie waren leicht geöffnet, als hätte sie den letzten Atemzug nie vollendet.
Welch ein Verlust
, dachte Prynn.
Welch ein Schmerz in so vielen Leben
.
    Ein Moment wie dieser wird mir mit meiner Mutter nie vergönnt sein
. Sie hatte kein physisches Andenken an Ruriko, nicht einmal sterbliche Überreste.
Und auch Shar wird er nicht gewährt!
    Die Hände auf den Sarg gestützt, beugte sie sich vor, bis ihre Stirn den Deckel berührte. Sie studierte Thriss’ regloses Antlitz und wünschte

Weitere Kostenlose Bücher