ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
Fingern Staub weg. »Wissen Sie, Counselor, ich habe Ihren Bericht so oft gelesen, dass ich ihn auswendig kenne. Ich hing an jedem einzelnen Wort, als fände ich darin die Antwort auf meine eigene Frage: Wo habe ich als ihre
Zhavey
versagt? Aber Sie? Sie taten, was immer Sie konnten.«
»Hatte Thriss eine Vorgeschichte bezüglich Depressionen?«
»Sie reagierte sensibler als die meisten andorianischen Kinder auf ihre Umgebung. War sie glücklich, brannte ein wahres Feuer in ihr – war sie verzweifelt, kannte ihre Verzweiflung kein Maß. Sie nahm sich alles zu Herzen: Kritik, Lob, Druck. Ich weiß, dass ihre hypersensible Art sie emotional belastete.«
»Und medizinisch …«
»Das lässt sich nicht definitiv sagen. Ihre emotionale Unausgeglichenheit schien eher den Umständen als physiologischen Ursachen geschuldet zu sein.«
»Das habe ich vermutet«, sagte Phillipa. Es erleichterte sie ein wenig, dass sie und Dr. Tarses keine himmelschreienden Fehldiagnosen erstellt hatten.
Eine lange Pause folgte. Phillipa wusste nicht, was sie sagen sollte – und was besser nicht.
»Verraten Sie mir bitte eines: Wie allein
war
sie, als sie starb?«
»Anichent und Dizhei waren …«
Thantis drehte sich wieder zu ihr um, die Hände flach an die Brust gepresst. »Nein. Ich meine hier drin. In sich.« Sie tippte gegen ihren Oberkörper. »Hatte sie sämtliche Bande zum Ganzen getrennt?«
Tränen stiegen Phillipa in die Augen. Sie konnte nicht anders, als sich vorzustellen, sie wäre an Thantis’ Stelle.
Verflucht. Ich bin so entsetzlich unprofessionell
. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, dass Thriss ihre letzten Stunden in der Fürsorge jener verbrachte, die sie liebten, aber das kann ich nicht. Ich glaube, genau diese Trennung vom Ganzen war es, die sie dazu trieb, sich das Leben zu nehmen.«
Thantis schüttelte den Kopf und schenkte Phillipa eine traurige Variante des sanften Blicks, den diese als andorianisches Lächeln zu interpretieren gelernt hatte. »Vielleicht ist sie auch am Ganzen erstickt.«
»Warte«, rief Prynn atemlos, die Hände an den stechenden Seiten. Zwei Fahrstuhlfahrten und mehr wacklige Gitterstufen als sie zählen konnte – und die sie und Shar in wahnsinnigem Tempo nahmen – hatten schmerzende Spuren hinterlassen. Die rauchgeschwängerte Luft machte das Atmen zudem nicht leichter. Je weiter sie in die Tiefen von Harbortown hinabstiegen, desto schlechter wurde sie.
»Wir halten hier«, sagte Shar und prüfte das Schloss an der Tür des Treppenhauses. Ein paar feste Züge später gaben die rostigen Metallriemen auf der Abdeckung des Sicherheitsterminals nach und den Blick auf den dahinter liegenden Mechanismus frei. Shar brauchte nur Sekunden, den Verschluss zu überlisten. Der Weg zu Ebene sieben stand ihnen offen.
Die Unterstadt hatte kaum etwas mit den schicken Bezirken weiter oben gemein. Verfallene Bauten mit leeren Fensterlöchern säumten die Straßen. Schutt, Plasteel-Brocken, schmierige Abfälle und verschimmelnde Obstkerne sammelten sich in den Rinnsteinen. Prynn hörte das Trappeln kleiner Tierfüße auf dem Pflaster.
Als sie nach Shar auf die Straße trat, stolperte sie, denn die abgewetzten Steine waren glitschig von Algen und Schmutz, und schaffte es gerade noch, ihren Sturz mit den Händen abzufedern. Sofort ging Shar neben ihr in die Knie, untersuchte sie nach Schnitten und Hautabschürfungen, und reichte ihr dann helfend die Hand. Bevor Prynn sie ergriff, wischte sie sich die braune Schmiere von den eigenen und versicherte ihm, dass es ihr gut ging. »Eine Frau lebt nicht vom Adrenalin allein«, scherzte sie schwach und blinzelte die Müdigkeit weg. Das Stehen fiel ihr noch schwer. »Ich bräuchte mal eine Pause.«
»Sobald ich ein sichereres Versteck für uns gefunden habe. Versprochen.«
Umgeben von den kitschigen Ebenbildern des Hausschmucks der Oberstadt, joggten sie an kleinen Gruppen buntbemalter Feiernder vorbei. Mehr als einmal stolperte Prynn fast über einen der Betrunkenen, die bewusstlos in den Hauseingängen lagen. Ein Geruch von sauren, fermentierten Getränken verpestete die Luft. Dennoch war diese Ebene nahezu verlassen, verglich man sie mit dem Trubel von oben. Entsprechend schnell kamen Prynn und Shar voran. Sie duckten sich hinter Hausecken, huschten über Brücken und drängten in kaum beleuchtete Seitengassen, wo das konstante Rauschen des Kanalwassers ihr einziger Gefährte war. Ob das Sicherheitsteam ihnen noch immer folgte?
Aus einem nicht
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