ST - Die Welten von DS9 2: Andor - Paradigma
selbst.
Thia biss die Zähne zusammen und gehorchte. Beim nächsten Versuch glitt ihr Fuß aus der Spalte. Prynn legte ihren Arm um die Hüfte der
zhen
, Thia den ihren um Prynns Schultern. Thia stützte sich auf sie und gemeinsam eilten sie zum Vorsprung zurück. Ein kurzes Zögern und die gierige Flut würde sie verschlingen. Prynn fiel das Atmen schwer. Ihre Muskeln zitterten. Dennoch kämpfte sie weiter, erreichte den Hang – und war in Sicherheit.
Shar hatte bereits das Kletterseil herabgeworfen. Prynn schob Thia darauf zu, wickelte es der
zhen
um die Schultern und unter ihren Armen hindurch. Während Shar zog, kletterte Prynn mit Phillipas Hilfe den Hang hinauf. Dann saßen sie schweigend da, beobachteten die reißenden Wassermassen. Sie schäumten und tobten, rissen an Felsen und Bäumen, nahmen Sand und Schmutz mit sich.
Der Regen verging so schnell, wie er gekommen war. Die Wolken teilten sich und gaben den Blick auf das ewig stille Gesicht der Nacht frei. Nach und nach sank der Wasserpegel, der Strom kam zur Ruhe. Er hatte einige Stromschnellen gebildet, doch die größte Gefahr war vorbei.
Während sie darauf warteten, dass sich die Wetterverhältnisse stabilisierten, kümmerte sich Phillipa um Thias Knöchel und verabreichte ihr ein leichtes Schmerzmittel. Prynn war unverletzt, sah man von einigen Kratzern im Gesicht ab. Thia wollte sich bedanken, doch sie winkte nur ab. Sie hätte bei jedem so gehandelt, das hatte nichts mit Edelmut zu tun. Ohnehin fühlte sie sich nach ihrem hitzigen Streit alles andere als edel, ganz gleich, was Shar sagte.
Dieser verteilte gerade Rationsriegel.
»Wir bräuchten ein Wasserfahrzeug, um das Becken zu durchqueren«, sagte Thia. »Die ursprüngliche Route ist nicht mehr. Ich fürchte, wir müssen diese Wand weiter hinaufklettern und auf den Ebenen weitergehen. Nach drei oder vier Kilometern auf dem Plateau kommt ein Weg, der uns wieder in die Korallenschlucht und auf den Tempelpfad bringt.«
»Kannst du denn noch gehen?«, fragte Phillipa.
Thia nickte und bewegte den Fuß.
Phillipa verstaute ihr Medikit. »Geh du voran, Shar. Ich folge hinter Prynn und Thia.«
Shar wickelte das Seil auf und trat zur Seite auf einen weiteren Felsvorsprung. Die Hände nach oben gestreckt, tastete er sich vor, suchte nach der besten Stelle für einen neuen Kletterhaken.
Um der Gefahr zu entgehen, in das schlammige Wasser abzurutschen, bewegten sie sich nur langsam vorwärts. Der Abend kam, und sie kletterten noch immer. Phillipa hatte bislang nur einen einzigen Fehler gemacht – sie hatte das Seil hinter Prynn nicht wieder straff gezogen. Da sie es zu locker werden ließ, verlor sie den Halt, kippte nach hinten weg und baumelte plötzlich völlig in der Luft. Sie war aber klug genug, ihren Körper zu strecken, sodass sie mit dem Rucksack und nicht dem Gesicht voran gegen die Felswand schlug. Shar, der ihren Aufstieg von oben beaufsichtigte, stabilisierte ihre Position. Nach einigen kostbaren Minuten – und das Gesicht voller rauer Sandsteinkrümel – fand Phillipa endlich eine Stelle, an der ihr Fuß Halt fand und sie weiterklettern konnte.
Irgendwann war auch sie wieder auf festem Boden – zumindest hatte sie keinen festeren gesehen, seit das Wasserfahrzeug sie vor fünf Stunden am Strand abgesetzt hatte.
Das Licht war hier oben so grell, dass sie für einen Moment nichts erkennen konnte. Sie senkte den Blick, kniff die Augen zu und blinzelte. Ihr Nacken war steif geworden, und als sie ihn mit den Fingern massierte, ließ der Schmerz sie zusammenzucken. Knoten, groß wie Kieselsteine, widersetzten sich ihrer Berührung.
Jetzt ist nicht die Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen
, entschied sie. Vermutlich litt sie unter Schlafmangel, war dehydriert und ausgehungert.
Was kommt als Nächstes?
Shar, Prynn und Thia knieten in einem Halbkreis. Zwischen ihnen, auf einem Rucksack, lag der Trikorder. Phillipa hörte zu, wie die anderen die weitere Route besprachen.
Sie haben alles im Griff. Ich kann mich beruhigt der Ausrüstung widmen, bis es weitergeht
.
Als sie aufstand, schoss ein brennender Schmerz durch ihren Körper. Phillipa befühlte ihre Stirn: heiß. Als sie auf ihre Hand blickte, fielen ihr rote Striemen auf – und etwas, das nach Pusteln aussah. Sie juckten. Phillipa rieb die Hand an ihrem Expeditionsanzug. Seit ihrem Aufbruch war sie Dutzenden Allergenen ausgesetzt gewesen.
Verdammt. Ich werde mir hinterher Salben besorgen müssen
.
»Seid ihr startklar?«,
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