ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
du das wirklich?« Er beobachtete, wie sie mit den Worten rang. Schließlich traf sie ihre Wahl, und in ihr Mienenspiel kehrte Ruhe ein.
»Ja. Ja, das denke ich.«
»Dann entschuldige dich nicht. Entschuldige dich niemals.« Damit ging er weiter und spürte die Blicke der anderen in seinem Rücken.
»Mehr hast du nicht zu sagen?«, fragte Thia.
Shar antwortete, ohne sich umzudrehen: »Ich könnte noch betonen, wie ironisch es ist, meinen langjährigen Streit mit meiner
Zhavey
von zwei anderen Personen nachgespielt zu sehen, aber davon abgesehen – nein.«
»Wie kannst du zulassen, dass eine Fremdweltlerin auf diese Weise von Shathrissía spricht?«
Shar hielt inne und sah sie skeptisch an. »Wie kannst du als Wissenschaftlerin ihre Argumente ignorieren? Es stimmt – Prynn wird die Umstände, die unsere Kultur prägten und uns vorm Aussterben bewahren sollen, vermutlich nie nachvollziehen können, aber ich finde, sie hat die Folgeschäden ziemlich gut umrissen. Mag sein, dass wir uns die Zeit zur Rettung unserer Spezies erkaufen … Jedoch frage auch ich mich, ob das reine Überleben ein ausreichender Lebensgrund ist.«
»Das reicht jetzt«, fuhr Phillipa auf, bevor Thia erneut das Wort ergreifen konnte. »Ich verstehe die Wichtigkeit dieser Unterhaltung, doch ihr Zeitpunkt ist schlecht gewählt. Sie behindert unsere Mission, und deshalb endet sie hier.« Sie blickte nach vorn. »Wir haben ohnehin dringendere Probleme.«
»Sir?«, wunderte sich Prynn.
»Seht mal nach oben.«
Das gesamte Team tat wie geheißen. Eine dunkle Wolkenmasse zog über den Himmel, und in der Luft hing das Grollen fernen Donners.
Shar sah auf seinen Trikorder. »Zwei Luftmassen kollidieren. Der barometrische Druck fällt rapide. Jede Sekunde kann ein Sturm über uns hereinbrechen.«
»Lauft«, sagte Thia, und ihre Worte straften ihre gefasste Körperhaltung Lügen. »Wir müssen dringend hier weg.«
Sie hatten erst wenige hundert Meter hinter sich, als der Regen die Schlucht erreichte und das glatte Gestein zu einer Rutschgefahr machte. Prynn verlor mehrfach den Halt. Mal verdrehte sie sich den Knöchel, mal scheuerte sie sich das Knie auf. Der Regen kam schneller, als sie ihn wegblinzeln konnte, und sie kam nur noch vorwärts, indem sie sich mit den Händen an den Felswänden entlanghangelte. Das ohrenbetäubende Prasseln des Regens übertönte jedes andere Geräusch. Stolpernd knallte sie gegen einen Stein, und als sie weiter wollte, gab der Schlamm ihre Stiefel nicht mehr frei.
Dann lag eine Hand auf ihrem Arm. Shar. Er zog sie aus dem Dreck und ließ sie erst los, als sie den gewundenen Weg hinter sich und eine Öffnung erreicht hatten – die Große Schwemme, eine karge Mondlandschaft voller Krater und Geröll. Der kürzeste Weg auf die andere Seite führte durch und um Lavakrater und runde, pilzähnliche Auswüchse. Prynn sah hinter sich, wo Phillipa und Thia das Tempo hielten, und begann, mit Shar zur anderen Seite zu joggen.
Bis sie den Lärm hörte. Eine Windbö jagte durch die Schwemme, der Boden bebte.
Eine Sturzflut kam!
Panisch sah sie zu Shar.
Nach oben. Wir müssen nach oben
. Durch den Vorhang aus Regen erspähte sie am anderen Ende der Schwemme eine Reihe dicker grauer Gesteinsfinger am Hang der einstigen Küste.
Sie rannten los.
Matsch und Wasser spritzten unter ihren Füßen auf. Prynn holte das Letzte aus ihren Beinen und Armen heraus. Sie keuchte, schluckte Regenwasser, ließ die Furcht Treibstoff ihrer Flucht werden. Neben sich konnte sie ihre Gefährten ausmachen: dunkle Formen, die zum Hang eilten.
Und das Rauschen nahm zu, hallte durch die Schluchten. Prynn kletterte als Erste auf den Felsvorsprung, stemmte sich mit den Füßen dagegen und zog erst Shar, danach Phillipa in Sicherheit.
Die Flut kam. Eine tosende Wand schlammigen Wassers brach aus dem Tal, das sie noch vor Minuten durchschritten hatten, und brachte Felsgestein, Pflanzen und entwurzelte Bäume mit.
Unter sich sah Prynn etwas Schwarzes im verschwommenen Regengrau: Thias Turban.
Sie zögerte nicht. Sie sprang von dem Vorsprung, rutschte den Hang wieder hinunter und stemmte sich mit den Füßen in den Matsch, um zu bremsen. Als sie Thia erreichte, sah sie sofort, dass die
zhen
mit dem Fuß in einer Felsspalte steckte. Prynn schob die Arme unter Thias Achseln und zog. Selbst durch das Tosen hindurch hörte sie noch Thias Schmerzensschrei.
»Streck die Zehen aus«, brüllte Prynn. »Mach den Fuß ganz flach.« Sie hörte sich kaum
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