ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
zeigt Fotos von uns herum«, sagte Shar.
»Vielleicht suchen die gar nicht nach uns.«
»Garantiert suchen sie uns! Mich überrascht, dass wir es überhaupt so weit geschafft haben. Thantis verschwendet keine Zeit, wenn sie etwas haben will – insbesondere, wenn man sie provoziert.«
Im selben Augenblick sahen der Wachmann und die
zhen
, die er befragte, vom Padd auf und direkt in ihre Richtung. Der Wachmann berührte ein Komm-Gerät an seinem Kragen.
Shar zog Prynn schnell zurück in die Menge, ließ sich von ihr treiben. »Uns bleiben drei Stunden bis Sonnenaufgang. Willst du versuchen, den Behörden zu entwischen?«
»Ich wäre dabei, wenn du dabei bist.«
»Wir müssen in dreißig Sekunden durch diese Tür dort verschwunden sein. Dann sperren sie nämlich die Brücke. Schaffen wir’s ins Gebäudeinnere, nehmen wir den Fahrstuhl und fahren so weit nach unten, wie wir können. Und gehen den Rest per Treppe.« Er drückte ihre Hand. »Schätze, hier beginnt unser Piratendasein.«
»Echt witzig, Shar.«
Kapitel 6
»Ich finde sie nirgends.«
Phillipa stand auf der Schwelle von Thantis’ Arbeitszimmer. Das war sicherlich nichts Neues, aber ihr war aufgetragen worden, die beiden zu suchen, und sie fühlte sich diesem Auftrag verpflichtet. Durch die schwache Quarzbeleuchtung in der fensterlosen, heruntergekommenen Kammer konnte sie kaum erkennen, wo genau die
zhen
saß. Da waren ein Schrank, ein Sessel, dessen Polsterung durch einen Riss im Bezug quoll, und an der Wand ein unfertiger Zierteppich. Mehrere mit Garn umwickelte Spindeln lagen in einem Korb. Phillipa trat ein und lugte hinter eine steinerne Säule.
Thantis saß über ihren Tisch gebeugt, einen Pinsel in der Hand, und bemalte gerade eine tönerne Maske mit blauen, grünen und goldenen sich überlappenden Rauten. »Wie es scheint, haben Ihre jungen Leute eines der Shuttles geborgt, mit denen wir unsere Textilien zum und vom Markt transportieren«, sagte die
zhen
, ohne von ihrer Tätigkeit aufzublicken. »Sie waren wohl bereits fort, als wir unsere Suche begannen.« Plötzlich hob sie den Kopf und bedeutete dem Counselor, näher zu treten. »Bitte setzen Sie sich.« Thantis tauchte ihren Pinsel in ein gläsernes Wasserbehältnis, griff sich einen neuen von einem Tablett und malte weiter.
Es standen gleich mehrere Stühle und Hocker zur Auswahl. Phillipa entschied sich für einen bequem wirkenden, mit Leder gepolsterten Lehnstuhl gegenüber von Thantis und wartete.
»Haben Sie Ihre Trauermaske bereits begonnen?«
»Mir war nicht bewusst, dass …«
»Verzeihen Sie, Commander. Sie sind ja noch keinen Tag hier! Ich lasse Ihnen morgen eine bringen. Sie werden sie für die Entsendung brauchen.« Thantis lehnte sich zurück und betrachtete ihr Werk. »Das muss für den Moment genügen. Ich schicke die meine übermorgen zum Brennofen. Das gibt Ihnen die Zeit, Ihre eigene Glasur fertigzustellen.« Sie schälte sich aus dem mit getrockneter Farbe und Ton besprenkelten Kittel, wischte sich die Hände an einem Handttuch ab und warf beides in den Recycler. Dann ließ sie sich Phillipa gegenüber in einen Sessel fallen.
Das Kinn auf eine Hand gestützt, studierte die
zhen
ihre Besucherin. Nur die zitternden Antennen verrieten ihre innere Unruhe. Thantis vermochte nicht still zu sitzen, spielte mit dem Saum ihrer roten
Ceara
, lehnte sich mal vor, mal zurück. Im Gegensatz zur makellos manikürten Vretha hatte sie Farbe unter den Nägeln, die Nagelhaut rissig. Ihre von einem Schal zusammengehaltenen Zöpfe reckten sich in alle Richtungen. Ihre Nervosität erinnerte Phillipa an Thriss.
Phillipa lächelte neutral, sagte aber nichts. Jahre voller Therapiesitzungen hatten sie gelehrt, Schweigen als Hilfsmittel zu begreifen. Wenn jemand sprechen wollte, würde er es tun, sobald er dafür bereit war. Phillipa befand sich aufgrund Thantis’ Einladung in Cheen-Thitar, und es oblag Thantis, ihr zu sagen, was sie von ihr benötigte.
Dann endlich: »Haben Sie mit Charivretha gesprochen?«
Phillipa wusste von der angespannten Atmosphäre zwischen den
Zhaveys
und fühlte sich verpflichtet, die Situation nicht weiter zu verschärfen. Entsprechend sorgfältig wählte sie ihre Worte: »Ja. Ihre Unterhaltung mit Shar endete unschön. Dennoch rechnete sie damit, er würde sie nach Zhevra begleitet. Dass er nun mit Prynn aufbrach, überraschte sie.«
»So geschickt Vretha in der Politik auch ist, wenn es um ihren
Chei
geht, benimmt sie sich so ungeschickt wie
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